Susanne Heinzl

MMP

Das Jahr 2003 brachte wieder einmal für Apotheker viele einschneidende Veränderungen im gesundheits- und versorgungspolitischen Bereich. Weniger Neuerungen als in den letzten Jahren gab es dagegen bei den neu eingeführten Arzneimitteln. Richtige Neuentwicklungen mit neuem Wirkungsmechanismus waren 2003 eher selten: Der Fusionshemmer Enfuvirtid (Fuzeon®) wird bei HIV-Infektion eingesetzt. Enfuvirtid verhindert die Fusion des HI-Virus mit der Wirtszelle und bietet damit im Vergleich zu den bisher zur Verfügung stehenden Substanzgruppen einen ganz neuen Therapieansatz.

Emtricitabin (Emtriva®) ist ein synthetisches Nucleosid-Analogon, das wie eine Reihe anderer HIV-Medikamente an der reversen Transcriptase angreift.

Das kurzkettige Parathormonfragment Teriparatid (Forsteo®) stimuliert direkt die Knochenneubildung und bietet eventuell die Möglichkeit, die Osteoporose-bedingte Knochenzerstörung zumindest zum Teil wieder umzukehren.

Laronidase (Aldurazyme®) ist eine rekombinante Form der humanen Alpha-l-Iduronidase. Sie ist zur Langzeit-Enzymersatztherapie bei Patienten mit gesicherter Diagnose einer Mukopolysaccharidose I (Alpha-l-Iduronidase-Mangel) indiziert, um die nicht-neurologischen Manifestationen der Erkrankung zu behandeln.

Miglustat (Zavesca®) ist bei Patienten mit Morbus Gaucher indiziert, bei denen eine intravenöse Enzymsubstitution nicht in Frage kommt. Miglustat hemmt das Enzym Glucosylceramid-Synthase, das für den ersten Schritt in der Synthese der meisten Glykolipide verantwortlich ist.

Mit Pegfilgrastim (NeulastaTM) steht nun auch eine pegylierte Form des Wachstumsfaktors Filgrastim zur Verfügung. Durch die Pegylierung wird die Halbwertszeit auf 15 bis 80 Stunden verlängert.

Zwei weitere Phosphodiesterasehemmer, nämlich Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra®), machen nun Sildenafil (Viagra®) zur Behandlung der erektilen Dysfunktion Konkurrenz. Die Wirksamkeit aller drei Substanzen ist vergleichbar. Tadalafil weist eine längere Wirkungsdauer auf als Sildenafil. Vardenafil flutet schnell an, die Wirkung tritt meist innerhalb von 20 Minuten ein.

Lange war Finasterid (Proscar®) der einzige
5-Alpha-Reductasehemmer im Handel, nun kam mit Dutasterid (Avodart®) ein weiterer Vertreter dieser Gruppe dazu. Es wird zur Behandlung der mäßigen bis schweren benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt.

Das Virostatikum Adefovirdipivoxil (Hepsera®) ist das erste Nucleotidanalogon zur Behandlung einer chronischen Hepatitis-B-Virus-Infektion.

Valdecoxib (Bextra®) ist ein weiterer COX-2-Hemmer, der zur Behandlung von Arthrose, chronischer Polyarthritis und primärer Dysmenorrhö zugelassen ist.

Adalimumab (Humira®) ist ein humaner Antikörper, der wie Infliximab TNF-alpha bindet und zur Behandlung der chronischen Polyarthritis eingesetzt wird.

Natürlich geht der Fortschritt in kleinen Schritten, nicht in jedem Jahr ist der große „Knüller“ zu erwarten. Dennoch ist in den letzten Jahren unverkennbar, dass aufgrund der massiven politischen Eingriffe ins Gesundheitssystem die Innovationsfreude und Investitionsbereitschaft deutlich zurückgegangen ist. Insofern mag das unsägliche Wort „Gesundheitsreform“ tatsächlich eine gewissen Inhalt haben – wir müssen „Gesundheit“ vielleicht einfach anders definieren, dann sind wir auch mit weniger zufrieden …

Dies gilt aber keinesfalls für unsere Arbeit. Wir werden unseren Lesern auch 2004 eine aktuelle und fundiert recherchierte Med Mo Pharm liefern. Denn fundierte Ausbildung und regelmäßige Fort- und Weiterbildung sind die Grundlagen einer kompetenten Beratung, die den Apotheker künftig immer stärker von konkurrierenden Verteilungssystemen unterscheidet.

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