Pharmakologie aktuell

Stimulation der Knochenneubildung mit Teriparatid

Teriparatid (Forsteo®) ist ein biotechnisch hergestelltes Fragment des Parathormons, das die Neubildung von Knochen fördert und so zum ersten Mal eine Möglichkeit bietet, eine Osteoporose-bedingte Knochenzerstörung eventuell umzukehren.

ÜbersichtMichael Medinger, Jens Soltau, Clemens Unger und Joachim Drevs, Freiburg

Rezeptor-Tyrosinkinasen

Angriffspunkte für neue Tumortherapien

Die konventionelle Chemotherapie ist nur wenig spezifisch für Tumorzellen und verbunden mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen auf normale Zellen. Daher ist die Entwicklung neuer Medikamente mit spezifischeren Wirkungsmechanismen von großer Bedeutung. In den letzten Jahren wurden zahlreiche viel versprechende Krebsmittel entwickelt, die intrazelluläre Signaltransduktionswege oder extrazelluläre Zellstrukturen als Angriffsziel haben. Die effektivsten Substanzen, die sich im klinischen Einsatz befinden, gehören zur Gruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren. In den letzten Jahren wurden verschiedene Tyrosinkinase-Rezeptoren als Regulatoren des Wachstums von Tumoren identifiziert, die in verschiedenen Tumoren unterschiedlich exprimiert werden. So wurden spezifische Hemmstoffe oder Antikörper entwickelt und in klinischen Studien geprüft. Das Ausmaß der Expression dieser Tyrosinkinase im Tumorgewebe bestimmt die Indikation für die jeweilige Tumorart. Imatinib (Glivec®) hemmt die BCR-ABL-Tyrosinkinase; Gefitinib (Iressa®) hemmt die EGF(epidermal growth factor)-Rezeptor-Tyrosinkinase; Trastuzumab (Herceptin®) inhibiert die Her2/neu-Tyrosinkinase und PTK787/ZK 222584 die VEGF(vascular endothelial growth factor)-Rezeptor-Tyrosinkinase. Imatinib, Gefitinib, Trastuzumab und PTK 787/ZK 222584 werden in diesem Beitrag als Repräsentanten der selektiven Tyrosinkinase-Inhibitoren diskutiert, während ZD6474 und SU6668 als Repräsentanten von „Multitarget“-Tyrosinkinase-Inhibitoren besprochen werden.

ÜbersichtThilo Bertsche und Martin Schulz, Berlin

Melatonin

Eine klinisch-pharmakologische Bewertung

Das Neurohormon Melatonin findet immer wieder das Interesse von Patienten, Ärzten und Apothekern. In der Diskussion sind insbesondere die Anwendungen bei Schlafstörungen, Jetlag, Tag-Nacht-Adaptation von Blinden oder im Schichtdienst. Außerdem finden sich Angaben zum Einsatz bei Tumorerkrankungen oder Kopfschmerzen. Aber auch als so genannte natürliche Pille oder Anti-Aging-Mittel wird Melatonin beworben. Wie wirkt es? Gibt es klinische Daten, die einen therapeutischen Einsatz rechtfertigen? Ist eine Anwendung rechtlich überhaupt möglich?

Fragen aus der Praxis

Piercings und Tattoos – ein Gesundheitsrisiko?

Piercings und Tätowierungen sind heutzutage bei Jugendlichen sehr beliebt. In der täglichen Praxis wird daher häufig auch in der Apotheke zu diesem Thema nachgefragt. Welche hygienischen Maßnahmen sind zur Infektionsprophylaxe bei Piercings und Tätowierungen zu treffen? Wie lange sollte man von Schwimm- oder Sportunterricht nach Piercing oder Tätowierung fernbleiben?

MMP-InformationsforumDr. Barbara Kreutzkamp, München

Asthma bronchiale

Exazerbationsschutz durch Kombination Fluticason und Montelukast

In Kombination mit dem inhalierbaren Glucocorticoid Fluticason führt der Leukotrienrezeptor-Antagonist Montelukast zu einem vergleichbaren Schutz vor akuten Asthmaexazerbationen wie die additive Gabe des lang wirksamen Beta-Agonisten Salmeterol.

MMP-InformationsforumRosemarie Ziegler, Albershausen

Methylxanthine

Nutzen bei COPD-Exazerbation nicht belegt

Die gegenwärtige Datenlage liefert kein Argument für den zusätzlichen Einsatz von Methylxanthinen zur Standardtherapie bei Patienten mit exazerbierter chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD).

MMP-InformationsforumRosemarie Ziegler, Albershausen

Refluxösophagitis

Adipositas und Estrogene erhöhen Refluxrisiko

Zwischen der Körpermasse und den Symptomen der Refluxkrankheit besteht eine signifikante Verbindung, die bei prämenopausalen Frauen oder unter Hormontherapie noch stärker ausgeprägt ist.

MMP-InformationsforumDr. Barbara Kreutzkamp, München

Adipositas

„Sättigungspeptid“ PYY wird zu wenig gebildet

Das Peptidfragment PYY reduziert nach intravenöser Gabe sowohl bei schlanken als auch bei adipösen Menschen den Appetit und die Kalorienzufuhr. Die PYY-Nüchternwerte sind bei Dicken erniedrigt.

MMP-InformationsforumDr. Barbara Kreutzkamp, München

Bluttransfusionen

Erste Fälle einer West-Nil-Virusübertragung in den USA

Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind in den USA seit 1999 bekannt. Mittlerweile sind 23 Fälle dokumentiert, in denen die in der Regel harmlos verlaufende und durch Mücken verbreitete Infektion per Bluttransfusion auf teilweise schwerkranke Patienten übertragen wurde.

MMP-InformationsforumDr. med. Julia Hofmann, Grafing

HIV-Therapie

HAART-Verschreibungsfehler und ihre Prävention

Verschreibungsfehler im Zusammenhang mit der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) führen zu Therapiefehlern, denen Resistenzentwicklungen und Arzneimitteltoxizität folgen können. Ursachen sind unter anderem die Unkenntnis von HIV-Behandlungen, die Komplexität der Regime und Verwechslungen ähnlich klingender Medikamentennamen.

MMP-Informationsforumsh

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Olsalazin zu den Mahlzeiten einnehmen

Eine sechsmonatige Praxis-Studie bei 240 Patienten mit Colitis ulcerosa zeigte, dass die Behandlung mit Olsalazin (Dipentum®) bereits nach sechs Wochen zu einem deutlichen Rückgang der akuten Symptomatik führte. Durchfall als Nebenwirkung trat in dieser Studie nur sehr selten auf, da den Patienten empfohlen wurde, das Präparat zu den Mahlzeiten einzunehmen.