Brustkrebs: steigende Inzidenz, sinkende Sterblichkeit


Weltweit stieg die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs erkrankten, in den letzten 30 Jahren deutlich an. In Europa erkrankten im Jahr 2004 360 746 Frauen, 129 010 starben aufgrund eines Mammakarzinoms. Es gibt keinen Teil der Erde, wo die Inzidenz der Erkrankung deutlich geringer wäre als in anderen Teilen, und es ist nicht bekannt, ob eine bestimmte Frauen-Gruppe ein besonders geringes Risiko hat. Während die Zahl der erkrankten Frauen ständig zunimmt, sinkt seit Anfang der 1990er Jahre in vielen, aber nicht in allen Ländern die Sterblichkeit. Die Primärprävention kann es vermutlich nicht sein, denn alle derzeit bekannten Risikofaktoren nehmen eher zu, beispielsweise steigt das Alter, in dem Frauen zum ersten Mal gebären, der Verbrauch von oralen Kontrazeptiva und Hormonersatztherapie nimmt zu, Alkoholkonsum und Übergewicht werden ebenfalls nicht weniger.

Der Chemoprävention mit Tamoxifen kommt ein gewisse Bedeutung zu. So kann durch Tamoxifen die Brustkrebs-Inzidenz deutlich verringert werden. Kehrseite der Medaille: die Nebenwirkungen von Tamoxifen. Derzeit wird deshalb nach Möglichkeiten gesucht, wie die positiven Wirkungen des Antiestrogens erhalten oder verstärkt und die negativen verringert oder beseitigt werden können.

Ziel des Mammographie-Screenings ist es, die Letalität durch frühe Diagnose zu senken, die damit eine wirksame Behandlung der Erkrankung erlaubt, wenn sie noch in einer heilbaren Phase entdeckt wird. Für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren gibt es zahlreiche Belege für die Effektivität der Mammographie. Bei diesen Frauen kann die Letalität durch Teilnahme an einem Screening-Programm relativ um etwa 35 % gesenkt werden. Nicht so deutlich ist der Effekt bei jüngeren Frauen zwischen 40 und 49 Jahren.

Die Mammographie ist allerdings umstritten. Kritiker weisen darauf hin, dass die absolute Senkung des Risikos weitaus geringer ist, dass viel zu viele Frauen durch falsch positive Befunde psychischen Belastungen ausgesetzt werden und dass die Kosten-Nutzen-Relation nicht „stimmt“.

Eine verringerte Sterblichkeit ist auch durch eine verbesserte Therapie bedingt. Es stehen mehr therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, die Behandlung kann individueller an die bei der einzelnen Patientin vorliegenden Bedingungen angepasst werden.

Die Sterblichkeit von Frauen an Brustkrebs sinkt, das ist erfreulich. Nachdenklich stimmt, dass gleichzeitig die Sterblichkeit von Frauen an Lungenkrebs steigt und die Zahlen mittlerweile höher sind als bei Brustkrebs. Lungenkrebs wiederum hat bekannte und vermeidbare Risikofaktoren, auch hier gilt es energisch gegenzusteuern.

Susanne Heinzl

Quellen

Boyle P. Breast cancer mortality: is progress being made? 9. Internationale Konferenz „Primary therapy of early breast cancer“, St. Gallen, 26. Januar 2005.

Laschet H. Kommunikation mit optischer Täuschung. Ärzte Zeitung 2005;Nr. 14:6.

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