Aktionsplan zur Schlaganfallprävention


*Prof. Dr. Heribert Schunkert, Lübeck, Prof. Dr. med. Günther Deuschl, Kiel, Prof. Dr. Peter Dominiak, Lübeck, Prof. Dr. med. Rainer Kolloch, Bielefeld, Prof. Dr. Stefan Willich, Berlin, Susanne Wiltfang, Kiel, Dr. Markus Wagner, Gütersloh, Prof. Dr. Joachim Schrader, Cloppenburg, MetaForum Schicksalsschlag Schlaganfall, Lübecker Aktionsplan Schlaganfallprävention 2006–2025, Lübeck, 3. Mai 2006

Experten* zum Thema Schlaganfall, Prävention und Gesundheitsökonomie verabschiedeten Anfang Mai in Lübeck den „Aktionsplan Schlaganfallprävention“ mit dem Ziel, in den nächsten 20 Jahren durch Präventionsmaßnahmen jährlich etwa 50 000 Schlaganfälle zu verhindern. Der Aktionsplan umfasst folgende zehn Punkte:

„1. Die Fakten: Einen Schlaganfall zu erleiden heißt:

 40 % der Betroffenen sterben im ersten Jahr nach dem Ereignis

 25 % sind für immer behindert oder auf Pflege angewiesen

 Viele müssen alltägliche Dinge wie Gehen (32 %), Sprechen (36 %), Schreiben neu erlernen

 Etwa 20 % entwickeln eine Demenz

Ein Schlaganfall kann zur persönlichen und familiären Katastrophe werden. Schon heute ist ein Schlaganfall die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter in Deutschland.

2. Die Zukunft: Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und die Häufigkeit nimmt stetig zu.

3. Die Chance: Ein Großteil der Schlaganfälle ist auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen. Der wichtigste Risikofaktor ist der hohe Blutdruck. Dieser ist heute gut und sicher behandelbar. Das gesamt Gefäßrisiko muss erfasst und bevölkerungsweit gesenkt werden.

4. Das Problem: Die Hypertonie und andere Risikofaktoren werden unzureichend diagnostiziert und behandelt. In Deutschland wird nur einer von fünf Menschen mit Bluthochdruck optimal behandelt.

5. Weitere (vermeidbare oder behandelbare) Risikofaktoren sind Diabetes mellitus, Vorhofflimmern, Rauchen, Hypercholesterolämie, Bewegungsmangel, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum mit der Folge einer Atherosklerose und entsprechenden Komplikationen. Chancen zu gesünderem Verhalten und einer präventiven Therapie bleiben auch hier ungenutzt.

6. Die Kostenexplosion: Schlaganfälle führen zu hohen Kosten und damit zu einer großen Belastung der sozialen Sicherungssysteme, in Deutschland ca. 7 Mrd. Euro pro Jahr.

7. Aufklärung tut Not: Die Prävention von Schlaganfällen kostet Geld, aber ist auch nützlich, z. B. weniger Krankenhausbehandlungen, weniger Pflegefälle, weniger Arbeitsausfälle, weniger Rehabilitationsmaßnahmen und vor allen Dingen eine erhaltene Gesundheit und verbesserte Lebensqualität. Es ist dringend erforderlich, in Schlaganfallprävention zu investieren.

8. Die Herausforderung: Das Wissen um die vermeidbaren Ursachen des Schlaganfalls muss umgesetzt werden. Wir fordern Medien, Politik, Sozialsysteme, Ärzte und Bevölkerung auf, aktiv an der Prävention von Schlaganfällen mitzuwirken.

9. Neue Allianzen: Schlaganfall-Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Stiftungen, Ärzteschaft und andere medizinische Berufsgruppen, Kostenträger, Forschungseinrichtungen, Industrie und Gesundheitspolitik sind aufgefordert, gemeinschaftlich tragfähige Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen. Motivation und Anreizsysteme müssen gefördert werden.

10. Meilensteine und Ziele: Die Mehrzahl aller Schlaganfälle wäre vermeidbar. Bis 2025 sollte die Hälfte der vermeidbaren Schlaganfälle in Deutschland verhindert werden. Dies entspricht aktuell etwa 70 000 Ereignissen pro Jahr. Dazu sind eine Veränderung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, der Aufbau von nachhaltigen Präventionsprogrammen und die Überprüfung durch begleitende Versorgungsforschung zwingend notwendig.

Unser Appell:

 den Bluthochdruck und die anderen Risikofaktoren konsequent behandeln,

 den Lebensstil anpassen,

 die Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften umsetzen,

um die Katastrophe Schlaganfall zu verhindern!“

Auch wir Apotheker können einen wichtigen Beitrag zu diesem Ziel leisten – packen wirs mit an.

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