Rund 30 000 Teilnehmer erlebten beim World Congress of Cardiology 2006 (WCC 06) Anfang September in Barcelona über vier Tage ein unendliche Fülle von Präsentationen in jeder Form. Richtig zündende Neuigkeiten gab es jedoch nicht. Im Mittelpunkt standen eher Ergebnisse von Langzeitbeobachtungen und Subgruppenanalysen schon bekannter Untersuchungen.

Hohe Gesamt- und LDL-Cholesterol-Werte sind anerkannte Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen. Mit den CSE-Hemmern steht seit vielen Jahren eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung, die sich für viele Patienten schon segensreich ausgewirkt hat. Rückschläge bei dieser Therapie gab es leider auch, es sei nur an die Marktrücknahme von Cerivastatin (Lipobay®) im August 2001 erinnert. Und die CSE-Hemmer wurden lange als die Substanzen zur LDL-Cholesterol-Senkung propagiert.
Mit Ezetimib steht nun seit einiger Zeit ein weiteres Therapieprinzip zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterol-Werte zur Verfügung, das die Resorption von Cholesterol aus dem Darm hemmt. In der Kombination CSE-Hemmer plus Ezetimib lassen sich in der Tat häufiger und mit niedrigeren CSE-Hemmer-Dosierungen die angestrebten Zielwerte erreichen. Marketingaussagen versuchen nun, Ezetimib als das Nonplusultra unter den Lipidsenkern herauszustellen und die lipidsenkende Wirkung der CSE-Hemmer etwas geringschätzig abzutun. So auch wieder bei einer Pressekonferenz im Rahmen des World Congress for Cardiology 2006. Aber: Ezetimib ohne CSE-Hemmer ist nur relativ wenig wirksam. Ezetimib ist in den Fällen, in denen mit CSE-Hemmer allein keine ausreichende Lipisenkung erreicht werden kann, ein sinnvoller Kombinationspartner. CSE-Hemmer sind aber letztendlich die Basis, ohne die es nicht richtig funktioniert. Es ist ähnlich wie bei Ross und Reiter. Ein Ross ohne Reiter ist nach wie vor ein Ross. Aber ein Reiter ohne Ross ist kein Reiter …

In der Pipeline bei MSD befindet sich ein weiterer Kombinationspartner für einen Lipidsenker: MK-0524A ist eine Kombination aus dem HDL-erhöhend wirkenden Niacin mit dem Prostaglandin-D2-Inhibitor MK-0524. Der Prostaglandin-D2-Rezeptor DP1 soll bei der Auslösung der unangenehmen Niacin-Nebenwirkung Flush eine zentrale Rolle spielen. MK-0524A kann auch noch mit einem CSE-Hemmer wie Simvastatin (MK-0524B) kombiniert werden. Sowohl die Zweifach- als auch die Dreifach-Kombination werden derzeit in klinischen Prüfungen untersucht. So soll in der HPS2-THRIVE-Studie mit 20 000 Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko der Nutzen einer intensiven lipidsenkenden Therapie mit dieser Kombination untersucht werden.

Mit MK-0524 käme eine weitere Substanz in die Therapie, die keine pharmakologische Eigenwirkung hat, ähnlich wie auch Cilastatin, das in Kombination mit dem Carbapenem-Antibiotikum Imipenem dessen vorzeitigen Abbau in den Nieren verhindert.

Über den WCC 06 in Barcelona werden wir Sie in den nächsten Ausgaben ausführlich informieren. Susanne Heinzl

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