Rimonabant: ein neues Antidiabetikum?


Susanne Heinzl, Stuttgart

Tab. 1. Ergebnisse der SERENADE nach 6 Monaten Behandlung mit Rimonabant 20 mg/Tag oder Plazebo

Plazebo (n = 131)

Rimonabant (n = 130)

p-Wert

HbA1c-Wert-Änderung [%-Punkte]

–0,3 ± 1,2

–0,8 ± 1,2

0,0002

Blutglucose-Wert [mmol/l]

0,1 ± 0,2

–0,9 ± 0,2

0,0012

Körpergewicht [kg]

–2,8 ± 0,4

–6,7 ± 0,5

0,0001

Taillenumfang [cm]

–2,4 ± 0,4

–6,1 ± 0,5

0,0001

Adiponectin [mg/l]

–0,2

1,6

0,0001

HDL-Cholesterol-Werte [mmol/l]

3,2 ± 12,2

10,1 ± 17,0

0,0001

Triglycerid-Werte [mmol/l]

4,4 ± 58,1

–16,3 ± 32,8

0,0031

Der Endocannabinoid-Rezeptorantagonist Rimonabant, über den wir vor zwei Jahren schon ausführlich berichtet haben [Med Monatsschr Pharm 2005;28:40–3], senkte bei therapienaiven Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 den HbA1c-Wert signifikant stärker als Plazebo. Darüber hinaus wurden sekundäre Endpunkte wie Blutzucker-Konzentration, Triglycerid-Spiegel, Körpergewicht, Taillenumfang und HDL-Cholesterol im metabolischen Sinne günstig durch Rimonabant beeinflusst. Dies ist das Ergebnis der SERENADE-Studie (Study evaluating Rimonabant efficacy in drug naive diabetic patients), das erstmals beim Weltkongress für Diabetes in Kapstadt und im Rahmen einer von Sanofi-Aventis Pharma Deutschland veranstalteten Pressekonferenz in Berlin am 5. Dezember 2006 vorgestellt wurde.

Rimonabant (Acomplia®) hatte in der RIO-Diabetes-Studie bereits zu einer signifikanten Senkung des HbA1c-Werts bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 geführt. In dieser Studie war die Wirkung auf den HbA1c-Wert aber ein sekundärer Endpunkt, daher wurde in der SERENADE untersucht, wie sich eine Behandlung mit 20 mg Rimonabant täglich über sechs Monate bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 ohne eine antidiabetische Therapie auf den HbA1c-Wert auswirkt.

In der Rimonabant-Gruppe sank der HbA1c-Wert um 0,8 Prozentpunkte, in der Plazebo-Gruppe um 0,3 Prozentpunkte. Der Unterschied von 0,51 Prozentpunkten war mit p = 0,002 signifikant. Noch deutlicher fiel die HbA1c-Wert-Senkung bei den Patienten auf, die zu Beginn einen Wert über 8,5 % hatten. Hier senkte Rimonabant den HbA1c-Wert um 1,9 Prozentpunkte, Plazebo um 0,7 Prozentpunkte (p < 0,0009). Auch in den weiteren sekundären Endpunkten erwies sich Rimonabant als wirksam (Tab. 1).

Schätzungsweise 57 % der Wirkungen von Rimonabant auf den HbA1c-Wert sind unabhängig von der Senkung des Körpergewichts, woraus auf eine direkte, „eigenständige“ Wirkung des Endocannabinoid-Rezeptorantagonisten bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 geschlossen wird.

Im Vergleich zu oralen Antidiabetika oder Insulin hat Rimonabant den Vorteil, dass es gleichzeitig zu einer Gewichtsreduktion und nicht zu einer Gewichtserhöhung führt.

Das groß angelegte Studienprogramm, das mit Rimonabant in den nächsten Jahren durchgeführt wird, kann hoffentlich auch noch einige der offenen Fragen zur Verträglichkeit beantworten.

Sollten sich hier keine negativen Überraschungen einstellen, wäre Rimonabant in der Tat eine sehr interessante Alternative zu modernen oralen Antidiabetika, insbesondere unter dem Aspekt, dass es nicht zur Erhöhung des Körpergewichts führt.

Die Tagestherapiekosten bewegen sich mit etwa 2,60 Euro in einem ähnlichen Bereich wie die der neuen oralen Antidiabetika.

Quellen

Dr. Bernd von Stritzky, Prof. Dr. Stephan Jacob, Pressekonferenz „The role of Rimonabant in the management of treatment-naive type-2-diabetes patients“”, Berlin, 5. Dezember 2006, veranstaltet von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.

Iranmesh A, et al. Study evaluating Rimonabant efficacy in drug naïve diabetic patients. 9th World Diabetes Congress, Kapstadt, 5. Dezember 2006.

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