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Seit vielen Jahren werden in allen weiteren Medien die Vorteile der Präventionsmedizin mit Änderung des Lebensstils hervorgehoben. So ist bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit vielfach belegt, dass Verzicht auf Rauchen, Senkung des Körpergewichts, erhöhter Fettstoffwechselwerte und eines erhöhten Blutdrucks sowie vermehrte körperliche Bewegung das Risiko eines erneuten kardialen Ereignisses verringern kann. Dies ist mittlerweile Allgemeinwissen, zumindest in Fachkreisen. Umso enttäuschender die Ergebnisse der neuesten EuroASPIRE-Untersuchung. Ein Vergleich der nun vorliegenden drei Erhebungen bei Patienten mit Koronarerkrankungen zeigt, dass sich in den letzten zwölf Jahren in wichtigen Risikoparametern kaum Veränderungen ergeben haben:

● Die Rauchgewohnheiten haben sich nicht verändert. Etwa ein Fünftel der Patienten raucht nach wie vor. Unter den Rauchern befinden sich mehr jüngere Menschen und mehr Frauen als in den früheren Erhebungen.

● Das Körpergewicht ist dramatisch gestiegen, und zwar in den letzten 12 Jahren im Mittel um 4,9 kg. 80 % der Patienten sind übergewichtig, 38 % haben einen Körpermassenindex von über 30 kg/m².

● Mehr als die Hälfte der Patienten leidet an zentraler Fettsucht mit einem erhöhten Taillenumfang.

Diese negativen Entwicklungen beim Rauchverhalten, beim Körpergewicht und bei der Fettverteilung zeigen sich dann auch in klinischen Risikofaktoren:

● Keine Änderung der Blutdruckwerte trotz vermehrtem Gebrauch von Antihypertensiva. 61 % der Patienten haben einen Blutdruck über 140/90 mmg Hg.

● Steigende Prävalenz von Diabetes mellitus von 17 auf fast 30 %.

● Positiv: kontinuierliche Verbesserung der Lipidparameter mit gestiegenem Verbrauch von CSE-Hemmern. 42 % der Patienten haben den angestrebten Wert nicht erreicht.

Die Daten zum Arzneimittelgebrauch zeigen, dass insgesamt mehr Lipidsenker, Thrombozytenfunktionshemmer, Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten genommen werden, außer im Bereich der Lipide haben sich die Werte der Patienten jedoch nicht verbessert. Die Wirkung der Arzneimittel wird durch das deutlich erhöhte Körpergewicht wieder aufgehoben, so die Interpretation der Daten.

Über die Daten wird noch viel diskutiert werden. So erhebt sich die Frage, ob in unsere Patienten nicht zu viele Medikamente „gestopft“ werden, steigender Arzneimittelverbrauch geht offenbar nicht unbedingt mit verbesserter Risikokonstellation einher. Möglicherweise wiegen sich die Beteiligten durch die Medikamente in einer Scheinsicherheit.

Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Patienten zu einer vernünftigen Ernährung und zu vermehrter Bewegung angehalten werden. Rauchverzicht sollte ebenfalls nachhaltig gefordert und gefördert werden. Hier können Apotheker sicher viel beitragen. Auf gehts!

Enttäuschungen der EuroASPIRE-Erhebungen

Gewicht über 25 kg/m² [%]

Gewicht über 30 kg/m² [%]

Diabetes mellitus [%]

Erhöhter Blutdruck[%]

Raucher [%]

EuroASPIRE I

76,8

25,0

17,4

54,6

20,3

EuroASPIRE II

79,9

32,6

20,1

54,0

21,2

EuroASPIRE III

82,7

38,0

28,0

55,2

18,2

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