Antidiabetika: auch bekannte Wege bieten Neues


Heike Oberpichler-Schwenk

Quellen

Abstracts American Diabetes Association 70th Scientific Sessions, June 25–29, 2010, Orlando, FL:

Linagliptin: 548-P, 551-P, 579-P, 695-P

Exenatid: 007-LB, 008-LB, 594-P, 597-P

Taspoglutid: 058-OR, 062-OR, 399-PP, 585-P

Insuline: 039-OR, 040-OR, 2093-PO, 2097-PO

Diamant M, et al. Lancet 2010;375:2234–43.

Rosenstock, J, et al. Lancet 2010;375:2244–53.

Scrip No. 3504, 9. Juli 2010: 1, 4.

Dieses Heft steht im Zeichen von Arzneistoff-Neuentwicklungen. In einem Übersichtsbeitrag fassen Siegert und Nieber die aktuelle Therapie des Reizdarmsyndroms zusammen und stellen neue Therapieansätze vor, teils mit bekanntem, teils mit in dieser Indikation neuem Wirkungsmechanismus (Chloridkanalaktivatoren, Guanylatcyclaseaktivatoren). Für die Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Reihe neuer pharmakologischer Ansätze, die im „Pharmakologie aktuell“-Beitrag vorgestellt werden: SGLT2-Hemmung, Glucokinase-Aktivierung, Glykogen-Phosphorylase-Hemmung, 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-1-Hemmung, SIRT1-Aktivierung und GPR119-Agonismus.

Neben diesen Neuentwicklungen zur Diabetestherapie gibt es aber auch zahlreiche Ansätze, die etablierten Wirkstoffgruppen weiterzuentwickeln. Neue Daten hierzu wurden anlässlich der 70. Jahrestagung der Amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA) Ende Juni vorgestellt. Nachfolgend ein paar Beispiele für neue Arzneistoffe und für technologische Weiterentwicklungen bekannter Arzneistoffe:

Der Dipeptidylpeptidase-(DPP-)4-Hemmer Linagliptin (Boehringer Ingelheim) wird in einer Dosis von 5 mg einmal täglich eingenommen. Die Substanz wird vorwiegend extrarenal eliminiert, was bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vorteilhaft ist. Beim ADA-Kongress wurden die Ergebnisse von vier 24-wöchigen Phase-III-Studien vorgestellt, in denen Linagliptin als Monotherapie, als Add-on-Therapie zu Metformin ± Sulfonylharnstoff und in Kombination mit Pioglitazon den HbA1c-Wert Plazebo-bereinigt um 0,55 bis 0,88 Prozentpunkte senkte.

Der GLP(Glucagon-like peptide)-1-Agonist Exenatid (Byetta®) wird in der zugelassenen Formulierung zweimal täglich subkutan injiziert. Inzwischen wurde ein Exenatid-Depotformulierung entwickelt, die in einer Dosis von 2 mg einmal wöchentlich subkutan verabreicht wird. Im offenen Vergleich mit der herkömmlichen Formulierung ebenso wie im doppelblinden Vergleich mit maximal dosiertem Sitagliptin oder Pioglitazon wurde damit eine signifikant stärkere Senkung des HbA1c-Werts erzielt. Im offenen Vergleich mit Insulinglargin ergab sich ein ebenfalls statististisch signifikanter, numerisch aber nur geringer Unterschied. – Ein neues subkutanes osmotisches System soll die Exenatid-Zufuhr für bis zu 12 Monate gewährleisten.

Als GLP-1-Analoga sind weiterhin Alboglutid (GlaxoSmithKline), Dulaglutid (Lilly) und Taspoglutid (Roche) in Entwicklung, die sich aufgrund ihrer langen Halbwertszeit ohne technologische Manipulationen zur einmal wöchentlichen Gabe eignen. In Doppelblindstudien senkte Taspoglutid den HbA1c-Wert von unbehandelten und vorbehandelten Diabetikern in Dosierungen von 10 oder 20 mg einmal wöchentlich um 0,7 bis 1,1 Prozentpunkte stärker als Plazebo und schnitt auch im Vergleich mit Sitagliptin (100 mg/Tag) sowie im offenen Vergleich mit Exenatid (10 µg 2x tgl.) signifikant besser ab. Allerdings traten mit Taspoglutid relativ häufig Übelkeit (bei bis zu 47%) und Erbrechen (bei bis zu 28% der Patienten) auf, außerdem vermehrte Reaktionen an der Injektionsstelle und einige unklare Überempfindlichkeitsreaktionen. Mögliche Ursachen und Gegenmaßnahmen (z.B. Applikationsmodus) werden zurzeit erwogen.

Insulindegludec (Novo Nordisk) ist ein ultralang wirksames Basalinsulin, das bei einmal täglicher oder dreimal wöchentlicher Gabe in einer offenen Studie vergleichbare Wirkungen auf HbA1c und Blutzucker hatte wie Insulinglargin (1x tgl.). Und auch eine neue inhalierbare Insulin-Formulierung (Mannkind Corporation) wird derzeit klinisch untersucht.

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