Heike Oberpichler-Schwenk

Die Zahl der Malariafälle weltweit hat sich in den letzten zehn Jahren etwa halbiert, wozu ganz wesentlich die Verbreitung imprägnierter Mückennetze beigetragen hat. Trotzdem traten 2008 noch rund 250 Mio. Malariaepisoden auf, von denen etwa 800000 tödlich verliefen. In Deutschland ist die Zahl der Erkrankungen konstant; 2009 wurden 523 Malariafälle registriert, die zu über 90% in Afrika erworben waren. Über aktuelle Empfehlungen zur Malariaprophylaxe und -therapie sowie die Entwicklung von Malariaimpfstoffen referierten Dr. Matthias Frank und Dr. Benjamin Mordmüller vom Institut für Tropenmedizin Tübingen beim 14. Tübinger Tag der Impf- und Reisemedizin am 12. März 2011.

Eine kontinuierliche medikamentöse Malariaprophylaxe ist bei Reisen nach Zentralafrika und Ostindonesien sowie in die Region um den unteren Amazonas erforderlich. Sie erfolgt mit Atovaquon/Proguanil (Malarone®), Mefloquin (Lariam®) oder Doxycyclin (100 mg/Tag), das dafür zwar in Deutschland nicht zugelassen ist, aber von der WHO empfohlen wird. Bei Verwendung von Doxycyclin ist konsequenter Sonnenschutz wichtig.

Bei Reisen in andere Malaria-Endemiegebiete, zum Beispiel Thailand oder Indien, genügt das Mitführen einer Bedarfstherapie (Stand-by-Prophylaxe). Sie wird bei Fieber oder/und starkem Schüttelfrost eingenommen, falls kein Arzt erreichbar ist. Die Bedarfstherapie erfolgt mit Atovaquon/Proguanil (4 Tbl./Tag für 3 Tage), Artemether/Lumefantrin (Riamet®, 2 x 4 Tbl./Tag für 3 Tage) oder Mefloquin (10 mg/kg in 2–3 Dosen). Mefloquin soll nicht in Thailand verwendet werden, weil es hier Hinweise für eine Resistenzentwicklung gibt. Chloroquin (z.B. Resochin®) kommt wegen anderenorts nachgewiesener Resistenzen nur in Mittelamerika für die Stand-by-Prophylaxe infrage. Für alle Malaria-Endemiegebiete ist ein Mückenschutz mit Repellenzien und Mückennetzen dringend zu empfehlen, auch in Großstädten.

In den Monaten nach der Rückkehr aus einem Endemiegebiet sollte bei Fieber immer auch an eine mögliche Malaria gedacht werden.

Hauptziel für die Entwicklung von Malariaimpfstoffen sind die asexuellen Blutstadien der Malariaerreger, die Merozoiten, weil diese in der größten Menge vorkommen, also die größte Antigenlast darstellen, und weil sie die belastenden inflammatorischen Reaktionen (Fieber!) hervorrufen. Es gibt auch Phase-I-Untersuchungen zur Impfung gegen die geschlechtlichen Formen (Gametozyten), dies wäre allerdings eine altruistische Impfung, die zwar die Verbreitung der Malaria verhindert, aber dem Geimpften nichts nützt. Am weitesten fortgeschritten ist aber die Entwicklung eines Impfstoffs, der den Befall von Leberzellen mit Sporozoiten und damit letztlich die Heranreifung von Merozoiten verhindert. RTS,S/AS besteht aus einem Fusionsprotein (RTS) des Oberflächenproteins von Plasmodium falciparum (zirkumsporozoites Protein [CSP]) unter anderem mit dem Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg), ungebundenem HBsAg (S) und einem Adjuvans. Verschiedene Adjuvanzien (AS02, AS01E) sind in der Erprobung. RTS,S/AS01E befindet sich in einer fortgeschrittenen Phase-III-Prüfung. Nach bisherigen Ergebnissen kann durch die Impfung von Säuglingen und Kleinkindern die Zahl der zu erwartenden Malariafälle um 30 bis 60% gesenkt werden. Ein RTS,S-basierter Impfstoff, mit dessen Zulassung in ein bis zwei Jahren gerechnet wird, würde dazu dienen, in den Malaria-befallenen Regionen, vor allem Zentralafrika, die Malaria-Morbidität und -Mortalität zu senken. Für Reisende wird auch weiterhin gelten, je nach Reisegebiet eine medikamentöse Malariaprophylaxe durchzuführen und sich in jedem Fall konsequent gegen Mücken zu schützen.

Der gemeinschaftlichen Bekämpfung der Malaria hat die WHO den Weltmalariatag am 25. April gewidmet.

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