Bedarf von Pharmazeuten an evidenzbasierten Leitlinien für die Selbstmedikation


Anna Laven und Stephanie Läer, Düsseldorf

Die Beratung in der Selbstmedikation verlangt eine zunehmende Verantwortung des pharmazeutischen Personals. Eine gute Grundlage für ein verantwortungsvolles Beratungsgespräch kann die Anwendung von evidenzbasierten Leitlinien sein. In solchen Leitlinien sind die Erkenntnisse (die Evidenz) über erwünschte und unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln in systematischer Weise zusammengetragen und bewertet. Die genauen Anforderungen an den Inhalt der Leitlinien sollten von den Erfordernissen des Alltags der öffentlichen Apotheke abgeleitet werden. Wir führten zwischen März und August 2012 drei Umfragen durch, in denen zunächst herausgefunden werden sollte, welches Interesse pharmazeutische Fachkräfte an evidenzbasierten Leitlinien haben. Weiterhin wurde erfragt, wie die Beratung derzeit aufgebaut ist und welche Kriterien für die Auswahl eines Selbstmedikationsarzneimittels verwendet werden. An den Umfragen beteiligten sich 365, 350 bzw. 486 pharmazeutische Fachkräfte. Die Ergebnisse zeigen ein großes Interesse an Leitlinien. Die befragten Apothekenmitarbeiter fühlen sich bei der Überprüfung der Eigendiagnose der Kunden, bei der Beachtung der Selbstmedikationsgrenzen sowie bei der Auswahl des aus eigener Sicht „richtigen“ Wirkstoffs sicher. Gleichzeitig fällt allerdings auf, dass die von Apothekenkunden am häufigste geäußerte Kritik die fehlende Wirksamkeit der ausgewählten Medikamente ist. Das könnte dafür sprechen, dass doch nicht das „richtige“ Medikament ausgewählt wurde. Bisher benutzte Kriterien für die Auswahl eines Medikaments sollten daher einer evidenzbasierten Entscheidung Platz machen. Die Umfragen ergaben weiterhin, dass sich die Teilnehmer je nach Indikation in bis zu 52% der Fälle in Bezug auf mögliche Wechselwirkungen oder Kontraindikationen weniger sicher bis unsicher fühlen. Auch in diesem Zusammenhang ist es also notwendig, vorhandene Daten so praxisnah aufzubereiten, dass sie in der Offizinapotheke unmittelbar eingesetzt werden können.

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