Forschung mit langem Atem


Heike Oberpichler-Schwenk

Vor 65 Jahren, am 29. September 1948, begann mit der Untersuchung der ersten Freiwilligen die Datenerhebung für die Framingham Heart Study. Diese inzwischen mit der dritten Generation durchgeführte Kohortenstudie hat seither zahlreiche Erkenntnisse über Epidemiologie und Risikofaktoren kardiovaskulärer Erkrankungen hervorgebracht. Die Geschichte und die Auswirkungen der Framingham-Studie haben Syed S. Mahmood et al. in einer lesenswerten Übersicht zusammengefasst [1].

Die zunächst auf 20 Jahre angelegte epidemiologische Studie wurde durch ein Gesetz vom 16. Juni 1948 (National Heart Act) begründet und mit einem Budget von 500000 US-Dollar versehen. Framingham war unter anderem wegen seiner geographischen Nähe zur Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, für die Studie ausgewählt worden, und weil seine Bevölkerung als repräsentativ für die USA in den 1940er-Jahren galt. Zwischen 1948 und 1952 wurde die erste Kohorte in die Studie aufgenommen: 5209 Bewohner von 28 bis 62 Jahren, davon 55% Frauen. Bereits 1957 zeigte sich, dass Hypertonie – definiert als Blutdruck 160/95 mmHg – die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit (KHK) vervierfachte. Mitte der 60er-Jahre wurde Hypertonie auch als Risikofaktor für Schlaganfall identifiziert. „Risikofaktor“ – dieser Begriff in seinem heute in der Medizin gebräuchlichen Sinn wurde ebenfalls in diesen Jahren aufgrund der Framingham-Studie geprägt. Die Erkenntnisse hatten es jedoch zunächst schwer, sich durchzusetzen.

Nach einer vorübergehenden Phase privater Finanzierung wurde 1971 die dauerhafte öffentliche Förderung der Studie garantiert und die zweite Kohorte rekrutiert: 5124 Personen, von denen etwa zwei Drittel Kinder von Teilnehmern der ersten Kohorte und das restliche Drittel deren Ehepartner waren. Die Enkelgeneration stellte ab 2002 die dritte Kohorte mit 4095 Teilnehmern.

Einige wesentliche Ergebnisse der Studie aus den 70er- und 80er-Jahren:

  • Der systolische Blutdruck ist ein besserer Prädiktor für kardiovaskuläre Erkrankungen als der diastolische Druck
  • Hypertonie ist ein wesentlicher Risikofaktor für Herzinsuffizienz
  • Diabetes mellitus erhöht die kardiovaskuläre Sterblichkeit
  • Ein höherer HDL-Cholesterol-Wert geht mit einer niedrigeren KHK-Rate einher
  • Nichtrheumatisches Vorhofflimmern ist ein Risikofaktor für Schlaganfall
  • Postmenopausale Estrogen-Einnahme und Rauchen stehen in Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen

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