Wussten Sie schon …?

Achterbahnfahren gegen Nierensteine


Dr. Tanja Saußele Stuttgart

Patienten mt Nierensteinen berichteten ihrem Urologen, Prof. David D. Wartinger vom College of Osteopathic Medicine der Michigan State University, dass ihre Nierensteine nach der Fahrt mit der Big Thunder Mountain Railroad-Achterbahn abgingen. Das ist eine Achterbahn in der Walt Disney World in Orlando, die ohne Loopings und mit einer maximalen Geschwindigkeit von ca. 56 km/h und einer Dauer von 2,5 Minuten auf und ab rasante Kurven fährt. Daraufhin wurde der Abgang von Nierensteinen verschiedener Größe mithilfe eines 3D-Silikon-Nierenmodells, das Urin und drei Nierensteine unterschiedlicher Größe enthielt, untersucht. Das Modell wurde hierbei in einem Rucksack, positioniert auf Höhe der Nieren, auf der Achterbahnfahrt mitgenommen. Je nachdem, wie groß die Steine waren, in welchem Bereich der Nierenkelche sie lokalisiert waren und ob der Fahrer mit dem Nierenmodell an Bord im vorderen oder hinteren Bereich der Achterbahn saß, gingen entsprechend viele Steine ab.

Wenn die Forscher mit dem Nierenmodell im vorderen Bereich der Achterbahn saßen, gingen 17% der Nierensteine ab, im hinteren Bereich waren es 64%. Befanden sich die Nierensteine bei einer hinteren Sitzposition zusätzlich im oberen Nierenkelch, gingen sogar alle Steine ab.

Im klinischen Alltag hängt der spontane Abgang von Nierensteinen von deren Größe und Lokalisation im Nierenkelch ab. Wenn die Nierensteine einen Durchmesser von über 6 mm aufweisen, gehen sie ohne Intervention nur sehr unwahrscheinlich ab (1%).

Sind die Steine hingegen sehr klein und befinden sie sich im oberen Teil des Nierenkelchs, so können sie spontan abgehen. Die Studienautoren stellen die prophylaktische Achterbahn-Fahrt für Personen, die mikroskopisch kleine Nierensteine haben, beispielsweise auch nach einer Lithotripsie, bei der Rückstände in der Niere verbleiben können, als eine Maßnahme vor, um das Wachsen der Steine und damit verbundene Komplikationen zu vermeiden. Auch für Frauen mit Nierensteinen in der Vergangenheit, die schwanger werden wollen, könnte eine Fahrt mit einer Achterbahn mittlerer Intensität eine Option darstellen.

Einige Fragen bleiben hingegen offen: Sind diese Studienergebnisse auch auf Patienten übertragbar und gelten sie auch für andere Achterbahnen?

Literatur

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