Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Im Januar 1978, zeitgleich mit dem Erscheinen der ersten Ausgabe der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten (MMP), trat ein neues Arzneimittelgesetz (AMG) in Kraft, mit dem die einfache Registrierung von Arzneimitteln durch ein aufwendiges Zulassungsverfahren ersetzt wurde. Im Bereich der Psychopharmaka ließ die Einführung der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer die Verordnungszahlen in den 90er-Jahren in die Höhe steigen. Trotz leicht sinkender Verordnungszahlen steht nach wie vor Citalopram (306,8 Millionen DDD) an der Spitze [5]. Mit über 90% der Verordnungen dominieren die Generika derzeit den Markt der Psychopharmaka. Bei einer Lebenszeitprävalenz von über 11%, an einer diagnostizierten Depression zu leiden [1], besteht nach wie vor Bedarf an neuen Antidepressiva mit neuen Wirkungsmechanismen, besserer Wirksamkeit oder Verträglichkeit, auch im Sinne einer stratifizierten Arzneimitteltherapie. Das erst 2016 zugelassene Vortioxetin wurde in Deutschland wieder vom Markt genommen, da der G-BA ihm keinen Zusatznutzen bescheinigte. Welche neuen Psychopharmaka es dennoch auf den deutschen Arzneimittelmarkt geschafft haben und welche neuen Therapieansätze sich in der Entwicklung befinden, erfahren Sie ab Seite 4.

Psychopharmaka gehören zwar zu den meistverordneten Arzneimitteln, zu den umsatzstärksten gehören sie allerdings nicht. Die Neuzulassungen mit dem höchsten prognostizierten Umsatz kommen mit Tenofovir Alafenamid (Vemlidy®) und Atezolizumab (Tecentriq®) aus den Bereichen Hepatitis B und Onkologie. Aber bedarf es in Zukunft überhaupt noch solcher Pharmaka?

Mit der CRISPR-Cas-Technologie, die von einigen Wissenschaftlern als die Entdeckung des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird und die wir Ihnen ausführlich auf den Seiten 17 ff. in diesem Heft vorstellen, könnte die RNA des Hepatitis-B-Virus zerstört und gänzlich eliminiert werden. Im Ansatz gelang dies bereits bei Versuchen mit Leberzelllinien und Mäusen [3].

Ende des letzten Jahres haben Wissenschaftler einem Lungenkrebspatienten seine eigenen, veränderten Immunzellen, bei denen das PD-1(Programmed death-1)-Gen mithilfe der CRISPR-Cas-Technik ausgeschaltet wurde, injiziert [2]. Vor der zweiten Injektion hat der Patient jedoch sein Einverständnis widerrufen. Die Behandlung weiterer zehn Patienten ist in Planung [2].

Noch weiter sind chinesische Forscher gegangen; sie haben erste Versuche mit nichtlebensfähigen humanen Embryonen durchgeführt [4]. Bei diesen Versuchen waren die gewünschten genetischen Veränderungen (Spaltung des Beta-Globin-Gens) allerdings nur bei weniger als 5% der Embryonen nachweisbar und hinzu kamen unerwünschte genetische Veränderungen [4].

Die „Genomchirurgie“ mithilfe von CRISPR-Cas bedeutet nicht nur ein enormes Innovationspotenzial für die Grundlagenforschung, Pflanzen- und Tierzüchtung sowie Biotechnologie, sondern auch für die Behandlung von genetisch bedingten Erkrankungen. Dem gegenüber stehen jedoch weitreichende soziale, rechtliche und ethische Fragen. Wir sind gespannt, wohin die Reise führt.

Begleiten Sie uns in den 40. Jahrgang der MMP und entdecken Sie mit uns neue Targets und Arzneistoffe sowie Methoden bei der Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder. Feiern Sie mit uns Geburtstag und besuchen Sie uns auf der INTERPHARM am 31. März und 1. April. Wir würden uns freuen, Sie beim MMP-Symposium zum Thema Viren und bei uns am Stand begrüßen zu dürfen.

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