Ein bisschen mehr frische Luft


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Jedes Jahr sterben weltweit mehr als drei Millionen Menschen an den Folgen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) [1]. Sie ist derzeit Todesursache Nummer vier und wird nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2020 auf Platz drei rücken. Die Todesraten anderer Erkrankungen sind gesunken, die Zahl der COPD-bedingten Todesfälle hat sich in den letzten fünfzig Jahren allerdings verdoppelt. Und das, obwohl die COPD eine vermeidbare und behandelbare Erkrankung ist. Das National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) in den USA hat nun, zusammen mit weiteren Partnern, einen nationalen Aktionsplan ausgerufen, um COPD-Patienten und solche, die wahrscheinlich an COPD erkranken werden, es aber noch nicht wissen (dazu dürften vor allem Raucher gehören), besser zu unterstützen [2]. Der Plan enthält fünf Hauptziele, unter anderem das Erzielen von mehr öffentlicher Aufmerksamkeit für diese Erkrankung und die Erhöhung des Fachwissens und der Fähigkeiten der Angestellten im Gesundheitswesen. Zu diesem Personenkreis gehören auch wir. Jeder von uns kann sicherlich von Patienten berichten, die Probleme mit der Anwendung ihres Inhalationssystems haben oder dieses (unbewusst) falsch anwenden. Zwei Beispiele aus meinem Erfahrungsbereich: Eine Patientin berichtet, dass aus dem Dosieraerosol nichts herauskommt – wie sich dann herausstellt, hält sie es falsch herum. Eine weitere Patientin, die im Krankenhaus liegt, bekommt die Kapsel für den Handihalter® unkommentiert im Dispenser auf den Nachttisch gelegt und will diese dann einnehmen. Hinzu kommen weniger „offensichtliche“ Fehler mit falschen Atemmanövern etc. Verschiedenen Studien zufolge wendet nur ein Bruchteil der Patienten sein Inhalationssystem korrekt und zum richtigen Zeitpunkt an.

Die Zahl der Wirkstoffe für die COPD-Therapie wird immer höher und mit ihr steigt auch das Angebot an diversen Inhalertypen. Der Artikel von Frau Professor Dr. Holzgrabe und Frau Professor Dr. Högger ab Seite 377 bietet Ihnen, neben eindrücklichen Hintergründen zu den pharmakologischen Besonderheiten der langwirksamen Bronchodilatatoren, eine Übersicht über die verschiedenen Wirkstoffe, Wirkstoffkombinationen und Inhalationssysteme für die COPD-Therapie. Mit der Hilfe von zahlreichen Tabellen können Sie sich einen Überblick über die unterschiedlichen Systeme verschaffen und sich auch noch einmal die Tipps und weiterführenden Infomationsquellen anschauen, die Ihnen Herr Prof. Gillissen und Frau Dr. Paparoupa im Artikel zur leitliniengerechten COPD-Therapie (Seite 384 ff.) mit auf den Weg geben.

Im Artikel „von Arzneimittelsicherheit zu Patientensicherheit“ auf Seite 414 ff. erläutert Frau Hagedorn die Etablierung der Dienstleistung Geriatrische Pharmazie analog den Expertenstandards in der Pflege. Regelmäßige Schulungen über die Pharmakotherapie bei COPD und die korrekte Anwendung der Inhalationssysteme können die Kompetenz der Pflegefachkräfte auch in diesem Bereich erweitern.

Klären Sie auch die Patienten darüber auf, warum die regelmäßige und korrekte Inhalation so wichtig ist, und beziehen Sie hier auch die Familienmitglieder ein. Die Angehörigen können den Patienten auf vielfältige Weise unterstützen und sollten in das Therapiemanagement, von der Raucherentwöhnung, über die korrekte Anwendung von Inhalatoren bis zu regelmäßigen Spaziergängen an der frischen Luft oder der Mithilfe im Haushalt, einbezogen werden. Denn ein gesunder Lebensstil mit mehr körperlicher Aktivität ist ein wesentlicher Bestandteil des COPD-Managements. In einer niederländischen Studie mit 125 COPD-Patienten konnte gezeigt werden, dass COPD-Patienten, die mit einem körperlich aktiven Familienangehörigen zusammenleben, selbst aktiver sind [3].

Literatur

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