Wussten Sie schon …?

Tumorresistenz durch Bakterien?


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Bakterien können die Wirksamkeit einer Tumortherapie beeinflussen. Forscher aus Israel und den USA haben bei der Untersuchung von Kolonkarzinomzellen herausgefunden, dass Bakterien das Zytostatikum Gemcitabin in seinen inaktiven Metaboliten verstoffwechseln können. Dieser Metabolismus war von der Expression einer Isoform des bakteriellen Enzyms Cytidindeaminase (CDDL) abhängig, die hautsächlich von der Klasse der Gammaproteobakterien exprimiert wird. Zu diesen gramnegativen Bakterien gehören zum Beispiel die Gattungen Legionella, Pseudomonas, Azotobacter und Vibrio sowie Bakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae mit den Gattungen Escherichia, Proteus, Salmonella und Shigella. In einem Kolonkarzinom-Zellmodell konnten die Wissenschaftler durch Gammaproteobakterien und deren bakterielle CDDL-Expression eine Gemcitabin-Resistenz induzieren. Durch die Behandlung mit Ciprofloxacin konnte diese Resistenz aufgehoben werden.

Gemcitabin wird unter anderem für die Behandlung von Adenokarzinomen des Pankreas eingesetzt. Die Autoren der Studie vermuten, dass Bakterien im Tumor zur Resistenz gegenüber Gemcitabin beitragen könnten. Von 113 humanen Adenokarzinomproben des Pankreas, die die Forscher untersucht haben, waren 76% mit Bakterien, hauptsächlich Gammaproteobakterien, besiedelt.

In bisherigen Studien wurde beim Zusammenhang zwischen Bakterien und Tumoren der Forschungsschwerpunkt auf die Rolle von Bakterien bei der Tumorentstehung gelegt, wie Darmbakterien die Immunantwort modulieren können oder wie der bakterielle Metabolismus zu unerwünschten Wirkungen einer Chemotherapie beitragen kann. In dieser Studie verursachte die Anwesenheit von Bakterien im Tumor eine Resistenz gegenüber der Chemotherapie. Diese könnte durch die zusätzliche Gabe von Antibiotika überwunden werden.

Quelle

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