Saskia Fechte

Foto: Ferdinando Iannone

Sausen, Rauschen, Piepen: Scheinbar aus dem Nichts ereilen uns hin und wieder Ohrgeräusche. Wenn das Phänomen nach kurzer Zeit wieder verschwindet, setzt Erleichterung ein: Zum Glück war es nur ein vorübergehendes Phänomen und kein Grund zur Sorge. In diesen Momenten bekommen wir einen ungefähren Eindruck davon, was Patienten mit chronischem Tinnitus Tag und Nacht erleben. Welche Ursachen hinter dieser Fehlfunktion stecken können, was sie für Betroffene bedeutet und welche Therapiemöglichkeiten gegenwärtig zur Verfügung stehen, erläutert die Übersicht "Tinnitus" in dieser Ausgabe.

Unser Gehör ist ein überaus sensibles und leistungsfähiges Sinnesorgan. Es registriert minimale Luftdruckveränderungen und kann Schallwellen von Frequenzen zwischen 16 und 20 000 Hertz (Hz) wahrnehmen. Damit können wir raschelnde Blätter und eine Mücke im Anflug genauso hören wie einen startenden Düsenjet und den Laubbläser vom Nachbarn. Ausgeprägter Lärm kann Schmerz erzeugen und wurde bereits in der Antike gezielt als Folterinstrument eingesetzt. Sprache findet übrigens bei 500 bis 4000 Hz statt, in einem für uns sehr angenehmen Frequenzbereich. Mit zunehmendem Alter wird die Welt der Geräusche kleiner. Bereits mit 35 Jahren endet der erlebbare Bereich bei etwa 15 000 Hertz, mit 50 ist bei circa 13 000 Hz Schluss. Das Gehör vieler Senioren ist schon mit allem über 8000 Hz überfordert. Es sind vor allem die hohen Töne, die langsam aber sicher verschwinden. Denn die Haarzellen für diese Frequenzen befinden sich im vorderen Bereich der Hörschnecke im Innenohr und sind sämtlichen Schalleindrücken ausgesetzt. Unter dieser immerwährenden Belastung nehmen die feinen Rezeptoren allmählich Schaden. Im Gegensatz zu anderen Organen kann sich ein geschädigtes Gehör leider nicht regenerieren.

Auch Arzneimittel können die Sinnesleistung des Ohrs beeinflussen. Zu den ototoxischen Substanzen, die das Innenohr oder den Nervus vestibulocochlearis schädigen können, zählen Antibiotika aus der Klasse der Aminoglykoside, Makrolide und Glykopeptide. Darüber hinaus sind gehörspezifische Nebeneffekte bei Chemotherapeutika und Diuretika sowie unter nichtsteroidalen Antirheumatika und Antimalariamitteln möglich. Diese Effekte treten in unterschiedlichster Ausprägung auf und sind zum Teil durch das Absetzen der Medikamente reversibel. In der Behandlung von einer Morbus Menière-Erkrankung kann ein ototoxischer Effekt im Einzelfall sogar erwünscht sein, um das gestörte Gleichgewichtsorgan bewusst auszuschalten.

Ursachen für eingeschränktes Hören gibt es viele. Einige Risikofaktoren können wir selbst mit etwas Achtsamkeit eindämmen. Geben Sie also gut Acht auf Ihren empfindlichsten aller Sinne!

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