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EditorialSaskia Fechte

Wie soll er denn heißen?

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ÜbersichtAnnette Hille-Rehfeld, Stuttgart

Die Epidemiologie der Affenpocken

Seit Mai 2022 werden weltweit Infektionen mit Affenpocken gemeldet. Die vor allem in Europa und den USA bis zuletzt steigenden Fallzahlen stellen alle bisherigen Ausbrüche in den Schatten. Neu ist, dass in den allermeisten Fällen kein Zusammenhang mit Reisen in die Endemiegebiete Afrikas besteht. Dieser Vormarsch des seit etwa 60 Jahren bekannten zoonotischen Erregers wird mit der Einstellung der Pockenimpfung in Zusammenhang gebracht. Dass derzeit Infektionen überwiegend bei erwachsenen Männern registriert werden, die sexuelle Kontakte mit Männern pflegen, überrascht, denn bei den Affenpocken handelt es sich keineswegs um eine Geschlechtskrankheit. Das Virus kann während der symptomatischen Phase durch jeglichen engen Körperkontakt übertragen werden. Daher lässt sich das aktuelle Infektionsgeschehen nur im sozialen Kontext erklären und wirft die Frage nach der Dunkelziffer auf. Während das allgemeine epidemiologische Risiko nach wie vor als gering eingeschätzt wird – die Krankheitslast dürfte sich durch gezielte Aufklärung begrenzen lassen –, gilt es zu vermeiden, dass sich hierzulande ein zoonotisches Reservoir unter Wildtieren ausbildet.

FlaggeEnglish abstract

The epidemiology of monkeypox

Infections with human monkeypox have been reported worldwide since May 2022. The increasing number of cases, especially in USA and Europe, are unprecedented. In contrast to earlier findings, the majority of cases have not been associated with travelling to endemic regions in Africa. This unusual spreading of the monkeypox virus – which has been known since 60 years – seems to be related to the cessation of smallpox vaccination. Currently, monkeypox infections are reported mainly for men who have sex with men, which is unusual as monkeypox is not considered as sexually transmitted disease like syphilis ot gonorrhea. In the symptomatic phase, the virus can be transmitted through any close contact with an infected person. Therefore, the 2022 outbreak of monkeypox needs to be considered in social context and most likely is accomponied by a significant number of unreported cases. While the epidemiolgical risk is still low – infections can be prevented by education and cautiousness – the development of a zoonotiv reservoir outside endemic regions needs to be prevented.

Seite 374 - 381
Klinische PharmazieJanina A. Bittmann, Christine K. Faller, Viktoria Jungreithmayr, Sophia Klasing, Robert Möcker, Benedict Morath, Theresa Terstegen, Cathrin J. Vogt, Viktoria S. Wurmbach und Hanna M. Seidling, Heidelberg

Klinische Entscheidungsunterstützung

Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit mithilfe digitaler Entscheidungsunterstützungssysteme bei der Medikationsverordnung

Zusätzlich zur Implementierung von elektronischen Verordnungssystemen kann die Integration von klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen (clinical decision support systems, CDSS) in die elektronische Systemlandschaft eines Krankenhauses dazu beitragen, Risikokonstellationen in der Arzneimitteltherapie zu entdecken und diese mithilfe von Warnmeldungen (sogenannten Medikations-Alerts) für die Heilberufler transparent zu machen. CDSS können somit als weiterer Baustein zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit im Sinne der Vermeidung von Medikationsfehlern beitragen. Jedoch kann der Nutzen nur gewährleistet werden, wenn sensitive und spezifische Alerts die Heilberufler erreichen, diese Alerts dann auch wahrgenommen und in der aktuellen Situation als hilfreich eingeschätzt werden. Erst wenn die Empfehlungen in den Alerts auch tatsächlich in die Arzneimitteltherapie übernommen, also akzeptiert werden, können die Patienten von einer erfolgreichen CDSS-Implementierung profitieren. Die Akzeptanz der Alerts kann dabei von diversen technischen, personen- und medikationsbezogenen Faktoren beeinflusst werden und stellt gerade bei der Integration des CDSS in den bestehenden klinischen Medikationsprozess eine Herausforderung dar.

FlaggeEnglish abstract

Clinical decision support – Fostering drug therapy safety using electronic decision support systems for medication prescribing

In addition to the implementation of electronic prescribing systems, the integration of clinical decision support systems (CDSS) into a hospital’s electronic system landscape can help to detect risk constellations in drug therapy and render them visible for healthcare professionals with the help of so-called medication alerts. Thus, CDSS can contribute as a supplementary module to increase drug therapy safety by preventing medication errors. However, the benefit can only be guaranteed if sensitive and specific alerts reach the healthcare professionals, the alerts are recognized and assessed as helpful in this situation. Patients will benefit from a successful CDSS implementation if the recommendations in the alerts are actually applied to their drug therapy meaning that the alerts were accepted. Hence, this alert acceptance can be influenced by various technical, personal, and medication-related factors and is challenging especially when integrating the CDSS into existing clinical medication processes.

Seite 382 - 387
BerichtSaskia Fechte, Stuttgart

Neues aus der Rheumatologie

Bericht zum Deutschen Rheumatologiekongress 2022

Die gemeinsame Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) lud ein breit aufgestelltes Fachpublikum dazu ein, Bilanz zu ziehen, wichtige Neuerungen in Forschung, Klinik und Praxis einzuordnen und in die Zukunft zu schauen.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertAlexandra von Marschall, Beaumont de Pertuis

Bakterielle Vaginosen

Pro- und Präbiotika als therapeutische Alternativen

Es besteht die Notwendigkeit, das Fortschreiten von Antibiotikaresistenzen durch Verringerung des Antibiotikaverbrauchs zu verhindern. Daher sind auch alternative Ansätze für die Therapie und Prävention einer bakteriellen Vaginose gefragt. Dass Pro- und Präbiotika eine Option sein können, wurde in einem systematischen Review gezeigt.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertLaura Witt, Münster

Hypertonie

Renale Denervierung langfristig wirksam

In der Hypertonietherapie werden nicht nur verschiedene Antihypertensiva eingesetzt. Eine weitere Behandlungsoption ist die renale Denervierung. Nun konnte in einer Studie gezeigt werden, dass diese Methode auch nach 36 Monaten eine stärkere Blutdruckreduktion erreicht als eine Scheinbehandlung.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Hidradenitis suppurativa und Psoriasis

Wie entzündliche Haut- und Darmerkrankungen zusammenhängen

Eine US-amerikanische Kohortenstudie zeigt: Patienten mit Hidradenitis suppurativa oder Psoriasis leiden häufig zusätzlich unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Eine Assoziation zwischen Colitis ulcerosa/Morbus Crohn und anderen chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis, Alopecia areata und Vitiligo gab es nicht.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Berlin

Infektion mit Molluscum contagiosum

Berdazimer-Gel als Therapieoption bei Dellwarzen

Dellwarzen begleiten Betroffene oft über Monate bis Jahre, die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Eine mögliche neue Therapieoption ist der Stickstoffmonoxid(NO)-freisetzende Wirkstoff Berdazimer, der sich in einer Phase-III-Studie als wirksam und gut verträglich erwiesen hat.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertSolvejg Langer, Stuttgart

Ekzempflege

Mit Kanuka-Öl sind Ekzeme seltener, aber nicht weniger schwer

In einer neuseeländischen Studie wurde eine Creme mit Kanuka-Öl bei Patienten mit Ekzemen getestet. Das Öl mit antientzündlichen, antibakteriellen und antimykotischen Eigenschaften wird in der traditionellen Medizin der Maori eingesetzt.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertJulia Pieper, Bonn

Chronische Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion

Empagliflozin hilft Patienten unabhängig vom Diabetesstatus

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Hamburg
Empagliflozin gehört zur Wirkstoffklasse der SGLT-2(Sodium-Glucose-Transporter 2)-Inhibitoren und wurde, neben Dapagliflozin, initial zur Behandlung eines Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt. Daneben zeigten sich auch positive Effekte hinsichtlich der Hospitalisierungsrate bei zusätzlich bestehender Herzinsuffizienz. In dieser Studie wurde nun untersucht, ob auch Herzinsuffizienz-Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion ohne Diabetes mellitus von einer Behandlung mit Empagliflozin profitieren.

Seite 388 - 397
Referiert & kommentiertSolvejg Langer, Stuttgart

Wussten Sie schon …?

Bierkonsum für ein vielfältiges Mikrobiom