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Erhöhtes Mortalitätsrisiko durch eine zu hohe glomeruläre Filtrationsrate


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) wird mithilfe des Kreatininwerts bestimmt. Abbildung: @Tamar Dundua/istockphoto.com

Wenn die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) unterhalb der Normgrenze liegt, ist dies mit einer erhöhten Mortalität, einer erhöhten Rate an kardiovaskulären Ereignissen, Herzrhythmusstörungen und einer Verschlechterung einer Herzinsuffizienz assoziiert. Darüber hinaus kann sich eine terminale Niereninsuffizienz entwickeln.

Aber auch eine eGFR oberhalb der Normgrenze, eine renale Hyperfiltration, scheint mit einer erhöhten Mortalität, kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus und chronischer Niereninsuffizienz in Verbindung zu stehen.

Hier gibt es jedoch kontroverse Ergebnisse, da sich die einzelnen Studien bei der Definition einer Hyperfiltration, den Methoden zur Schätzung der GFR, den Komorbiditäten oder anderer beeinflussender Faktoren wie der Muskelmasse der Patienten voneinander unterscheiden.

In einem finnischen populationsbasierten Screening- und Interventionsprogramm für kardiovaskuläre Risikofaktoren und Diabetes mellitus zwischen 2005 und 2007 wurden kardiovaskuläre Erkrankungen und die Mortalität über eine Nachbeobachtungszeit von 14 Jahren bei 1747 Teilnehmern analysiert. Hier wurde vor allem auf die ursprünglichen eGFR-Werte geschaut. Diese wurden mithilfe der CKD-Epi(Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration)-Formel bestimmt. Die Mortalität wurde mit der finnischen Normalbevölkerung verglichen.

Personen mit einer eGFR ≥ 105 ml/min/1,73 m2 (n = 97) hatten im Vergleich mit Studienteilnehmern, die eine eGFR zwischen 90–104 ml/min/1,73 m2 aufwiesen, ein erhöhtes Mortalitätsrisiko (Hazard-Ratio [HR] 2,15; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,24–3,73). Ebenso war das Risiko für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) erhöht (HR 2,62; 95%-KI 1,0–6,94) und auch das Risiko für Vorhofflimmern und -flattern (HR 2,1; 95%-KI 1,21–3,65). Kardiovaskuläre und Lebensstil-bezogene Risikofaktoren wurden bei der Auswertung berücksichtigt. Im Vergleich zur finnischen Normalbevölkerung war die Mortalität bei einer eGFR ≥ 105 ml/min/1,73 m2 zweifach erhöht.

Bei einer eGFR zwischen 75 und 89 ml/min/1,73 m2 war die Mortalitätsrate im Vergleich zur finnischen Normalbevölkerung um 38 % reduziert.

Die pathophysiologischen Mechanismen, die hinter dieser Beobachtung stehen, können bislang nicht erklärt werden. Eventuell könnten eine systemische Inflammation, oxidativer Stress, eine linksventrikuläre Hypertrophie oder Kalzifizierung der Koronararterien mit dieser Beobachtung in Zusammenhang stehen. Auch scheinen die Ergebnisse von der Bestimmungsart der eGFR abzuhängen.

Die Studienautoren schlagen vor, Patienten mit einer eGFR ≥ 105 ml/min/1,73 m2 für eine rechtzeitige Behandlung erhöhter Blutdruck- oder Blutglucosewerte genau zu beobachten.

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