EditorialSusanne Heinzlsheinzl

Die Sache mit Teufel und Beelzebub

Pharmakologie aktuell

Selektive Adhäsionsmolekül-Inhibitoren

Natalizumab bei multipler Sklerose und Morbus Crohn

Selektive Adhäsionsmoleküle (SAM) spielen bei Entzündungsvorgängen im Körper eine wichtige Rolle. SAM-Hemmer könnten deshalb bei chronischen Entzündungsprozessen therapeutisch sinnvoll sein. In klinischer Prüfung befindet sich der humanisierte monoklonale Antikörper Natalizumab, der derzeit in den Indikationen multiple Sklerose (MS) und Morbus Crohn untersucht wird. Natalizumab greift in die Entzündungskaskade ein, indem es die Adhäsion von Immunzellen an die Oberfläche von Blutgefäßen blockiert und so die Migration von Lymphozyten in entzündetes Gewebe verhindert.

Georg Hempel, Münster

Therapieindividualisierung: Vom Drug-Monitoring zum Genchip

Symposium der Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Berlin, 9. bis 10. Oktober 2002

Im Rahmen der letzten DPhG-Jahrestagung in Berlin fand am 9. und 10. Oktober 2002 ein Vorsymposium der Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie mit dem Titel „Therapieindividualisierung: Vom Drug-Monitoring zum Genchip“ statt. Die Vorträge gaben einen Überblick über die etablierten Methoden und Anwendungsgebiete des Drug-Monitorings sowie erste erfolgversprechende Ansätze zur Therapieindividualisierung auf der Basis pharmakogenomischer Methoden. Das Vorsymposium wurde von Charlotte Kloft (Berlin) organisiert.

ÜbersichtDieter Böning, Berlin*

Muskelkater

Muskelkater – verzögerter Muskelschmerz von etwa einwöchiger Dauer – tritt bevorzugt nach ungewohnten Abbremsbewegungen auf, bei denen der arbeitende Muskel durch äußere Kräfte gedehnt wird (exzentrische Kontraktionen). Diese Kräfte führen zu Sarkomer-Einrissen bei einem Teil der Fasern vor allem im Bereich der Z-Scheiben. Der Schmerz entsteht sekundär vermutlich durch Autolyse der zerstörten Faserstrukturen und Ödeme. Eine seltenere Form gibt es nach lang dauerndem intensiven Stoffwechsel wie zum Beispiel nach Marathonläufen; hierbei lassen sich Entzündungsreaktionen mit Leukozyteneinwanderung nachweisen. Muskelkater ist durch die gleiche Bewegung für mehrere Wochen nicht erneut auslösbar. Er hinterlässt keine bleibenden Schäden. Er wird durch Dehnen und leichte dynamische Arbeit gelindert. Eine sicher wirksame medikamentöse Behandlung gibt es nicht.

ÜbersichtH. Bosseckert, Jena

Antibiotika-assoziierte Diarrhö und pseudomembranöse Kolitis

Therapie und Rezidivprävention

31,4 % der mit Antibiotika behandelten Patienten entwickeln innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen eine Diarrhö. Nur 30 % davon suchen einen Arzt auf. Dies ergaben eine Bevölkerungsbefragung und eine Patientendokumentation, die mit Rezeptauswertungen und Abverkaufsdaten des pharmazeutischen Großhandels abgeglichen wurden [1]. Berücksichtigt man, dass monatlich 7 % der Bevölkerung auch ohne Antibiotika-Einnahme an Diarrhöen leiden, dann sind 24,4 % mit der Antibiotika-Einnahme assoziiert.

MMP-InformationsforumIngo Deris, Saulheim

Nichtsteroidale Antirheumatika

Heilung von Knochenbrüchen verzögert?

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen werden häufig eingesetzt zur Schmerz- und Entzündungsreduktion nach Frakturen, bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Arthrose. Sie verhindern oder verzögern möglicherweise die Reparatur von Frakturen, so das Ergebnis einer tierexperimentellen Studie.

MMP-InformationsforumDr. Annette Kloboucek,München

Sulfonamid-Allergie

Mögliche Kreuzreaktion zwischen Celecoxib und Glibenclamid

Sulfonamid-Derivate können allergische Reaktionen auslösen. Erstmals wird in einem Fallbericht von einer möglichen Kreuzreaktion zwischen den Sulfonamid-Derivaten Celecoxib (Celebrex®) und Glibenclamid (z. B. Euglucon®) berichtet.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Alkohol

Keine Wechselwirkung mit Metronidazol

Die häufig zitierte Unverträglichkeit zwischen Alkohol und Metronidazol ließ sich in einer finnischen Probandenstudie nicht nachweisen.

MMP-InformationsforumRosemarie Ziegler, Albershausen

Repellenzien

Insektenschutzmittel im Vergleich

Pflanzliche Repellenzien mit höher konzentriertem Citronell-Öl halten lästige Insekten etwa 20 min fern. In Gebieten, in denen die Gefahr der Übertragung schwerer Krankheiten durch einen einzigen Stich oder Biss besteht, sollten DEET-haltige Insektenschutzmittel verwendet werden.

MMP-InformationsforumMünster

Dermatologie

Zu wenig antibakterielle Peptide in Neurodermitis-Haut?

In der Haut von Neurodermitikern fanden sich die antibakteriellen Peptide LL-37 und hBD-2 signifikant weniger als in Hautbiopsaten von Psoriatikern. Ein Mangel an LL-37 und hBD-2 könnte der Grund für die erhöhte Neigung von Neurodermitis-Patienten zu Hautinfektionen sein.

MMP-InformationsforumDr. Luise Mansel, Haimhausen

Patientenbefragung zu Laxanzien-Gebrauch

Obstipation kaum durch Ballaststoff- und Bewegungsmangel

Menschen, die an Verstopfung leiden, unterscheiden sich von der Normalbevölkerung nicht durch weniger Sportlichkeit oder eine ballaststoffärmere Ernährung. Sie finden sich in allen Altersgruppen mit leichtem Anstieg zur zweiten Lebenshälfte, sind überwiegend weiblich und normal- bis leicht übergewichtig. Jeder zweite lässt sich in der Apotheke beraten. Die Laxanzien-Einnahme erfolgt meist bestimmungsgemäß und in adäquater Dosierung.

FlaggeEnglish abstract

Prof. Dr. Joachim Erckenbrecht, Düsseldorf, Kathrin Bosse-Bringewatt, Königstein/Ts., Pressekonferenz „Wie verantwortungsbewusst sind Patienten in der Selbstmedikation? Ergebnisse einer apothekengestützten Befragung zur Selbstmedikation mit Laxoberal® Abführ-Tropfen und Abführ-Perlen“, Berlin, 9. Oktober 2002, veranstaltet von Boehringer Ingelheim.

Natriumpicosulfat (z. B. Laxoberal®) wird erst durch Hydrolasen im Dickdarm in den aktiven Metaboliten Bis-p-Hydroxyphenyl-Pyridylmethan überführt. Im Magen und Dünndarm, wo die spaltenden Enzyme fehlen, ist Natriumpicosulfat unwirksam. Im Kolon kommt es durch Entspannung der longitudinalen und Kontraktionssteigerung der zirkulären Muskulatur lokal zu einer Anregung der Motilität der glatten Muskulatur, die weitgehend der natürlichen Peristaltik entspricht. Die Struktur der Darmschleimhhaut wird nicht verändert. Zusätzlich wird die Wasserresorption aus dem Darmlumen gehemmt und die Flüssigkeitssekretion in den Darm gesteigert.

MMP-InformationsforumIngo Deris, Saulheim

Kinder

Vorsicht bei oralen Glucocorticoiden

Kinder, die in der Vergangenheit mit Glucocorticoiden behandelt wurden, haben ein um 32 % erhöhtes Frakturrisiko im Vergleich zu Kindern ohne Glucocorticoid-Behandlung. Dies ergab eine retrospektive Studie mit über 37 000 Kindern im Alter von 4 bis 17 Jahren.

MMP-InformationsforumSusanne Wasielewski, Münster

Periphere Durchblutungsstörungen

Pentoxifyllin bei venösen Beinulzera

Patienten mit venösen Beinulzera, die eine Kompressionstherapie nicht vertragen oder eine schlechte Abheilungstendenz aufweisen, profitieren möglicherweise von Pentoxifyllin. Eine Literaturrecherche ergab insbesondere für die zusätzliche medikamentöse Therapie eine gute Wirksamkeit.

MMP-InformationsforumRosemarie Ziegler, Albershausen

CSE-Hemmer

Effektive Lipidsenkung mit Atorvastatin

Atorvastatin senkte den Cholesterol-Spiegel in einer offenen, prospektiven Studie in vergleichbaren therapeutischen Dosen etwas stärker als Simvastatin.

MMP-InformationsforumDr. Annette Kloboucek, München

Lipidstoffwechsel

CETP-Hemmer erhöht HDL-Cholesterol

In einer Phase-II-Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit des Cholesterolester-Transferprotein(CETP)-Inhibitors JTT-705 erstmals am Menschen untersucht. Unter der Behandlung stieg der HDL-Cholesterol-Wert bei gesunden Probanden mit leichter Hyperlipidämie signifikant.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. Hans Christoph Diener,

Vaskuläre Demenz

Memantin verbessert Hirnleistung

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Notfallmedizin

Enoximon bei Verapamil-Vergiftung

Der Zustand eines Patienten mit Verapamil-Vergiftung stabilisierte sich erst, als die anfängliche symptomatische Therapie um den Phosphodiesterase-3-Hemmer Enoximon (Perfan®) erweitert wurde.