Vaskuläre Demenz

Memantin verbessert Hirnleistung


Prof. Dr. med. Hans Christoph Diener,

Memantin (Akatinol Memantine®) ist bei Patienten mit vaskulärer Demenz in der Lage, die kognitive Funktion zu verbessern. Alltagstauglichkeit und Verhalten werden nicht beeinflusst. So das Ergebniss einer randomisierten Plazebo-kontrollierten Studie.

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache einer Demenz im höheren Lebensalter. Die zweithäufigste Ursache mit einem Anteil von 30 % ist die vaskuläre Demenz. Bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen spielt die Freisetzung exzitatorischer Aminosäuren eine wichtige pathogenetische Rolle. Memantin (Abb. 1) ist ein nicht kompetitiver NMDA-Antagonist (N-Methyl-d-Aspartat) und bereits seit vielen Jahren im klinischen Einsatz. Im Tierexperiment werden eine ganze Reihe neurodegenerativer Erkrankungen mit Memantin positiv beeinflusst. Die Substanz ist außerdem gut verträglich.

Es bot sich daher an, Memantin bei Patienten mit vaskulärer Demenz zu untersuchen. In die Studie wurden 321 Patienten mit einer wahrscheinlichen vaskulären Demenz nach den NINDS/AIREN-Kriterien (National Institute of Neurological Disorders and Stroke; Associate Internationale pour la Recherche et l’Enseignement en Neurosciences) in eine randomisierte Plazebo-kontrollierte Studie eingeschlossen und erhielten entweder 10 mg Memantin oder Plazebo. Der Mini-Mental-Wert musste bei Beginn der Studie zwischen 12 und 20 liegen. Die Patienten wurden 28 Wochen behandelt. Die beiden primären Endpunkte waren Änderungen auf der Alzheimer-Disease-Assessment-Scale (ADAS-cog) und der klinischen Interview-Based-Impression-of-Change (CIBIC-plus). Für die endgültige Auswertung standen 288 Patienten zur Verfügung.

Nach 28 Wochen ergab sich eine signifikante Verbesserung der ADAS-cog Werte unter Memantin im Vergleich zu Plazebo. In der Verum-Gruppe verbesserte sich der Wert um 0,4 Punkte, in der Plazebo-Gruppe verschlechterte er sich um 1,6 Punkte. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Kein Unterschied ergab sich im CIBIC-plus, wobei 60 % der Patienten aus der Memantin-Gruppe und 52 % aus der Plazebo-Gruppe eine Verbesserung erfuhren oder gleich geblieben sind. Memantin wurde sehr gut vertragen und hatte nicht mehr Nebenwirkungen als Plazebo.

Es gibt eine Vielzahl von Substanzen, die zur Behandlung der vaskulären Demenz eingesetzt werden. Für die meisten Substanzen gibt es allerdings keine brauchbaren Plazebo-kontrollierten Studien. Die hier vorliegende Studie ist dahingehend eine Ausnahme, dass sie zum einen relativ strikte Einschlusskriterien verwendet und zum anderen eine vernünftige Beobachtungsdauer von 28 Wochen hat. Die Messinstrumente sind validiert und wurden von Alzheimer-Studien übernommen. Es zeigte sich eine eindeutige Verbesserung kognitiver Funktionen. Auswirkungen auf das Verhalten im Alltag zeigte sich in der vorliegenden Studie nicht, was aber überwiegend daran liegt, dass Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz eingeschlossen wurden. Üblicherweise zeigen Patienten mit schwerer Demenz Verhaltensauffälligkeiten im Alltag, die dann möglicherweise therapeutisch zu beeinflussen sind. Erfreulich war die Tatsache, dass Memantin hier wenig Nebenwirkungen hatte und gut vertragen wurde.

Quelle

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