Susanne Heinzl

Im Jahr 2001 wurde es erstmals nachgewiesen, obwohl es das Virus vermutlich schon lange gibt: das humane Metapneumonie-Virus (HMPV). Eine holländische Gruppe hatte Proben bis zurück ins Jahr 1953 mit modernen Untersuchungstechniken analysiert und dabei das Virus gefunden. Das Virus wächst nicht bei den früher üblichen Zellkulturtechniken und wurde daher nicht nachgewiesen. Erst moderne molekulare Techniken, die in den letzten zehn Jahren entwickelt wurden, ermöglichten die Entdeckung.

Heute ist zu diesem Erreger unter anderem Folgendes bekannt: das humane Metapneumonie-Virus gehört zur Unterfamilie der Pneumonie-Viren der Paramyxoviridae.

Es gehört nach dem respiratorischen Synzytialvirus (RSV) zu den häufigsten Erregern von Infektionen der unteren Atemwege. Bei rund 12 % der Patienten kommt das Virus als Krankheitsauslöser in Betracht. Bei den Erkältungskrankheiten dürfte es nach derzeitigem Kenntnisstand in etwa 15 % der Fälle beteiligt sein. In etwa einem Drittel der Fälle von Komplikationen bei Innenohrinfektionen wurde das HMPV ebenfalls identifiziert.
Wie bei RSV-Infektionen auch, sind Koinfektionen mit weiteren Viren in etwa 5 % der Fälle nachzuweisen.

Während RSV-Infektionen vor allem zwischen November und März gehäuft auftreten, werden HMPV-Infektionen zwischen Dezember und April vermehrt beobachtet, sind also eine Spätwinterinfektion. Auch Reinfektionen kommen vor, sie verlaufen aber nicht schwerer als eine banale Erkältung.

Die Symptome einer HMPV-Infektion sind in Schweregrad und Ausprägung ähnlich wie bei einer RSV-Infektion. Für den Patienten ändert sich eigentlich nichts. Er ist erkältet, und die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. An einem Impfstoff wird gearbeitet, aber diese Entwicklung steht noch sehr am Anfang.

Unklar ist heute noch, ob das HMPV eine weitere pathogenetische Bedeutung hat.

Wesentlich weniger „harmlos“ ist das West-Nil-Virus (WNV), das derzeit vor allem in den USA Probleme bereitet. Ursprünglich war es 1937 bei einer Frau in Uganda entdeckt worden. Es kann das so genannte West-Nil-Fieber mit neurologischen Folgeerkrankungen wie Enzephalitis und Meningoenzephalitis auslösen. Die Letalität in den USA soll derzeit bei 1,6 % liegen. Bei 35 bis 40 % ziehen die neurologischen Symptome Langzeitstörungen nach sich. Vom West-Nil-Fieber sind vor allem Erwachsene zwischen 40 und 50 Jahren betroffen, Patienten mit Meningitis sind häufig um die 40 Jahre alt, während eine Meningoenzephalitis gehäuft zwischen 50 und 70 auftritt. Warum Kinder nur wenig betroffen sind, ist noch unklar.

Das WNV hat ein ungewöhnlich breites Spektrum von „Wirten“: Bekannt sind 43 Mückenarten, 170 Vogelarten, ferner Hunde, Katzen, Pferde, Eichhörnchen und Alligatoren. Meist wird es durch Stechmücken übertragen. Denkbar ist auch eine Übertragung durch Bluttransfusionen.

Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen kommt es zum West-Nil-Fieber, bei dem aber etwa 80 % der Patienten keine Symptome zeigen; 20 % leiden unter fiebriger Erkrankung mit Kopfschmerzen, Augenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Erschöpfung. Diese Symptome dauern in der Regel 3 bis 5 Tage, die Erschöpfung kann aber Wochen anhalten. Viele Patienten entwickeln auch einen Hautausschlag. Das Risiko für neurologische Symptome steigt mit dem Alter und mit Begleiterkrankungen. Sie zeigen sich häufig als Parkinson-ähnliche Störungen der Motorik oder auch in Lähmungserscheinungen.

Therapeutisch gibt es noch nicht viele Ansatzpunkte. In Prüfung befinden sich unter anderem Interferone und intravenöses Immunglobulin G.

Quelle

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