Pharmakologie aktuell

Aripiprazol

Atypisches Neuroleptikum mit besonderem Wirkungsmechanismus

Aripiprazol (Abilify®) unterscheidet sich von anderen Neuroleptika durch die partiell agonistische Wirkung an Dopamin-D2-Rezeptoren. Die Wirkung auf die Symptome der Schizophrenie ist der von anderen konventionellen und atypischen Neuroleptika vergleichbar. Klinische Studien und praktische Erfahrungen sprechen für eine gute Verträglichkeit der Substanz. Neben der geringen Inzidenz von extrapyramidal-motorischen Störungen sind dabei insbesondere die endokrinologische und kardiale Verträglichkeit und die geringen Gewichtsveränderungen von Bedeutung [1, 2].

ÜbersichtMarc Moritz Berger und Peter Bärtsch, Heidelberg

Höhenkrankheiten

Der Begriff der Höhenkrankheit umfasst drei eigenständige Krankheitsbilder: Die akute Bergkrankheit (ABK) und das Höhenhirnödem (HHÖ) als zerebrale Formen und das Höhenlungenödem (HLÖ) als pulmonale Form der Höhenkrankheit. Alle drei Krankheitsbilder können in Höhen von über 2 500 m bei unzureichender Akklimatisation auftreten. Bei akuter Bergkrankheit führt ein Ruhetag zu einem deutlichen Rückgang der Symptome. Wenn trotz persistierender Beschwerden ein weiterer Höhengewinn hinzukommt, können die unangenehmen aber harmlosen Symptome in ein lebensbedrohliches Höhenhirnödem übergehen. Das Höhenlungenödem ist ein nicht-kardiales Ödem, das durch einen überschießenden Blutdruckanstieg in der Lungenstrombahn unter Hypoxie charakterisiert ist. Initial treten trockener Husten, progrediente Dyspnoe und ein inadäquater Leistungsabfall auf. Beste prophylaktische Maßnahme gegen alle drei Formen der Höhenkrankheit ist der langsame Aufstieg (300–500 Höhenmeter pro Tag ab einer Höhe von 2 500 m). Während eine medikamentöse Prävention der akuten Bergkrankheit mit Acetazolamid und Dexamethason erfolgen kann, hilft Nifedipin nur zur Prophylaxe des Höhenlungenödems. Eine Wirksamkeit von Theophyllin oder Ginkgo-biloba-Extrakt ist nicht belegt. Die Therapie der Wahl aller drei Formen der Höhenkrankheit besteht in sofortigem Abstieg und/oder Zufuhr von Sauerstoff. Wenn dies nicht möglich ist, kann überbrückend Dexamethason zur Behandlung der schweren akuten Bergkrankheit sowie des Höhenhirnödems und Nifedipin zur Behandlung des Höhenlungenödems eingesetzt werden.

ÜbersichtBettina Polk, Stuttgart

Internationale Freinamen (INN)

Wie sie entstehen und was sie aussagen

Der internationale Freiname, auch INN (international nonproprietary name) ermöglicht die eindeutige Benennung pharmazeutischer Substanzen. In manchen Fällen lässt sich ein Wirkstoff auch bereits anhand des Namens in eine bestimmte Arzneistoffgruppe einordnen, vorausgesetzt man kennt den charakterisierenden Wortstamm. Dieser Beitrag erläutert die gebräuchlichsten Wortstämme und beschreibt, wie die internationalen Freinamen entstehen.

Zertifizierte FortbildungMichael Laule, Verena Stangl und Karl Stangl, Berlin

Antioxidanzien und Atherosklerose

Was ist gesichert in der Primär- und Sekundärprävention?

Die vermehrte Bildung von Sauerstoffradikalen und damit in der Folge von oxidiertem LDL-Cholesterol spielt eine zentrale Rolle bei der Pathogenese der Atherosklerose. Sie ist die Rationale für antioxidative Therapiestrategien in Form von Vitaminsupplementierung. In Beobachtungsstudien zeigte sich eine inverse Beziehung zwischen der Zufuhr antioxidativer Vitamine und der Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen. Enttäuschenderweise wurden diese günstigen Effekte in prospektiven, randomisierten Studien größtenteils nicht bestätigt. In dieser Übersicht wird die aktuelle Studienlage zu antioxidativen Therapiestrategien in Prävention und Therapie arteriosklerotischer Erkrankungen dargestellt und kritisch beleuchtet.

Zertifizierte FortbildungThomas Müller-Bohn, Süsel

Was ist eine Kosten-Nutzen-Analyse?

Als dritter Grundtyp pharmakoökonomischer Analysen wird die Kosten-Nutzen-Analyse vorgestellt. Sie verspricht ökonomisch besonders fundierte Aussagen, wirft aber erhebliche Probleme in der praktischen Durchführung auf und wird daher seltener als die anderen Analyseformen eingesetzt.

Fragen aus der Praxis

Schnuller ablecken?

Viele Eltern geben ihrem Säugling den Schnuller wieder in den Mund, nachdem sie ihn „abgeleckt“ haben. Hat dieses Vorgehen immunologische Vorteile („gute“ Bakterien oder sekretorisches IgA der Eltern) oder ist von diesem Vorgehen aufgrund der Übertragungsgefahr pathogener Erreger (z. B. Karies) abzuraten?

MMP-InformationsforumDr. Barbara Kreutzkamp, München

Atherosklerose und Alzheimer-Demenz

Entzündung und Hypercholesterolämie als gemeinsame Pathomechanismen

Der wichtigste Risikofaktor für Atherosklerose und Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Doch auch entzündlich-immunologische Prozesse sowie das Cholesterol spielen bei der Progression beider Erkrankungen eine zentrale Rolle. Die Vorgänge laufen aber unabhängig voneinander in der räumlichen Trennung von Peripherie und ZNS ab.

MMP-InformationsforumHolzgerlingen

Stillen

Schützt Muttermilch vor Atherosklerose?

Die Ernährung im Säuglingsalter scheint das Lipoproteinprofil im späteren Leben zu beeinflussen. Für die Muttermilch konnte ein protektiver Langzeiteffekt auf die Risikofaktoren für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen gezeigt werden.

MMP-InformationsforumHolzgerlingen

Tabakrauch

Wie gefährlich ist Passivrauchen?

Passivrauch ist vermutlich die mengenmäßig bedeutsamste inhalative Noxe der Innenraumluft. 30 bis 60 % der Bevölkerung sind ihr regelmäßig ausgesetzt. Dies erhöht das relative Risiko für Bronchialkarzinome, koronare Herzkrankheiten, Atemwegssymptome, Asthma bronchiale und chronische Bronchitis.

MMP-Informationsforumah

Alkoholismus

Schäden auch an Haut und Nägeln

Alkohol kann unterschiedliche Organsysteme schädigen, die Folgen von Alkoholabhängigkeit sind vielfältig. Auch Haut, Haare, Nägel und Fettgewebe können betroffen sein.

MMP-Informationsforum München

Topische Schmerztherapie

Effekte von Capsaicin und Salicylaten

Die Therapieeffekte von lokal appliziertem Capsaicin und von Salicylaten bei akuten und chronischen Schmerzen gehen über einen reinen Plazeboeffekt hinaus, so das Ergebnis zweier Metaanalysen.

MMP-InformationsforumMünchen

Multiple Sklerose

Pilotstudie mit CSE-Hemmern weckt Hoffnungen

Bei Patienten mit einer schubförmig verlaufenden multiplen Sklerose führte die sechsmonatige Gabe von 80 mg Simvastatin (z. B. Zocor®) täglich zu einem Rückgang der Gadolinium-anreichernden Läsionen im Gehirn. Immunologische Parameter wurden nicht beeinflusst.

MMP-InformationsforumDorothea Schulze, Stuttgart

Meningokokken-Infektion

Schützt eine Chemoprophylaxe Kontaktpersonen?

Es gibt Anzeichen dafür, dass eine Chemoprophylaxe Kontakpersonen eines mit Meningokokken infizierten Patienten nach dessen Entlassung aus dem Krankenhaus vor einer Ansteckung schützt. Ob der Erkrankte selbst oder Kinder derselben Kindertagesstätte von einer Chemoprophylaxe profitieren, muss in weiteren Studien abgeklärt werden.

MMP-InformationsforumMünchen

Weltweite Problematik

Therapie bei Mehrfachresistenz-Tuberkulose

Für die Behandlung der Mehrfachresistenz-Tuberkulose wird die Kombination fünf verschiedener Medikamente, darunter ein injizierbares Antibiotikum und ein Fluorchinolon sowie möglichst ein First-Line-Therapeutikum, vorgeschlagen.

MMP-InformationsforumDr. med. Annette Schlegel, Stuttgart

Pfortaderhochdruck

Einsatzbereiche für den transjugulären portosystemischen Shunt (TIPS)

Komplikationen des Pfortaderhochdrucks sind die Domäne der TIPS-Therapie. Bei Ösophagus- und Magenvarizen ist, wenn andere Therapien versagen, die Anlage eines transjugulären portosystemischen Shunt (TIPS) eine lebensrettende Option. Auch der therapierefraktäre Aszites zeigt eine gute Ansprechrate auf den TIPS.

MMP-InformationsforumSusanne Wasielewski, Münster

Dermatologie

α-Lactalbumin-Ölsäure bei therapieresistenten Hautpapillomen

Bei Patienten, die therapieresistente Hautpapillome mit einem Komplex aus dem Milchprotein α-Lactalbumin und Ölsäure topisch behandelten, sank das Volumen der Papillome im Vergleich zu Plazebo.

MMP-Informationsforum

Schuppenflechte

Neue mögliche Therapie entdeckt