Cobalamin – ein kritischer Nährstoff im höheren Lebensalter


Alexander Ströhle, Maike Wolters und Andreas Hahn, Hannover

Ältere Personen sind häufig von einem Vitamin-B12-Defizit betroffen. Wird der frühere Grenzwert eines ausreichenden Serum-Vitamin-B12-Spiegels von etwa 150 µmol/l als Beurteilungskriterium herangezogen, dann sind 10 bis 15 % der älteren Personen als unterversorgt einzustufen. Finden dagegen die als wünschenswert erachteten Serum-Cobalamin-Spiegel im Bereich von 220 bis 258 µmol/l oder sensitivere Parameter wie die Konzentration an Homocystein und Methylmalonsäure Verwendung, dann steigt die Prävalenz des Vitamin-B12-Mangels auf bis zu 43 %. Bei älteren Personen ist das Vitamin-B12-Defizit vorwiegend auf eine unzureichende Bildung von Magensaft zurückzuführen, wodurch die Absorption der in der Nahrung enthaltenen Cobalamin-Protein-Komplexe deutlich reduziert ist. Hauptursache hierfür sind entzündliche Prozesse der Magenmukosa, die auf dem Boden einer atrophischen Gastritis vom Typ B entstehen. Etwa 20 bis 50 % der Senioren sind betroffen. Zudem ist die eingeschränkte Säureproduktion des Magens mit einer Alkalisierung des Dünndarmmilieus verbunden, in deren Folge sich die Vitamin-B12-Verfügbarkeit weiter reduzieren kann. Daneben hemmen eine Reihe von Medikamenten die intestinale Absorption von Vitamin B12. Hierzu zählen Protonenpumpenhemmer (Omeprazol und Lansoprazol) und H2-Rezeptorenblocker (Cimetidin und Ranitidin) sowie Colestyramin, verschiedene Antibiotika und Metformin. Bereits eine leichte Beeinträchtigung des Vitamin-B12-Status steht im Zusammenhang mit neuropsychiatrischen Symptomen (Konzentrationsstörungen, depressive Stimmungslage). Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass eine unzureichende Vitamin-B12-Versorgung Entstehung und Verlauf von Demenzerkrankungen negativ beeinflusst. Dies gilt insbesondere, wenn gleichzeitig ein Defizit an Folsäure besteht. Wegen der unsicheren Bedarfsdeckung sollte die Vitamin-B12-Versorgung älterer Personen (≥ 60 Jahre) engmaschig überwacht und eine generelle Supplementierung von Vitamin B12 (≥ 50 µg/Tag) in Erwägung gezogen werden.

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