Pharmakologie aktuell

Endocannabinoide und Endocannabinoid-Rezeptorantagonisten

Das Endocannabinoid-System ist ein physiologisches System, das vermutlich eine wesentliche Rolle bei der Regulation des Körpergewichts, des Glucose- und des Lipidstoffwechsels spielt. Außerdem ist es an der Kontrolle der Tabakabhängigkeit beteiligt. Natürliche Endocannabinoide sind beispielsweise Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol, die ihre Wirkungen über Cannabinoid-1- und Cannabinoid-2-Rezeptoren vermitteln. Mit Rimonabant befindet sich ein selektiver CB1-Rezeptorantagonist in klinischer Prüfung, der bei Übergewicht und metabolischen Risikofaktoren günstig wirken und darüber hinaus die Tabakentwöhnung erleichtern soll.

ÜbersichtIngo Stock, Köln

Die Tuberkulose

Eine alte Infektionskrankheit mit neuen Problemen

Die Tuberkulose gehört zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten des Menschen. Nach dem erworbenen Immunschwächesyndrom (acquired immunodeficiency syndrome, AIDS) fordert sie weltweit jährlich die meisten aller einer Infektionskrankheit zuzurechnenden Todesfälle. Die Tuberkulose des Menschen ist eine akut oder chronisch verlaufende Infektionskrankheit mit häufigster Manifestation in der Lunge. Die klinische Symptomatik ist von der Disposition des Patienten abhängig und äußerst vielfältig. Das Erregerspektrum umfasst bestimmte Mykobakterien, die unter dem Mycobacterium-tuberculosis-Komplex zusammengefasst werden. Die Krankheit wird in den meisten Fällen durch Inhalation und infizierten Schleim übertragen, die wichtigste Infektionsquelle ist der Mensch. Eine große epidemiologische und therapeutische Bedeutung haben Koinfektionen mit Tuberkulose-Erregern und humanen Immundefizienz-Viren (HIV) sowie Infektionen durch multiresistente Tuberkulose-Bakterien. Seit Beginn der AIDS-Pandemie in den 80er Jahren hat sich die jährliche Zahl der Tuberkulose-Fälle in vielen Gegenden dramatisch erhöht, darüber hinaus breiten sich zunehmend multiresistente Stämme aus. Die Therapie der Tuberkulose durch mehrfachresistente Erreger mit den derzeit verfügbaren Arzneistoffen ist problematisch, die Therapieregime sind kostenintensiv und nicht selten erfolglos.

ÜbersichtEberhard Rabe, Felizitas Pannier, Bonn, und Brita Larenz, Königswinter

Roter Weinlaubextrakt (AS 195) bei chronisch-venöser Insuffizienz

In der Therapie der chronisch-venösen Insuffizienz (CVI) werden systemische Venenmittel häufig als Ödemprotektiva oder zur Linderung typischer Beschwerden wie müder, schwerer geschwollener Beine, Spannungsgefühl und Schmerzen angewandt. Nur für wenige dieser Substanzen existieren jedoch klinische Wirkungsnachweise. Für den quantifizierten Roten Weinlaubextrakt (AS 195) und seine charakteristischen Inhaltsstoffe, die Flavonoide, liegt mittlerweile eine Reihe von Studiendaten zum klinischen Wirkungsprofil und zum Wirkungsmechanismus vor. Die Untersuchungen basieren auf neueren Erkenntnissen zur Pathophysiologie der CVI. Nach dem aktuellen Wissensstand kann die systemische, adjuvante Behandlung mit dem klinisch geprüften Wirkkomplex als eine effektive und sinnvolle Maßnahme im Rahmen der Behandlung der CVI bewertet werden.

ErnährungsforumAlexander Ströhle, Maike Wolters und Andreas Hahn, Hannover

Cobalamin – ein kritischer Nährstoff im höheren Lebensalter

Ältere Personen sind häufig von einem Vitamin-B12-Defizit betroffen. Wird der frühere Grenzwert eines ausreichenden Serum-Vitamin-B12-Spiegels von etwa 150 µmol/l als Beurteilungskriterium herangezogen, dann sind 10 bis 15 % der älteren Personen als unterversorgt einzustufen. Finden dagegen die als wünschenswert erachteten Serum-Cobalamin-Spiegel im Bereich von 220 bis 258 µmol/l oder sensitivere Parameter wie die Konzentration an Homocystein und Methylmalonsäure Verwendung, dann steigt die Prävalenz des Vitamin-B12-Mangels auf bis zu 43 %. Bei älteren Personen ist das Vitamin-B12-Defizit vorwiegend auf eine unzureichende Bildung von Magensaft zurückzuführen, wodurch die Absorption der in der Nahrung enthaltenen Cobalamin-Protein-Komplexe deutlich reduziert ist. Hauptursache hierfür sind entzündliche Prozesse der Magenmukosa, die auf dem Boden einer atrophischen Gastritis vom Typ B entstehen. Etwa 20 bis 50 % der Senioren sind betroffen. Zudem ist die eingeschränkte Säureproduktion des Magens mit einer Alkalisierung des Dünndarmmilieus verbunden, in deren Folge sich die Vitamin-B12-Verfügbarkeit weiter reduzieren kann. Daneben hemmen eine Reihe von Medikamenten die intestinale Absorption von Vitamin B12. Hierzu zählen Protonenpumpenhemmer (Omeprazol und Lansoprazol) und H2-Rezeptorenblocker (Cimetidin und Ranitidin) sowie Colestyramin, verschiedene Antibiotika und Metformin. Bereits eine leichte Beeinträchtigung des Vitamin-B12-Status steht im Zusammenhang mit neuropsychiatrischen Symptomen (Konzentrationsstörungen, depressive Stimmungslage). Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass eine unzureichende Vitamin-B12-Versorgung Entstehung und Verlauf von Demenzerkrankungen negativ beeinflusst. Dies gilt insbesondere, wenn gleichzeitig ein Defizit an Folsäure besteht. Wegen der unsicheren Bedarfsdeckung sollte die Vitamin-B12-Versorgung älterer Personen (≥ 60 Jahre) engmaschig überwacht und eine generelle Supplementierung von Vitamin B12 (≥ 50 µg/Tag) in Erwägung gezogen werden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Nichtmelanozytärer Hautkrebs

Mit Imiquimod-Lokaltherapie Abheilung in sechs Wochen

Imiquimod ist der erste Vertreter einer als Immune Response Modifier (IRM) bezeichneten Klasse von Immunmodulatoren. Es regt als Toll-like-Rezeptor-Agonist Monozyten/Makrophagen und dendritische Zellen zur Produktion von Alpha-Interferon und anderen, für die zellvermittelte Immunität wichtigen Zytokinen an. Therapeutisch wird Imiquimod lokal außer bei Feigwarzen auch bei Basaliomen und aktinischen Keratosen mit gutem Erfolg eingesetzt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Morbus Crohn

Unter Infliximab heilen manche Fisteln ab

Patienten mit einer Enteritis regionalis Crohn und begleitender Fistelbildung, die initial auf eine Therapie mit dem monoklonalen TNF-Antikörper Infliximab ansprechen, profitieren von einer Weiterführung der Therapie: In einer Studie zeigten nach 54 Wochen signifikant mehr Patienten unter Verum eine komplette Fistelabheilung im Vergleich zu Patienten unter Plazebo.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Hormonersatztherapie

Verschlechterung der kognitiven Funktionen bei Frauen nach der Menopause

Eine Hormontherapie nach der Menopause verhindert nicht das Auftreten einer Demenz oder leichter kognitiver Störungen, im Gegenteil, es verschlechtert sogar kognitive Funktionen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Alzheimer-Krankheit

Donepezil bessert Kognition, verzögert aber nicht die Heimeinweisung

In einer durchschnittlich über zwei Jahre durchgeführten Plazebo-kontrollierten Studie mit Alzheimer-Patienten ergab sich für den Cholinesterase-Hemmer Donepezil (Aricept®) gegenüber Plazebo eine leichte Verbesserung der kognitiven und funktionellen Fähigkeiten. Bei den Heimeinweisungen ließ sich aber kein Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen feststellen.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Bluthochdruck

Telmisartan wirkt über 24 Stunden

In einer direkten Vergleichsstudie zur Wirkung von Angiotensin-II-Rezeptorblockern bei Bluthochdruck-Patienten kontrollierte Telmisartan den Blutdruck deutlich zuverlässiger und länger anhaltend als Valsartan.

Referiert & kommentiertUniversitätsklinikum Bonn

Bandscheibenvorfall

„Milchaufschäumer“ bei Rückenschmerzen

Referiert & kommentiertah

Krebserkrankungen

Rauchen häufigste Ursache für Krebstod

Referiert & kommentiertah

Krebsfrüherkennung

Zu wenig genutzt