Was sagen pharmakokinetische Parameter aus?


Arzneimittel-Wirkungen sind das Ergebnis verschiedener komplexer Vorgänge im Organismus, die bei vielen Substanzen nicht bis in alle Einzelheiten bekannt sind. Bei der Entwicklung eines neuen Arzneimittels wird versucht, möglichst viele Erkenntnisse zu diesen Vorgängen zu gewinnen, um so seine Haupt- und Nebenwirkungen besser abschätzen und einordnen zu können.

Die pharmakologischen Parameter eines Arzneimittels werden in der Regel in pharmakodynamische und in pharmakokinetische Parameter unterteilt. Die pharmakodynamischen Parameter sind letztendlich – frei formuliert – das, was das Arzneimittel im Organismus bewirkt (Wirkungsmechanismus), während in den pharmakokinetischen Parametern zum Ausdruck kommt, wie der Organismus mit der Fremdsubstanz umgeht.

Pharmakokinetische Parameter wie Resorption, Speicherung, Verteilung, Biotransformation und Ausscheidung sind bestimmend dafür, ob und wieviel Fremdsubstanz in welcher Form an den Ort der Wirkung gelangt. Sie werden deshalb auch schon früh im Rahmen der klinischen Entwicklung eines Arzneimittels erhoben, denn sie sind beispielsweise eine wichtige Voraussetzung für die Entscheidung, in welcher Dosierung und in welchem Dosierungsintervall bei welchen Patienten die Substanz geprüft werden kann. Sie ermöglichen es, ein therapeutisches Fenster für die Substanz festzulegen.

Pharmakokinetische Parameter geben Auskunft über das Wechselwirkungspotenzial bei Resorption, Verteilung, Verstoffwechslung und Ausscheidung. Sie lassen Rückschlüsse auf eine erhöhte Kumulationsgefahr zu. Sie geben Hinweise zum Einsatz bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen. Ohne die Kenntnis grundlegender pharmakokinetischer Parameter kann eine Substanz eigentlich gar nicht klinisch geprüft werden.

Umso erstaunlicher ist es, dass zu dem nunmehr in Phase III der klinischen Prüfung befindlichen Endocannabinoid-Rezeptorantagonisten Rimonabant keine pharmakokinetischen Parameter zu bekommen waren – intensive Literaturrecherchen wie hartnäckige Anfragen beim Hersteller waren erfolglos. Einzige Auskunft des Herstellers nach einigen vergeblichen Versuchen über mehrere Wochen war, dass es ihm leid tue, die Ergebnisse seien noch nicht publiziert.

Die Wirkungen der neuen Substanz haben wir in diesem Heft ab Seite 40 ausführlich dargestellt. Ein „abgerundetes“ Bild der Substanz können wir aber leider nicht anbieten. Es wäre schon interessant zu wissen, wie Rimonabant resorbiert wird, wo und wie es sich verteilt, ob und wie es verstoffwechselt wird. Wie lang ist seine Halbwertszeit? Besteht eine Kumulationsgefahr? Ein Trost bleibt: Zur Zulassung müssen die Daten eingereicht werden und spätestens mit der Fachinformation müssen sie auch für uns verfügbar sein.

Susanne Heinzl

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