MRSA – nicht nur ein Problem des Krankenhauses


Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) haben weltweit – also auch in Deutschland – in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Diese Staphylococcus-aureus-Stämme sind gegen alle Beta-Lactam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme), aber häufig auch gegen andere Antibiotika-Gruppen (z. B. Makrolide, Clindamycin, Fluorchinolone) resistent (siehe hierzu auch Med Mo Pharm 2006;29:17–21 und diese Ausgabe Seite 56 bis 62). Während MRSA zunächst primär in der Klinik beobachtet wurden, treten sie nun zunehmend auch im ambulanten Bereich, also in der häuslichen Umgebung auf, sie werden dann als cMRSA (community MRSA) bezeichnet. Neben dem infizierten Patienten muss auch der MRSA-kolonisierte Patient beachtet werden, der für sich und seine Umgebung ein Sicherheitsrisiko bedeutet. Glücklicherweise sind cMRSA derzeit noch nicht so resistent, sie können also meist mit den verfügbaren Antibiotika erfolgreich behandelt werden. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die cMRSA recht rasch die Resistenzeigenschaften ihre „Hospital-Kollegen“ übernehmen. 

Außer der Übertragung der Erreger zwischen Menschen spielt bei den MRSA offenbar auch die Übertragung von Mensch zu Tier, von Tier zu Tier und von Tier zu Mensch eine Rolle. Insbesondere Pferde sind zu einem überraschend hohen Prozentsatz mit cMRSA kolonisiert oder infiziert. Die Infektionen zeigen sich zum Beispiel als Wundinfektion, Katheterinfektion, Pneumonie, Osteomyelitis, Bakteriämie oder Weichteilinfektion. Nach Untersuchungen in Irland, in New York und Ontario sind fast 5 % der Pferde kolonisiert, und zwar vorwiegend mit dem Stamm cMRSA-5, der nur selten beim Menschen nachgewiesen wird. 

Auch bei Hunden, Katzen und anderen Haustieren wurden MRSA nachgewiesen, allerdings waren sie meist mit Stämmen kolonisiert, die auch bei Menschen verbreitet sind. 

Pferde können ihren Stamm cMRSA-5 auf Menschen übertragen, während Hunde und Katzen durch Pferde weniger gefährdet sind, sie wiederum werden vorwiegend durch Menschen angesteckt. Durch Pferde sind in erster Linie die Personen gefährdet, die mit den Tieren engen Umgang haben, zum Beispiel Tierärzte und deren Mitarbeiter sowie Pferdehalter und Mitarbeiter in Pferdeställen. Nach Studiendaten waren bis zu 13 % der Mitarbeiter einer Pferdeklinik mit dem „Pferde-MRSA“ kolonisiert. Infektionen zeigten sich vorwiegend als Hauterkrankungen. 

In den USA soll es etwa 60 Mio. Hunde, 70 Mio. Katzen und 6,9 Mio. Pferde geben. Die Zahlen für Deutschland: Hunde und Katzen zusammen etwa 12 Mio., Pferde rund 1 Mio. (exakte Daten waren leider nicht zu bekommen). Haustiere sind damit ein wichtiger Bestandteil der Übertragungs- und Verbreitungswege dieser problematischen Erreger. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass der kolonisierte Mensch andere Menschen und Tiere anstecken kann, diese wiederum können andere Tierarten und andere Menschen anstecken. Der Pferdestamm cMRSA-5 ist insofern eine Besonderheit, als er primär vom Pferd auf den Menschen übertragen wird. Spekuliert wird, dass er eine Reaktion der Staphylokokken auf den zunehmenden Gebrauch von Fluorchinolonen in der Pferdemedizin ist.

Susanne Heinzl

Quelle

Weese S. Community-acquired MRSA in companion animal and horses. 45. ICAAC, Washington DC, 18. Dezember 2005.

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