Diabetes mellitus – hohe Kosten, gute Geschäftsaussichten


Geschätzte medizinische Kosten des Diabetes mellitus in den USA

Jahr

Mrd. US-$

2002

92

2010

109

2020

138

Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation verbreitet sich Diabetes mellitus epidemieartig. So waren im Jahr 1985 weltweit schätzungsweise 30 Millionen Menschen erkrankt, 10 Jahre später waren es schon 135 Mio. Und im Jahr 2005 litten vermutlich 217 Mio. Menschen weltweit an der Zuckerkrankheit. Die WHO sagt für das Jahr 2030 eine Patientenzahl von 366 Mio. voraus.

Vor allem in Entwicklungsländern wird mit einem überdurchschnittlichen Wachstum der Patientenzahlen gerechnet. Die Hitliste mit den stärksten Zuwachszahlen führt Indien an, gefolgt von China und den USA. Ursachen für die starke Zunahme der Patientenzahlen sind der Anstieg der Bevölkerung, zunehmendes Lebensalter, ungesunde Ernährung, Übergewicht und bewegungsarme Lebensweise.

Die Erkrankung und ihre bekannten Folgen verursachen riesige Kosten – die Chronizität ist daran erheblich beteiligt, und sie weckt bei den entsprechenden Industriezweigen auch „Begehrlichkeiten“, diese haben ja sehr stark die „lebenslangen“ Patienten im Auge.

Folge ist eine Vielzahl von Forschungsaktivitäten auf der Suche nach neuen diagnostischen Möglichkeiten, nach neuen Applikationsformen von Insulin und nach neuen oral wirksamen Antidiabetika. In dieser Pipeline ist Bewegung.

Der Insulin-Markt ist eine Ausnahme unter den pharmazeutischen Produkten. Nach Schätzungen von Novo Nordisk nehmen die Verkaufsumsätze von Insulin seit dem Jahr 1923 jährlich um rund 13 % zu. Dieser Markt wird derzeit im Prinzip von drei Firmen kontrolliert, nämlich Novo Nordisk, Lilly und Sanofi-Aventis. Klassische Insuline werden zunehmend durch Insulinanaloga verdrängt werden. Sie sollen nach Schätzungen im Jahr 2009 fast 70 % des gesamten Insulinmarkts ausmachen. Andere Darreichungsformen wie inhalierbares Insulin (siehe Seite 90 ff.) werden nach derzeitigem Kenntnisstand den Markt eher ausweiten, als die bisherigen Insuline verdrängen.

Viel bewegt sich bei den Substanzen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Inkretin-Mimetika wie Exenatid (siehe Seite 86) und Dipeptidylpeptidase-IV-Inhibitoren (siehe Seite 93) sind viel versprechende Neuentwicklungen. Mit dem dualen PPAR-Antagonisten Muraglitazar (siehe Seite 93) stand 2005 ein weiteres neues Prinzip kurz vor der Markteinführung. Aufgrund von Verträglichkeitsproblemen sind aber weitere Studien erforderlich, deren Daten voraussichtlich erst in fünf Jahren vorliegen werden.

Auch für die Behandlung des Übergewichts als einer der wichtigsten Ursachen des Diabetes mellitus gibt es neue Therapieansätze. Am fortgeschrittensten ist der CB1-Rezeptorantagonist Rimonabant (Acomplia, siehe Med Mo Pharm 2005;28[2]:40–3). Sollte sich im derzeit laufenden Studienprogramm auch eine Wirkung von Rimonabant bei Typ-2-Diabetikern zeigen und die Zulassung entsprechend ausgeweitet werden, könnte dies der Substanz Blockbuster-Potenzial verleihen.

Cetilistat ist ein oraler synthetischer Lipase-Inhibitor, der sich derzeit in Phase IIb befindet. Bisherige Daten zeigen bei übergewichtigen Patienten ähnliche Wirkungen wie Rimonabant und Orlistat.

CP 956,598 ist ein CB1-Rezeptorantagonist der Firma Pfizer, der sich auch in Phase-II-Studien befindet und derzeit wie Rimonabant bei Übergewichtigen und Rauchern untersucht wird – natürlich auch mit Blick auf die Riesengruppe Diabetiker. Pfizer könnte damit zusammen mit seinem inhalierbarem Insulin ein weiterer großer Player im Diabetes-Sektor werden.

Susanne Heinzl

Smyth S, Heron A. Diabetes and obesity: the twin epidemics. Nat Med 2006;12:75–80.

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