Annemarie Musch und Bettina Polk für die MMP-Redaktion
Die Interpharm lockte Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus ganz Deutschland in diesem Jahr nach Frankfurt. An drei Tagen (10. bis 12. März 2006) wurde ein breites Themenspektrum zur Fortbildung geboten: Vorträge ausgewiesener Experten, Seminare und Foren zu den Themenblöcken Diabetes mellitus, Osteoporose, Immunologie und Infektiologie, Herz- und Hirninfarkt sowie Innovationen.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Diabetes mellitus: „Etabliertes Wissen, neue Einsichten und aufregende Perspektiven“. Diskussionspunkt war aus aktuellem Anlass natürlich die ablehnende Haltung des IQWiG gegenüber den Insulin-Analoga. Die evidenzbasierte Entscheidung beruht auf den bislang vorliegenden „wenig impressiven Daten“ zum Langzeitnutzen für das kardiovaskuläre Risiko der Patienten, die mit Insulin-Analoga therapiert werden. Möglicherweise kann dieser Nutzen aber in einigen Jahren gezeigt werden – dies ist kein Trost für derzeit Betroffene, die beispielsweise einfach das Wegfallen des Spritz-Ess-Abstands als Nutzen empfinden. Auf Unverständnis stieß zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Angstszenario zum mitogenen Potenzial der Insulin-Analoga: Es fehlt sowohl an Daten, die ihre mitogene Wirkung über den IGF-1-Rezeptor (IGF = insulinlike growth factor) widerlegen, als auch an Daten, die ihr mitogenes Potenzial zeigen.
Dass eine gute Blutzuckereinstellung bei den Patienten auch mit Normalinsulin möglich ist, zeigte Priv.-Doz. Dr. Ursula Plöckinger (Berlin); „kleine Mahlzeiten, kleine Insulin-Mengen, kleine Schwankungen der Plasmainsulinkonzentration“, so lautet die Prämisse.
Innovative Therapien, wie inhalierbares Insulin, wurden unterschiedlich beurteilt. Einigkeit herrschte darüber, dass eine Alternative zur derzeitigen Blutzuckermessung eine wirkliche Erleichterung für Patienten darstellen würde, denn bislang müsse hier noch immer „Blut fließen“ (Dr. Heinz.-J. Rüßmann, Dinslaken).
Auch unkonventionelle adjuvante Therapien wie Zimt, Chrom und Kaffee wurden thematisiert. Für eine aktive Empfehlung fehlen derzeit aber aussagekräftige Daten (Prof. Dr. Ingo Rustenbeck, Braunschweig).
Viele Interpharm-Referenten haben betont, dass die Therapien unserer großen Volkskrankheiten, also Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und auch Osteoporose, eigentlich einen palliativen Ansatz verfolgen. Der kausale Ansatz betrifft unseren Lebensstil: bewusste und richtige Ernährung sowie Bewegung – von Kindesbeinen an. Bei der Aufklärungsarbeit, Beratung und Motivation sind Apotheker besonders gefordert.
Faszinierend war die Präsentation des Mainzer Konzepts zu Risikofaktoren und Mechanismen der Atherosklerose (Prof. Sucharit Bhakdi, Mainz): „Atherosklerose ist multifaktoriell, aber monokausal“, das heißt, entscheidend ist ein „zu viel“ an gestrandetem LDL-Cholesterol im Gefäßbindegewebe und eine Überlastung des physiologischen LDL-Cholesterol-Abtransports durch HDL-Cholesterol; infolgedessen kommt es zur chronischen Entzündung. Die oxidative LDL-Cholesterol-Modifikation spielt in diesem Modell keine Rolle.
Bei einem „Blick in die Pipeline“ von Professor Dieter Steinhilber und Professor Manfred Schubert-Zsilavecz (Frankfurt) wurde ein neuer Wirkstoff aus der Gruppe der Hypnotika als entscheidende Sprunginnovation bewertet. Ramelteon ist ein Melatonin-Rezeptoragonist, der wie das körpereigene Hormon Melatonin die Schlafbereitschaft fördert.
Erstmalig waren Redakteure der MMP und der DAZ am Stand des Deutschen Apotheker Verlags vertreten, um Lesern die Möglichkeit zu einer persönlichen Rückmeldung zu geben und Interessierten die Zeitschriften vorzustellen. Viele der Interpharm-Teilnehmer haben diese Chance genutzt und bei den Gewinnspielen der Zeitschriften mitgemacht.
Wir möchten uns bei Ihnen für Ihr Interesse und Ihre positiven Rückmeldungen herzlich bedanken und hoffen, dass wir es auch in Zukunft schaffen, Ihnen spannende Fortbildungsthemen zu bieten.
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