ÜbersichtAnnemarie Musch, Stuttgart

Pulmonal-arterielle Hypertonie

Therapie mit dem Endothelin-1-Rezeptorantagonisten Bosentan

Die Aktivierung des Endothelin-1-Systems spielt in der Pathogenese der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) eine Schlüsselrolle. Der Endothelin-1-Rezeptorantagonist Bosentan hemmt die Wirkung von Endothelin-1 an beiden Rezeptortypen (ETA- und ETB-Rezeptoren) und ist seit 2001 zur Therapie der PAH zugelassen. Aktuelle Daten wurden auf einem internationalen Fachsymposium vorgestellt.

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Pulmonary arterial hypertension. Therapy with the endothelin-1 receptor antagonist Bosentan

Activation of the endothelin-1 system plays a key role in the pathogenesis of pulmonary arterial hypertension (PAH). The endothelin-1 receptor antagonist Bosentan inhibits the action of endothelin-1 at both receptor subtypes (ETA and ETB receptors) and has been approved for PAH therapy since 2001. Recent data were presented at an international symposium in Barcelona in February 2006.

ÜbersichtAchim Weizel, Mannheim

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ballaststoffe zur Prävention?

Eine ungünstige Konstellation der Lipidwerte, zum Beispiel eine hohe Triglycerid-Konzentration in Verbindung mit einer niedrigen HDL-Cholesterol-Konzentration, ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung einer Arteriosklerose und einer koronaren Herzkrankheit. Die Plasma-Lipidwerte können unter anderem mit Ballaststoffen, insbesondere Flohsamen, günstig beeinflusst werden. Dazu tragen verschiedene Wirkungsmechanismen bei.

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Cardiovascular diseases – bulk producers for prevention?

An unfavourable constellation of plasma lipids, e.g., a high triglyceride concentration in combination with a low HDL Cholesterol concentration, is a relevant risk factor for the development of arteriosclerosis and coronary heart disease. Plasma lipids may be favourably influenced by bulk producers, in particular by plantago seed (psyllii semen). Several mechanisms of action are involved in this effect.

ÜbersichtIrene Krämer, Mainz, und Hans-Peter Lipp, Tübingen

Bevacizumab

Fortschritte in der Krebstherapie mit Antiangiogenese

Mit Bevacizumab (Avastin®) wurde der erste humanisierte, monoklonale Antikörper in der Tumortherapie eingeführt, der zielgerichtet mit VEGF-Neutralisation in die Angiogenese eingreift. In der Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms führte die Gabe von Bevacizumab in Kombination mit Irinotecan, Fluorouracil und Calciumfolinat zu einer signifikant verlängerten Überlebenszeit der Patienten im Vergleich zur Kontrolle. Neben behandlungsbedürftigen Hypertonien und Proteinurien werden vor allem Wundheilungsstörungen, Blutungen und Thromboembolien mit dem monoklonalen Antikörper in Verbindung gebracht. Derzeit wird seine Einsatzmöglichkeit mit anderen Kombinationspartnern, in anderen Indikationen und unter pharmakoökonomischen Gesichtspunkten geprüft.

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Bevacizumab. Progress in cancer therapy by antiangiogenesis

Bevacizumab represents the first humanized monoclonal antibody with antiangiogenic properties which has been introduced in clinical oncology. The VEGF antagonist is used for the treatment of advanced colorectal cancer based on significant survivial benefits. Besides hypertension, proteinuria, wound healing disorders, bleeding and thromboembolic events appear to be related to Bevacizumab. Optimization of combination therapy, new potential indications as well as pharmacoeconomic considerations represent the topics of current discussion regarding the novel monoclonal antibody.

Der klinisch-pharmazeutische FallThilo Bertsche, Reiner Fritz, Peter Sauer, Jens Encke, Walter Emil Haefeli und Ingeborg Walter-Sack, Heidelberg

Off-Label-Use in der Langzeit-Antikoagulation nach Lebertrans-plantation wegen …

Hintergrund: Die Entscheidung für eine individualisierte Arzneimitteltherapie muss auf der Basis von Wirksamkeit, unerwünschten Wirkungen und Patienten-Compliance erfolgen. Dies gilt in besonderem Maße an den Schnittstellen der Versorgung, vor allem auch beim Übergang von der stationären Therapie zur ambulanten Weiterbehandlung. Aspekte der Zulassung und damit der Erstattungsfähigkeit durch den Kostenträger müssen dabei ebenfalls berücksichtigt werden.
Fallbeschreibung: Ein Patient (männlich, 61 Jahre, Maler) zeigte 1999 nach Phenprocoumon-Behandlung wegen tiefer Venenthrombose einen Transaminasenanstieg, der nach Absetzen von Phenprocoumon vollständig reversibel war. Diagnostisch konnten Phenprocoumon-unabhängige Ursachen ausgeschlossen werden. Nach einer erneuten Thrombose wurde 2003 wieder Phenprocoumon verordnet. Dies führte erneut zu einem Transaminasenanstieg, schließlich zu einer cholestatischen Hepatitis und einem fulminanten Leberversagen. Es wurde eine Transplantation durchgeführt mit anschließend guter Leberfunktion unter immunsuppressiver Therapie. Aufgrund einer zweifachen tiefen Beinvenenthrombose sowie intermittierendem Vorhofflimmern war eine Antikoagulation auch über die perioperative Phase hinaus indiziert. Dafür wurde Enoxaparin als niedermolekulares Heparin gewählt.
Schlussfolgerung: Ein niedermolekulares Heparin erscheint nach Nutzen-, Risiko- und Kostenaspekten trotz der erforderlichen subkutanen Gabe am besten geeignet, um in dieser Situation auch ambulant die gerinnungshemmende Behandlung sicherzustellen. Das nicht auszuschließende Risiko einer extrahepatischen, immunologisch vermittelten Kreuzsensitivität spricht gegen Cumarine. Zum damaligen Zeitpunkt stand seit kurzem Ximelagatran, ein Wirkstoff zur oralen Antikoagulation in fixer Dosierung mit dokumentierter Wirksamkeit, zur Verfügung. Die mögliche Lebertoxizität insbesondere bei Langzeitanwendung spricht allerdings gegen seine Anwendung bei diesem Patienten. Inzwischen wurde Ximelagatran wegen Hepatotoxizität vom Markt genommen. Für Heparinoide, Hirudine und andere Gerinnungsinhibitoren wie insbesondere Thrombozytenfunktionshemmer existieren keine ausreichenden Wirksamkeitsbelege. Die Kriterien des Bundessozialgerichts für eine Erstattungsfähigkeit der Off-Label-Therapie eines niedermolekularen Heparins sind in diesem Fall erfüllt.

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Off label use in long-term anticoagulation after liver transplantation due to Phenprocoumon-induced hepatic failure

Background: Drug therapy should be individualised according to criteria of efficacy, adverse effects, and treatment adherence. This is particularly important at the interface of inpatient and ambulatory care. Aspects of drug approval (labelling) and individual refunding by health care insurances should also be taken into account.

Case Report: A patient (male, 61, painter) showed elevated transaminases after treatment with Phenprocoumon because of a deep vein thrombosis in 1999. Transaminases normalized completely after discontinuation of Phenprocoumon. Other reasons for the elevated transaminases could be excluded. After a recurrent thrombosis in 2003 Phenprocoumon was prescribed again followed by recurrent elevation of transaminases and subsequent cholestatic hepatitis progressing to fulminant hepatic failure that required liver transplantation. After transplantation the patient’s general state of health was good and liver function nearly normal. Anticoagulation was indicated beyond the postoperative phase because of recurrent deep vein thrombosis and atrial fibrillation. A low molecular weight Heparin was chosen for long-term treatment.

Conclusion: A low molecular weight Heparin appears to be the most appropriate way to maintain effective and safe anticoagulation in this patient. Coumarins carry a residual risk of an extrahepatic, immunologically mediated cross sensitization. Long term use of Ximelagatran (which has been withdrawn meanwhile) may also cause liver damage. For heparinoids, hirudines, and other drugs affecting coagulation like platelet aggregation inhibitors, therapeutic evidence is not sufficient. Though subcutaneous application of Heparin is a disadvantage for the patient, therapeutic alternatives do not have better documented efficacy or Less hepatotoxic potential. The low molecular weight Heparin fulfils the criteria for refunding set by federal jurisdiction.

Fragen aus der Praxis

Flohbekämpfung mit Fipronil?

Wie wirkt Fipronil, der Wirkstoff des Flohbekämpfungsmittels Frontline®? Wie toxisch ist die Substanz und darf man eine Katze nach der Applikation streicheln?

Fragen aus der Praxis

Aktuelle Therapieempfehlungen bei Tinea corporis?

In einem Fall von Tinea corporis waren Terbinafin und Clotrimazol nicht erfolgreich. Wie sollte die Tinea corporis speziell im Kindesalter behandelt werden? Dürfen erkrankte Kinder in Kindergarten oder Schule gehen?

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Risikofaktoren

Beruflicher Stress begünstigt metabolisches Syndrom

Zwischen chronischer Belastung am Arbeitsplatz und dem Risiko, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Gestresste Personen haben gegenüber nicht gestressten eine mehr als doppelt so hohe Erkrankungswahrscheinlichkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Kohortenstudie in England.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Primärprävention

Rimonabant und vaskuläre Risikofaktoren

In einer multizentrischen Studie führte die tägliche Gabe von 20 mg Rimonabant plus eine Diät zu einer anhaltenden Gewichtsreduktion und zu einer Verbesserung des kardiometabolischen Risikoprofils.

Referiert & kommentiertsh

IDEA

Taillenumfang und BMI sind unabhängige Risikofaktoren

Die abdominale oder viszerale Adipositas gilt als besonders risikoträchtig. Die IDEA-Studie (International day for the evaluation of abdominal obesity), die eine Zufallsstichprobe mit 170 000 Personen von 6 000 Allgemeinpraktikern in 63 Ländern einbezog, zeigt die weltweit hohe Prävalenz der abdominalen Adipositas. Ein hoher Taillenumfang ist unabhängig vom Körpermassenindex und unabhängig vom Alter mit einem hohen Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung verbunden.

Referiert & kommentiertSusanne Wasielewski, Münster

Schlafbezogene Atmungsstörungen

Erhöht die obstruktive Schlafapnoe das Schlaganfall-Risiko?

Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom hatten in einer großen Beobachtungsstudie ein auf das Doppelte erhöhtes Risiko, einen ersten Schlaganfall zu erleiden oder zu sterben. Die obstruktive Schlafapnoe erwies sich als unabhängiger Risikofaktor.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Peak-Flow-Messungen

Starke Variabilität bedeutet verschlechterte Asthmakontrolle

Eine starke Variabilität der regelmäßig gemessenen Peak-Flow-Werte ist ein Prädiktor für eine Verschlechterung der Lungenfunktion. So das Ergebnis einer erneuten Analyse einer Cross-over-Studie zum Vergleich eines langwirksamen Beta-Sympathomimetikums, eines kurzwirksamen Beta-Sympathomimetikums und Plazebo. Mit der langwirksamen Substanz war die Asthmakontrolle in dieser Studie am besten.

Referiert & kommentiertDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Immunsuppression

Tacrolimus bei Vitiligo

Die Hautdepigmentierung bei Vitiligo kann mit Tacrolimus zu einem hohen Prozentsatz rückgängig gemacht werden. Worauf beruht diese Wirkung?

Referiert & kommentiertDr. Christiane Potz-Biedermann, Tübingen

Arzneimittelnebenwirkungen

Kontaktallergien durch Bufexamac

Bufexamac, ein bei Ekzemen topisch eingesetztes Antiphlogistikum, ruft selbst häufig allergische Kontaktekzeme hervor. Unerwünschte Wirkung und Grunderkrankung sind oft schwer zu unterscheiden. Aufgrund des hohen allergenen Potenzials von Bufexamac sollte von seiner Verordnung abgesehen werden, zumal es therapeutische Alternativen gibt.

Referiert & kommentiertBettina Martini, Stuttgart

Pegaptanib

Neue Therapie bei altersabhängiger Makuladegeneration

Die 6-wöchentliche Injektion des VEGF-Hemmers Pegaptanib in den Glaskörper bei Patienten mit feuchter altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) ergab im Vergleich zu einer Scheininjektion einen signifikant langsameren Verlust des Sehvermögens.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

HIV/AIDS

Neuer Proteasehemmer wirksam bei bislang resistenten Viren

Der nichtpeptidische Proteasehemmer Tipranavir (Aptivus®) führte bei HIV-Infizierten, die bislang nicht erfolgreich therapiert werden konnten, zu einer langfristigen Unterdrückung der Virusvermehrung. Tipranavir ist seit dem Herbst 2005 zur antiretroviralen Kombinationstherapie zugelassen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Antibiotika

Strengere Indikationsstellung bei der Verordnung dringend erforderlich

Antibiotika werden heute immer noch zu häufig und bei fehlender Indikation eingesetzt. Nur über eine gezielte Aufklärung von Ärzten und Patienten kann eingefahrenes Verhalten verändert und die Entwicklung resistenter Erreger verhindert werden.