Nur ähnlich, nicht gleich


Biosimilars stehen zwar vor der Tür in den Markt, aber sie konnten sie bislang noch nicht öffnen. Das Patent für biotechnisch hergestelltes Erythropoetin ist schon 2004 abgelaufen. Ende Juni 2006 hat die Stada Arzneimittel AG mitgeteilt, dass sie im Auftrag der Bioceuticals Arzneimittel AG bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA den Zulassungsantrag für ein Biosimilar von Erythropoetin mit dem INN Erythropoetin-zeta eingereicht hat. Man geht davon aus, für Erythropoetin-zeta 2007 eine EU-weite Zulassung zu erhalten und Anfang 2008 mit der Vermarktung beginnen zu können.

Die Bioceuticals Arzneimittel AG ist ein von der Stada initiiertes und vorwiegend mit Venture Capital (Risikokapital) finanziertes Unternehmen. Neben Erythropoetin-zeta entwickelt es auch ein Biosimilar von Filgrastim, für das gegenwärtig erste präklinische Studien laufen. Ein Biosimilar von Interferon-beta wird nach Angaben vom November 2006 nicht weiterverfolgt, da die Entwicklungsrisiken und Vermarktungschancen den hohen Aufwand nicht rechtfertigen.

Im Gegensatz zu konventionellen Generika, bei denen ein einfacher Bioäquivalenz-Nachweis reicht, müssen bei Biosimilars hohe Entwicklungskosten investiert werden.

Die European Medicines Evaluation Agency (EMEA) hat Ende 2005 die „Guideline on similar biological products“ veröffentlicht und damit erstmals Vorschriften für die Zulassung von biotechnisch hergestellten Generika festgelegt. Biosimilar-Hersteller müssen präklinische und klinische Studien durchführen, wenngleich auch nicht im gleichen Umfang, wie es bei einem neuen Arzneimittel erforderlich ist. Denn schon geringe Änderungen im Herstellungsprozess können zu einem anders wirkenden Endprodukt führen. Daher reichen bei Biosimilars nicht nur Bioäquivalenzstudien aus wie bei Generika. Bekannt ist der Fall des Erythropoetin-Präparats, bei dem im Verlauf der Herstellung ein Hilfsstoff ausgetauscht wurde. Hierdurch wurde vermutlich bei einer Reihe von Patienten eine besonders schwere Form der Anämie hervorgerufen [siehe Med Mo Pharm 2003;26:145].

Die Entwicklung und Herstellung biotechnischer Arzneimittel ist besonders aufwendig. Mittlerweile ist fast die Hälfte der Substanzen in klinischer Prüfung biotechnisch produziert. Schon seit längerem wird allerdings beklagt, dass Arzneimittel-Neueinführungen immer komplexer und immer teurer werden. Vermutlich hat jedoch die Politik diese Entwicklung zu immer teureren Arzneimitteln mit gefördert. Einerseits bieten gentechnisch hergestellte Arzneistoffe häufig innovative Therapieansätze, darüber hinaus treibt jedoch auch die Aussicht auf eine lange Alleinvermarktung die Pharmafirmen in diesen Bereich. Denn leider ist es für sie nicht mehr attraktiv, im Bereich der „normalen Moleküle“ zu forschen, sie können zu leicht und damit billig nachgebaut werden. Dies beinhaltet gleichzeitig einen großen Verlust an therapeutischem Potential. Denn manche – auch lang bekannte – kleinmolekulare Substanz könnte in der Therapie nutzbringend eingesetzt werden, wenn entsprechende Untersuchungen und Studien durchgeführt würden.

sh

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