ÜbersichtBettina Martini, Memmingen

Verordnungsfähigkeit von Arzneimitteln

Ein Versicherter hat Anspruch auf eine Leistung (z. B. Arzneimittel), wenn diese im Sozialgesetzbuch 5. Buch (SGB V) oder den Arzneimittel-Richtlinien definiert ist. Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein, sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht übersteigen (§ 12 SGB V). Es besteht aber kein Leistungsanspruch für eine optimale oder maximale Therapie. Im Folgenden werden insbesondere die Regelung, dass apothekenpflichtige Arzneimittel nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, und die Ausnahmen von dieser Regelung erläutert. Außerdem sind auch verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht zwingend erstattungsfähig, auch dafür werden die geltenden Grundsätze beschrieben.

ÜbersichtMichael Reiß, Radebeul, und Gilfe Reiß, Dresden

Angioödeme

Ursachen, Klinik, Diagnostik und Therapie

Unter einem Angioödem (syn. Quincke-Ödem) versteht man eine scharf begrenzte, teigige Schwellung des tiefen kutanen, subkutanen oder submukösen Gewebes. Man unterscheidet Histamin-vermittelte, hereditäre Angioödeme (HAE) und Angioödeme, die durch einen erworbenen C1-Esterase-Inhibitor-(C1-INH-)Mangel bedingt sind (AAE). Ursächlich spielen Medikamente, Nahrungsmittel, Insektenstiche und C1-INH-Mangel eine besondere Rolle. Oft kann jedoch keine Einzelursache nachgewiesen werden. Angioödeme sind das Ergebnis einer Flüssigkeitsansammlung im interstitiellen Raum infolge einer örtlichen massiven Synthese und Freisetzung von vasoaktiven Substanzen. Sie sind durch langsam auftretende Schwellungen an der entsprechenden Körperregion charakterisiert. Im Bereich des Pharynx oder des Kehlkopfs kann es zu lebensgefährlichen Situationen kommen. Bei der Diagnostik spielen Anamnese, klinische Untersuchung und laborchemische Untersuchungen eine besondere Rolle. Antihistaminika und Glucocorticoide sind Therapie der Wahl. Bei den seltenen hereditären Angioödemen und den Angioödemen, die auf einem erworbenen C1-INH-Mangel beruhen, ist dagegen die C1-INH-Substitution oder die Gabe von Aprotinin indiziert.

ÜbersichtAnsgar Berlis, Freiburg

Konservative und minimalinvasive Behandlungen an der Wirbelsäule

Im Laufe des Lebens entwickeln 65 bis 80 % der Bevölkerung Rückenschmerzen, wobei 14 % Beschwerden angeben, die länger als 14 Tage andauern. Die perkutane Schmerztherapie als minimal­invasive Methode hat sich als Ergänzung der konservativen Therapie aber auch zur Differenzialdiagnose unklarer Schmerzsyndrome bewährt. Trotzdem ist diese Form der Schmerztherapie als invasive Methode einzuordnen und darf deshalb nur bei ausgewählten Patienten erfolgen. Dazu sind viele Voruntersuchungen durch ein interdisziplinäres Team nötig, wodurch gleichzeitig die Beurteilung des Therapieerfolgs und die Entscheidung über die weiterführende Therapie gewährleistet werden.

FlaggeEnglish abstract

Conservative and minimally invasive treatment modalities at the spine

Approximately 65 to 80 % of the population will be afflicted with low-back pain during their life and about 14 % indicate discomfort which continues longer than 14 days.

Different percutaneous treatment modalities as a minimal invasive method have been established as a complement to the conservative therapy as well as a means for differential diagnosis of indistinct pain syndromes. Nevertheless, this form of pain therapy is to be classified as an invasive method and may be used only in properly selected patients.

In addition, many preliminary investigations by an interdisciplinary team are necessary. This ensures, at the same time, the evaluation of the therapy success and the decision on the subsequent therapy.

In the present review I provide a comprehensive review of the indications for treatment, different treatment strategies, and the combination of pain and depression. In detail, the article deals with facet and sacroiliac joint injections, sympathetic blocks, vertebroplasty, kyphoplasty, percutaneous disc treatment procedures, and endovascular embolization of highly vascularised tumours of the spine.

ErnährungsforumAlexander Ströhle, Maike Wolters und Andreas Hahn, Hannover

Ernährung und Tumorerkrankungen des Kolons und Rektums

Was ist wissenschaftlich gesichert?

Die Ernährungsweise beeinflusst die Entstehung von Darmkrebs. Aktuelle Kohortenstudien und Metaanalysen erlauben eine Neubewertung der Risikobeeinflussung durch einzelne Lebensmittelgruppen oder bestimmte Nährstoffe wie Ballaststoffe und Fette. Es zeigt sich, dass ein risikosenkender Effekt eines hohen Obstverzehrs als möglich, eines hohen Gemüseverzehrs als wahrscheinlich einzustufen ist. Insbesondere in roher Form kommt Obst und Gemüse vermutlich ein antikanzerogenes Potenzial zu. Die Evidenz für einen risikosenkenden Effekt eines hohen Vollkornverzehrs gilt als möglich, wohingegen die Evidenz für eine potenzielle Risikoerhöhung durch einen hohen Verzehr an Auszugsmehlprodukten und Süßwaren trotz einiger Hinweise als unzureichend zu bewerten ist. Bei Milch(produkten) wird die Evidenz für einen risikosenkenden Effekt als möglich bewertet. Demgegenüber spricht die Datenlage bei Eiern und rotem Fleisch für einen möglichen risikoerhöhenden Effekt. Deutlichere Hinweise auf einen risikosteigernden Effekt ergeben sich für Fleischwaren. Ein risikosenkender Effekt von Ballaststoffen gilt bei Dickdarmkrebs als möglich bzw. unzureichend eingestuft, da die Datenlage widersprüchlich interpretiert wird. Bei Alkohol wird die Evidenz für einen risikoerhöhenden Effekt als wahrscheinlich eingestuft. Im Gegensatz zu früheren Bewertungen scheinen fettreiche Ernährungsformen nur indirekt das Krebsrisiko zu steigern, indem sie durch hyperkalorische Kost zur Entwicklung von Übergewicht beitragen. Die Evidenz, dass Übergewicht, insbesondere viszerale Adipositas, das Risiko für Dickdarmkarzinome erhöht, ist überzeugend. Bei einzelnen Mikronährstoffen wie Calcium, Selen, Vitamin D und E sowie bei Polyphenolen ist die Evidenz für einen risikosenkenden Effekt trotz einiger Hinweise als unzureichend zu bewerten. Die langjährige Einnahme Folsäure-haltiger Multivitaminpräparate scheint das Risiko kolorektaler Karzinome zu vermindern. Die Evidenz ist als möglich zu bewerten. Im Rahmen der Primärprävention ist eine vorwiegend pflanzlich orientierte Kost, die einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten aufweist, ergänzt um fettarme Milchprodukte, Fischgerichte und Geflügel zu empfehlen. Dagegen sollte der Konsum energiereicher Süß- und Fleischwaren eingeschränkt werden.
Schlüsselwörter: Ernährung, kolorektales Karzinom, Ballaststoffe, Fette, Lebensmittel

FlaggeEnglish abstract

Nutrition and colorectal cancer

Diet plays an important role in the pathogenesis of colorectal cancer. Current prospective cohort studies and metaanalysis enable a reevaluation of how food or nutrients such as fiber and fat influence cancer risk. Based on the evidence criteria of the WHO/FAO, risk reduction by a high intake of fruit is assessed as possible, while a lowered risk by a high vegetable intake is probable. Especially raw vegetables and fruits seem to exert anticancer properties. The evidence of a risk reducing effect of whole grain relating to colorectal cancer is assessed as probable whereas the evidence of an increased risk by high consumption of refined white flour products and sweets is (still) insufficient despite some evidences. There is a probable risk reducing effect of milk and dairy products. The available data on eggs and red meat indicate a possible risk increasing influence. Stronger clues for a risk increasing effect have been shown for meat products leading to an evidence assessed as probable. Owing to varied interpretations of the data on fiber, the evidence of a risk reducing effect relating to colorectal cancer is assessed as possible or insufficient. The available data on alcohol consumption indicate a possible risk increasing effect. In contrast to former evaluations, diets rich in fat seem to increase colorectal cancer risk only indirectly as part of a hypercaloric diet by advancing the obesity risk. Thus, the evidence of obesity, especially visceral obesity, as a risk of colorectal cancer is judged as convincing today. Prospective cohort studies suggest that people who get higher than average amounts of Folic Acid from multivitamin supplements have lower risks of colorectal cancer. The evidence for a risk reducing effect of calcium, Selenium, Vitamin D and Vitamin E on colorectal cancer is insufficient. As primary prevention, a diet rich in vegetables, fruits, whole grain products, and legumes added by low-fat dairy products, fish, and poultry can be recommended. In contrast the consumption of sweets, refined white flour products and meat products should be reduced.

Keywords: Diet, nutrition, colorectal cancer, dietary fibre, dietary fat, food

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Medikamente und Fahrtüchtigkeit

Eine optimale Therapieberatung muss sich auch mit den die Fahrleistung einschränkenden Wirkungen der Arzneimittel befassen.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Schlafprobleme bei gesunden Kleinkindern

Diphenhydramin hilft „schlechten Schläfern“ nicht

Bessern sich Schlafprobleme bei gesunden Kleinkindern durch die Gabe von Diphenhydramin? Eine patientenorientierte Studie mit dem treffenden Namen TIRED (Trial of infant response to diphenhydramine) wurde wegen fehlender Wirkung von Diphenhydramin vorzeitig abgebrochen. Diphenhydramin scheint bei Kleinkindern keine sedierende Wirkung zu haben.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Chinesische Medizin

Akupressur bei Kreuzschmerzen wirksamer als Physiotherapie

In einer randomisierten kontrollierten Studie mit 129 Patienten mit schmerzhaftem Wirbelsäulensyndrom zeigte sich die Akupressur der standardisierten Physiotherapie überlegen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Vitamine

Vitamin K zur Prävention von Knochenbrüchen?

Die Gabe von Vitamin K, zum Beispiel Phytomenadion oder Menachinon-4, geht mit einer erhöhten Knochendichte und einer verminderten Frakturhäufigkeit einher. So das Ergenis einer systematischen Analyse.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Makuladegeneration

Einfluss von Rauchen, Fischkonsum und Omega-3-Fettsäuren

Eine amerikanische Studie, durchgeführt mit Zwillingen, liefert weitere Hinweise dafür, dass Zigarettenrauchen das Risiko für eine Makuladegeneration im Alter erhöht, der Verzehr von Fisch und Omega-3-Fettsäuren dagegen das Risiko vermindert.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Diabetes mellitus Typ 2

Kaffee verringert Diabetes-Risiko?

Bei postmenopausalen amerikanischen Frauen aus dem Staat Iowa, die elf Jahre lang beobachtet wurden, reduzierte Kaffeetrinken, insbesondere der Konsum von coffeinfreiem Kaffee, dosisabhängig das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2.

Referiert & kommentiertam

Diabetes mellitus Typ 2

Postprandiale Blutzuckerspiegel berücksichtigen!

Ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der normnahen Blutzuckereinstellung ist der postprandiale Blutzuckerspiegel, der auch bereits eine gestörte Glucosetoleranz anzeigt. Dieser kann durch die mahlzeitenbezogene Gabe von Gliniden gesenkt werden, möglicherweise kann damit auch die Manifestation des Diabetes mellitus Typ 2 verhindert werden.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Endocannabinoid-Rezeptorantagonist

Rimonabant wirkt auf kardiometabolische Risikofaktoren

Das metabolische Syndrom ist der entscheidende Risikofaktor für die Arteriosklerose und somit für die kardiovaskuläre Morbidität und Letalität. Ein interessanter Ansatzpunkt für innovative Therapien des kardiometabolischen Risikos ist das Endocannabinoid-System. Rimonabant (Acomplia®) ist der erste selektive Blocker dieses Systems. Nach den vorliegenden Studienergebnissen führt eine Therapie mit dieser Substanz nicht nur zu einer Gewichtsreduktion, sondern auch zu einer günstigen Beeinflussung des Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsels.

Referiert & kommentiertam

Todesursachenstatistik 2005

Herz-Kreislauf-Erkrankungen Platz 1!