Nicht nur nützlich


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Die Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidanzien wird häufig als sinnvolle Maßnahme insbesondere zur Prävention von Krankheiten, aber auch zur unterstützenden Therapie verschiedener Erkrankungen propagiert.

Theoretisch überzeugend klang ja auch das Konzept der antioxidativen Wirkung zum Beispiel von Vitamin E. Immense Hoffnungen wurden damit geweckt bei Verbrauchern, Patienten und vermutlich auch entsprechenden Herstellern.

In den letzten Jahren mehren sich aber ernst zu nehmende Studien, die zeigen, dass für viele Vitamine die propagierte und/oder erhoffte Wirkung nicht bewiesen werden kann.

Nun erschien Ende Februar im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA 2007;297:842–57) erneut eine Metaanalyse, in der die Daten von 68 randomisierten Studien mit 232 602 Probanden einbezogen waren. Rund ein Drittel der Studien wies methodische Mängel auf.

Bei Auswertung aller Studien zusammen ergab sich, dass die Einnahme von Antioxidanzien wie Betacarotin, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E und Selen keinen Einfluss auf die Sterblichkeit hatte. Wurden nur die methodisch hochwertigeren Studien ausgewertet, zeigte sich, dass die Sterblichkeit durch Antioxidanzien signifikant erhöht wurde. Bei Auswertung der methodisch mangelhaften Studien wurde die Sterblichkeit durch Antioxidanzien dagegen verringert.

Betrachtete man in den methodisch hochwertigen Studien die einzelnen Substanzen, so erhöhten Betacarotin, Vitamin A und E die Sterblichkeit, während dieser Parameter durch Vitamin C und Selen unbeeinflusst blieb. Die Ursache für dieses Ergebnis ist bislang unklar. Ausdrücklich weisen die Autoren jedoch darauf hin, dass diese Befunde nur für eine ergänzende Behandlung mit synthetischen Antioxidanzien gelten und nicht den Verzehr von Obst und Gemüse betreffen.

Eine weitere, seit Jahren bestehende „Hypothese“ wurde nun durch eine Studie widerlegt: Knoblauch hat keinen Einfluss auf die Blutfett-Werte.

192 Probanden mit mäßig erhöhten LDL-Cholesterol-Werten nahmen über 6 Monate an 6 Tagen pro Woche rohen Knoblauch, zwei Knoblauch-Fertigarzneimittel oder Plazebo. Die Probanden mussten andere Knoblauch-haltige Produkte und rohe Zwiebeln meiden.

In keiner Gruppe konnte jedoch irgendeine Wirkung auf die LDL-Cholesterol-Werte gesehen werden.

Die Autoren weisen darauf hin, dass von Knoblauch dennoch nicht abgeraten werden muss, da er möglicherweise fibrinolytisch, antiatherogen oder antikanzerogen wirkt. Diese Effekte müssen allerdings auch erst noch in sorgfältig geplanten Studien nachgewiesen werden. Ob dies gelingt?

Auch für viele adjuvant in der Diabetes-Therapie eingesetzten Substanzen ist die Datenlage eher dünn, wie Professor Dr. Ingo Rustenbeck in einem Übersichtsbeitrag ab Seite 131 beschreibt.

Und welche Empfehlungen für die Ernährung von Rheumapatienten wirklich „haltbar“ sind, belegen Prof. Dr. Andreas Hahn und Mitarbeiter ab Seite 138.

Die gern verwendete Formel, wenn es nicht nützt, so schadet es auch nicht, sollte in der Beratung der Patienten auf jeden Fall zurückhaltend eingesetzt werden.

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