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Nicht nur nützlich

Pharmakologie aktuell

Arzneimittelnebenwirkung Myopathie

Arzneimittelinduzierte Myopathien können unterschiedlich ausgeprägt sein. Es kommen asymptomatische Creatinkinase-Erhöhungen, Muskelschmerzen oder Lähmungserscheinungen vor. Eine Rhabdomyolyse kann lebensbedrohlich verlaufen. Substanzen, die am häufigsten medikamenteninduzierte Myopathien auslösen, sind Glucocorticoide, CSE-Hemmer, Fibrate, antiretrovirale Substanzen, Immunsuppressiva, Colchicin, Amiodaron, halogenierte Inhalationsnarkotika, Lokalanästhetika und Zytostatika. Besonders hoch ist das Risiko bei kombinierter Gabe mehrerer potenziell myotoxischer Arzneimittel, bei Personen mit vorgeschädigter Muskulatur und bei kritisch Kranken.

ÜbersichtIngo Rustenbeck, Braunschweig

Unkonventionelle adjuvante Diabetes-Therapie

Die gegenwärtige pharmakologische Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 kann das Risiko diabetischer Spätschäden vermindern, es gelingt jedoch nicht, die Stoffwechselstörung dauerhaft zu normalisieren. Daher nehmen die Patienten zunehmend häufiger Substanzen ein, von denen sie sich eine zusätzliche antidiabetische Wirkung versprechen. Es sind im Wesentlichen die Spurenelemente Chrom, Vanadium und Zink und eine heterogene Gruppe von pflanzlichen Substanzen, die zumeist traditionellen Medizinsystemen (z. B. Ayurveda) entstammen, wie Momordica charantia, Gymnema sylvestre oder Trigonella foenum-graecum. Die Spurenelemente Chrom und Vanadium habe in vitro interessante Effekte, bei Patienten sind bisher nur wenig überzeugende Ergebnisse erzielt worden. Viele der pflanzlichen Zubereitungen haben einen blutzuckersenkenden Effekt, die klinischen Daten lassen jedoch noch nicht den Schluss zu, dass sie eine langfristig effektive und sichere Therapie ermöglichen. Die dafür notwendige Dosis-Wirkungs-Beziehung erfordert letztlich die Identifizierung der antidiabetisch wirkenden Prinzipien, wie beispielsweise 4-Hydroxyisoleucin aus den Samen von T. foenum-graecum. Das gilt auch für die antidiabetische Wirkung von Zimt. Überraschend effektiv ist die Diabetes-präventive Wirkung von Kaffee und einem mäßigen Alkohol-Konsum, die der präventiven Wirkung konventioneller Antidiabetika entspricht. Patienten mit Diabetes mellitus sollten in jedem Fall den behandelnden Arzt von der Anwendung unkonventioneller Antidiabetika unterrichten und deren Einnahme, ebenso wie die der konventionellen Antidiabetika, nicht unkontrolliert beginnen oder abbrechen.

FlaggeEnglish abstract

Unconventional antidiabetic agents

The current pharmacological therapy of type 2 diabetes reduces the risk of diabetic complications, but is not able to achieve a long-lasting normalization of the metabolic disorder. Thus diabetic patients in increasing numbers are taking dietary supplements and herbs from which they expect additional health benefits. These unconventional antidiabetic agents consist mainly in trace metals like chromium, Vanadium and zinc and a heterogeneous group of traditionally used antidiabetic herbs (e. g. Momordica charantia, Gymnema sylvestre, Trigonella foenum-graecum) often derived from the ayurvedic medicine. In this overview the current evidence for the antidiabetic effect is presented. The trace elements chromium and Vanadium have a number of potentially antidiabetic actions in vitro, however, the results obtained with diabetic patients are not convincing so far. Similarly, the available data on the therapeutic use of herbs suggest that in principle a number of them possess a blood Glucose-lowering effect, but at present no firm conclusions as to their efficacy and safety can be made. To set up reliable dose-effect relationships requires the identification of the relevant antidiabetic molecules as was apparently achieved by isolating 4-hydroxyisoleucine from the seeds of T. foenum-graecum. This requirement is also valid in the case of the antidiabetic action of cinnamon. Coffee and a moderate alcohol consumption were found to be surprisingly effective in lowering the risk of type 2 diabetes manifestation, their effect being roughly equal to that of conventional drugs used in diabetes prevention trials. Diabetic patients should inform their physician about the use of unconventional agents and should be warned against uncontrolled starting or stopping their use.

Keywords: Diabetes, Insulin, Glucose, herbs, dietary supplements

ÜbersichtAndreas Hahn, Alexander Ströhle und Maike Wolters, Hannover

Ernährung bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

Der Anteil rheumatischer Erkrankungen an der Gesamtmorbidität liegt in mehreren europäischen Ländern zwischen 10 bis 20 %. In Deutschland sind rund 800 000 Menschen betroffen. Rheumatische Erkrankungen können sich in allen Altersgruppen manifestieren, treten jedoch meist in der zweiten Lebenshälfte auf. So leiden etwa 25 bis 40 % der Senioren an rheumatischen Beschwerden. Frauen erkranken etwa dreimal häufiger als Männer. Mit einer Prävalenz von 1 bis 2 % ist die chronische Polyarthritis (Synonym: rheumatoide Arthritis) die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. In der Vergangenheit wurden verschiedene Vermittlersubstanzen des Entzündungsgeschehens (Eicosanoide, freie Radikale) identifiziert, die durch die Ernährung beeinflussbar sind.

InterviewInterview mit Prof. Dr. med. Stefan N. Willich, Berlin

Johanniskraut-Extrakt bei leichten bis mittelschweren Depressionen

Unter den psychischen Erkrankungen haben depressive Störungen eine besonders hohe Bedeutung in der Gesundheitsversorgung. Obwohl sie sich medikamentös gut behandeln lassen, erhält lediglich ein Bruchteil der Patienten eine adäquate Therapie. Über die Gründe dieser Versorgungslücke sowie praktikable Ansätze zu ihrer Behebung und den Stellenwert von Johanniskraut-Präparaten bei leichten bis mittelgradigen depressiven Episoden sprach die Medizinjournalistin Marianne E. Tippmann mit Professor Stefan N. Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Staphylococcus aureus

Weltweite Verbreitung resistenter Staphylokokken

Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus(MRSA)-Stämme, die mehrfach resistent gegen verschiedene Antibiotika sind, sind heute weltweit verbreitet und stellen insbesondere in Krankenhäusern ein therapeutisches Problem dar. Daher kommt der Prävention und Infektionskontrolle eine große Bedeutung zu.

Referiert & kommentiertDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Antibiotika

„Renaissance“ von Colistin?

Heißt es noch in einem neuen Standardwerk (Stille, Antibiotika-Therapie, 11. Aufl. 2005) zu Colistin: „… sollte heute auf eine systemische Anwendung bis auf seltene Ausnahmen (Mukoviszidose) verzichtet werden“, so ist andererseits eine Rückbesinnung auf Colistin zu beobachten. Was sind die Gründe für diese Divergenzen?

Referiert & kommentiertDr. med. Julia Hofmann, Grafing

Pädiatrie

Akute Mittelohrentzündung durch Viren plus Bakterien

Beim Großteil der Kinder mit akuter Otitis media liegt eine bakterielle und virale Koinfektion vor. In praktisch allen Fällen kann eine mikrobielle Ätiologie nachwiesen werden. Das ergab eine mikrobiologische Studie an 79 kleinen Kindern.

Referiert & kommentiertam

Herzinsuffizienz

Risikoreduktion für akuten Herztod durch initiale Betablocker-Gabe

In der Behandlung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz erwies sich die initiale Gabe eines Betablockers gefolgt von der eines ACE-Hemmers entgegen den gängigen Empfehlungen als günstiger.

Referiert & kommentiertsh

Angiotensin-Rezeptorantagonisten

Blutdrucksenkung mit Zusatznutzen

Die Senkung erhöhter Blutdruckwerte geht mit einer Verringerung kardiovaskulärer Risikofaktoren einher, hat jedoch auch eine Schutzwirkung für bestimmte Organe wie Herz oder Nieren.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Diabetes mellitus Typ 1 und multiple Sklerose

Gibt es gemeinsame Risikofaktoren?

In einer dänischen Kohortenstudie wurde intraindividuell und auch intrafamiliär ein gehäuftes Auftreten von Diabetes mellitus Typ 1 und multipler Sklerose nachgewiesen.

Referiert & kommentiertsh

Diabetes mellitus

Frühzeitige Insulintherapie senkt kardiovaskuläres Risiko

Sobald bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 mit oralen Antidiabetika keine ausreichend gute Blutzucker-Einstellung mehr erreicht werden kann, sollte eine Insulintherapie begonnen werden. So ist beispielsweise die basalunterstützte orale Therapie (BOT) mit einem Analoginsulin ein einfaches Therapiekonzept mit geringem Risiko für Hypoglykämien.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Schlafstörungen

Stark ausgeprägte Hitzewallungen als mögliche Ursache bei Frauen

Bei Frauen im mittleren Lebensalter können stark ausgeprägte Hitzewallungen Schlafstörungen verursachen. Eine rechtzeitige Behandlung könnte die Schlafqualität verbessern und die belastenden Konsequenzen der Schlafstörungen verringern.

Referiert & kommentiertBettina Martini, Memmingen

Evidenz-basierte Medizin

Therapie bei Urtikaria

Ursachen und Erscheinungsformen von Urtikaria sind vielfältig. Therapie der Wahl ist die symptomatische Kontrolle mit oralen nichtsedierenden H1-Antihistaminika. Die Datenlage ist aber insgesamt schlecht. So der Tenor der 2006 publizierten europäischen Leitlinien zum Management der Urtikaria.