Wenn Erdnüsse die Luft rauben


Heike Oberpichler-Schwenk

Bei manchen ist es nur ein Juckreiz an Handflächen und Fußsohlen, eine plötzliche Nesselsucht oder ein verquollenes Gesicht durch ein Angioödem, bei anderen kommt es binnen Minuten zum Kreislaufstillstand – anaphylaktische Reaktionen können in sehr unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Der Schweregrad ist dabei nicht vorhersehbar: Wer dreimal auf den Genuss eines Fischbrötchens lediglich mit Juckreiz reagiert hat, kann beim vierten Mal eine schwere Anaphylaxie erleiden, vielleicht weil zufällig noch ein weiteres Allergen einwirkte, ein Infekt vorlag oder der Betroffene sich körperlich angestrengt hatte.

Anaphylaktische Reaktionen haben in den meisten Fällen eine immunologische Ursache, und die Symptome werden durch Histamin und zahlreiche weitere Mediatoren hervorgerufen. Auslöser sind im Kindesalter vor allem Nahrungsmittel, bei Erwachsenen sind es Insektenstiche, gefolgt von Arzneimitteln und Nahrungsmitteln. Das zeigte sich auch in den Ein-Jahres-Daten des Anaphylaxie-Registers (www.anaphylaxie.net). Dieses Register wurde von der Arbeitsgruppe „Anaphylaxie“ am Allergie-Centrum-Charité, Berlin, entwickelt und ist seit Mitte 2006 online.

Nahrungsmittelallergien treten ebenso wie eine atopische Dermatitis bevorzugt in den ersten Lebensjahren auf und schwächen sich dann häufig ab. Letzteres gilt zum Beispiel für die Kuhmilch- oder Hühnereiallergie, aber nicht für die Erdnussallergie. Auch Nüsse weisen ein hohes Allergiepotenzial auf. Von den systemischen Nahrungsmittelallergien abzugrenzen sind pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien, die meist als orales Allergiesyndrom auftreten – dann juckt es zum Beispiel den Heuschnupfenpatienten im Mund, wenn er Haselnüsse isst; diese Unverträglichkeitsreaktion bleibt aber auf die Mundschleimhaut beschränkt und ist an sich ungefährlich. Für Patienten mit einer systemischen Haselnussallergie (die durch andere Haptene verursacht wird) ergibt sich daraus, dass der Ernst ihrer Erkrankung von Außenstehenden – mit vermeintlichen eigenen Erfahrungen – leicht unterschätzt wird.

Zur Behandlung von anaphylaktischen Reaktionen ist 2007 eine Leitlinie erschienen (Allergo J 2007;16:420–34). Empfohlen wird unter anderem, dass Anaphylaxiepatienten ein Notfallset erhalten, bestehend aus

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