EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Wenn Erdnüsse die Luft rauben

Pharmakologie aktuellAnnemarie Musch, Stuttgart

Lenalidomid

Therapie des multiplen Myeloms

Lenalidomid (Revlimid®) wurde in Europa am 19. Juni 2007 als erster Vertreter einer neuen Klasse immunmodulatorischer Wirkstoffe (IMiDs®) zur Therapie des rezidivierten oder therapierefraktären multiplen Myeloms zugelassen. Lenalidomid hat verschiedene Wirkungen, beim multiplen Myelom könnte die antiproliferative und die immunmodulatorische Wirkung sowie eine Wirkung auf Knochenmarkstromazellen besonders wichtig sein. In zwei doppelblind, randomisiert und Plazebo-kontrolliert durchgeführten Phase-III-Studien profitierten Patienten mit rezidivierter oder therapierefraktärer Erkrankung von Lenalidomid in Kombination mit Dexamethason: Das Fortschreiten der Erkrankung wurde deutlich verzögert im Vergleich zur Gabe von Dexamethason allein.

ÜbersichtMichaela Döll, Wachenheim

Isoflavone

Aktueller wissenschaftlicher Kenntnisstand

Die Isoflavone zählen zu den „Phytoprotectants“, deren estrogenmodulierende Wirkung seit einigen Jahren Gegenstand zahlreicher Forschungsvorhaben ist. Neben dem Einsatz der Isoflavone bei menopausalen Beschwerden ist vor allem die mögliche präventive Wirkung bei diversen Krebsarten von Interesse. Ebenso steht die Reduktion kardiovaskulärer Risiken und die Osteoporose-Prävention im Fokus medizinisch-wissenschaftlicher Forschungsaktivitäten. Obgleich zahlreiche Ergebnisse aus klinischen Studien die genannten Präventiveffekte untermauern, gibt es auch Daten, die zu Diskussionen um den Nutzen der Isoflavone beitragen. In diesem Zusammenhang muss auf die Bioverfügbarkeit und den Metabolismus der Isoflavone hingewiesen werden, die beträchtlichen interindividuellen Schwankungen unterliegen und von Faktoren wie der intestinalen Mikroflora entscheidend mitbestimmt werden. Solche Einflussgrößen sollten nicht nur bei der Planung künftiger Studien, sondern müssen auch bei der Anwendung der Isoflavone beachtet werden.

FlaggeEnglish abstract

Isoflavones – an update on scientific data

The isoflavones are "phytoprotectants" which had been subject of considerable scientific research in recent years. Beside the health benefits related to menopausal problems there is an interest in the possible preventive role concerning cancer, cardiovascular disease and osteoporosis. Inspite of having a large amount of data providing positive evidence there still remain questions concerning the role of the isoflavones in nutritional prevention and therapy. With regard to this there should be taken a reference to the bioavailability and metabolism of the isoflavones and the fact that there are remarkable interindividual differences which could be influenced to a great extent by the composition of intestinal flora. This variation in the metabolism of soy isoflavones might cause differences in the beneficial effects of soy foods and isoflavones and therefore this should be considered in science and practice.

ÜbersichtHermann Feldmeier, Berlin

Kopflausbefall – eine Herausforderung für den Pharmazeuten

Die Pedikulose ist die häufigste Parasitose im Kindesalter und nach den Erkältungskrankheiten vermutlich die zweithäufigste Infektion. Wird sie nicht prompt und konsequent behandelt, kann sich eine Erkrankung der Kopfhaut entwickeln. Mädchen sind konstant häufiger betroffen als Jungen. Leitsymptom ist der starke Juckreiz. Kratzexkoriationen und Schlafstörung sind typische Folgeerscheinungen. Persistierender Kopflausbefall führt zu psychosozialem Stress bei Patienten und Eltern. Da bei den meisten Kindern nur wenig Ektoparasiten vorhanden sind, führt die ausschließliche Inspektion der Kopfhaut zu falsch-negativen Resultaten. Unter den Infektionskrankheiten stellt die Pedikulose ein Unikum dar, da in rund 90 % der Fälle der Pharmazeut die Therapieempfehlung gibt, diverse Produkte ohne eindeutigen Wirksamkeitsnachweis auf dem Markt sind und die Resistenzlage unklar ist.

Der klinisch-pharmazeutische FallCeline C. Rasche-Schürmann, Gesine Picksak und Dirk O. Stichtenoth, Hannover

Creatinkinase-Anstieg unter Simvastatin. Therapeutische Konsequenzen?

Die gefährlichste unerwünschte Wirkung der CSE-Hemmer („Statine“) ist die Myopathie mit der Gefahr einer lebensbedrohlichen Rhabdomyolyse. Diese Myopathie ist dosisabhängig und kann sich klinisch mit Muskelschmerzen, -schwäche und -krämpfen äußern, laborchemisch ist ein Anstieg der Serum-Creatinkinase (CK) kennzeichnend.
Beim Auftreten der Myopathie-typischen Symptome oder bei mehr als 5fach erhöhtem CK-Wert sollte die CSE-Hemmer-Therapie ausgesetzt werden. Bei einem asymptomatischen CK-Anstieg auf weniger als der 5fachen oberen Normgrenze kann die Therapie unter CK-Kontrolle fortgeführt werden.

FlaggeEnglish abstract

Creatine kinase increase under simvastatin – therapeutic consequences?

Myopathy is the most serious, dose dependent adverse reaction of statins and may lead to rhabdomyolysis and death. Clinical symptoms are muscle pain, weakness and muscle cramps, main laboratory finding is an increase in serum creatine kinase (CK).

If myopathy symptoms are present or CK levels are greater than 5 times the upper limits of normal, statin therapy should be discontinued. In case of an asymptomatic CK increase below 5 times the upper limits of normal, therapy can be continued with CK monitoring.

Fragen aus der PraxisPriv.-Doz. Dr. med. Horst Scholz

Neomycin-Salbe im Gehörgang anwenden?

Darf eine Neomycin-haltige Salbe bei intaktem Trommelfell auf die Gehörgangswand aufgetragen werden? Hintergrund ist ein entsprechender Warnhinweis bei Jellin®-Neomycin-Salbe.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Pulmonal-arterielle Hypertonie

EndothelinA-Rezeptorantagonist Ambrisentan

Ambrisentan, ein selektiver EndothelinA-Rezeptorantagonist zeigte in ersten klinischen Studien bei Patienten mit pulmonal-arterieller Hypertonie ein viel versprechendes Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil. Die pharmakologischen Eigenschaften und Daten aus experimentellen Untersuchungen sprechen weiterhin für einen möglichen Einsatz der Substanz bei der Vorbeugung von Reperfusionsschäden nach einer Organtransplantation und bei koronarer Restenose nach einer Dilatation und Stentimplantation.

Referiert & kommentiertsh

LDL-Cholesterol-Werte

Bei Risikopatienten so niedrig wie möglich

Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Patienten mit Diabetes mellitus sollte der LDL-Cholesterol-Wert auf 70 mg/dl oder weniger gesenkt werden. Dies empfehlen internationale Fachgesellschaften. Eine CSE-Hemmer-Monotherapie reicht häufig nicht aus, in diesen Fällen ist eine Kombination mit einem Cholesterol-Resorptionshemmer wie Ezetimib sinnvoll.

Referiert & kommentiertsh

Laropiprant

Verhindert Flush bei Niacin-Therapie

Die Erhöhung einer zu niedrigen HDL-Cholesterol-Konzentration im Serum mit Nicotinsäure-Derivaten oder Fibraten verlangsamt die Progression einer koronaren Herzkrankheit und vermindert kardiovaskuläre Ereignisse. Am häufigsten verwendet werden zur HDL-Cholesterol-Erhöhung Niacin (INN: Nicotinsäure) oder Nicotinsäureamid, die als Nebenwirkung jedoch zu Flush und Hitzegefühl führen. Diese Nebenwirkung soll mit dem neuen Prostaglandin-Rezeptorantagonisten Laropiprant verhindert werden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Parkinson-Patienten

Fußödeme unter Pramipexol relativ häufig

16 % von Patienten, die aufgrund einer Parkinson-Erkrankung mit Pramipexol behandelt wurden, entwickelten ein Fußödem, so das Ergebnis einer retrospektiven Auswertung. Prädisponierende Faktoren waren unter anderem koronare Herzerkrankung oder Diabetes mellitus.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Epilepsie

Sorgfältige Therapiewahl gerade auch bei älteren Patienten wichtig!

Eine Übersicht zu den Möglichkeiten einer patientenindividuellen, modernen Epilepsie-Therapie, gerade auch bei älteren Patienten, wurden auf dem 3. von der Firma UCB Pharma S.A. veranstalteten Turmgespräch Epilepsie in Köln am 9. Oktober 2007 präsentiert.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler,Albershausen

Lactoseintoleranz

Diagnostik und Therapie

Bei unklaren Verdauungsbeschwerden lässt sich eine Lactoseintoleranz zum Beispiel durch den H2-Atemtest nachweisen. Die Therapie beruht auf diätetischen Maßnahmen, die die Vermeidung von Milch(produkten) beinhalten können. Dabei muss aber für ausreichende Calciumzufuhr gesorgt werden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Humane Papillomaviren (HPV)

Quadrivalente Vakzine schützt vor anogenitalen Läsionen

Eine quadrivalente Vakzine gegen die humanen Papillomaviren Typ 6, 11, 16 und 18 verhindert bei jungen Frauen HPV-assoziierte höhergradige intraepitheliale Läsionen an Vulva, Vagina und Zervix sowie HPV-assoziierte anogenitale Warzen. Damit dürfte die Vakzine auch vor invasiven Zervix-, Vulva- und Vaginakarziomen schützen.

Referiert & kommentiertDr. Claudia-Viktoria Schwörer,Hamburg

Gräserpollenallergie

Sublinguale Immuntherapie in Tablettenform

Pollenallergien erfordern in der Regel eine medizinische Intervention, da eine vollständige Allergenkarenz nicht möglich ist. Als Alternative zur lebenslangen symptomatischen Therapie hat sich die spezifische Immuntherapie etabliert, die auch sublingual in Form von Tropfen und seit 2006 in Form von Tabletten durchgeführt werden kann. Die Tablettenform bietet insbesondere Graspollenallergikern, die nicht in regelmäßigen Abständen eine Arztpraxis aufsuchen können, eine sichere und wirksame Alternative zur subkutanen Applikation.

Referiert & kommentiert

Strahlentherapie

Mikrokugeln bekämpfen Leberkrebs