Dr. Tanja Saußele, Stuttgart
Ungefähr 10 bis 20 % aller Erwachsenen und Jugendlichen weisen Symptome funktioneller Darmerkrankungen auf, die mit erheblichen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden sind. An der Charité in Berlin wurde von zwei Patienten berichtet, die an chronischer Diarrhö litten, die mit Bauchschmerzen und einem erheblichen Gewichtsverlust einherging. Bei beiden Patienten wurden aufwendige Untersuchungen durchgeführt, darunter die Bestimmung verschiedener Laborparameter, die Durchführung einer Darmspiegelung und Darmbiopsie, sowie eine Ultraschalluntersuchung und Computertomographie. Diese Untersuchungen waren jedoch ohne Befund. Die Bestimmung der Elektrolytkonzentration in den Stuhlproben der Patienten gab jedoch Hinweise auf den Gebrauch osmotisch wirksamer Laxanzien. Nach weiterer Befragung kam dann zum Vorschein, dass die Patienten jeweils große Mengen zuckerfreier Kaugummis kauten (15 bis 20 Kaugummis/d). Das entspicht einer Sorbitolmenge von 20 bis 25 g. Nachdem beide Patienten eine Sorbitol-freie Diät führten, klang die Diarrhö ab und die Patienten nahmen wieder zu.
Der Missbrauch von Laxanzien ist eine der führenden Ursachen von chronischer Diarrhö. Sorbitol wird als Süßstoff verwendet und ist Bestandteil in vielen zuckerfreien Lebensmitteln. In relativ kleinen Mengen (5–20 g) kann es zu Symptomen wie Blähungen und Bauchkrämpfen führen, in höheren Dosen (20–50 g) kann Sorbitol auch osmotische Diarrhö verursachen. Durch eine einfache und zuverlässige Untersuchung der Stuhlzusammensetzung und eine genaue Befragung der Patienten zu ihren Essgewohnheiten, unter Berücksichtigung Sorbitol-haltiger Lebensmittel, kann eine Durchfallerkrankung mit ungeklärter Ursache aufgeklärt werden.
Bauditz J, et al. Severe weight loss caused by chewing gum. BMJ 2008;336:96–7.
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