Pharmakologie aktuell

Panitumumab

Therapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms

Der voll humane gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) gerichtete Antikörper Panitumumab (Vectibix®) ist in Deutschland seit Mitte Januar 2008 als eine neue Behandlungsoption für Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom im Handel verfügbar. Panitumumab kann der Zulassung durch die EMEA entsprechend bei Patienten, bei denen Fluoropyrimidin-, Irinotecan- und Oxaliplatin-haltige Standardschemata versagt haben, als Monotherapie angewendet werden, wenn bei dem zu behandelnden Patienten ein EGFR-exprimierendes Karzinom mit nicht-mutiertem K-ras-Gen nachgewiesen wurde.

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Panitumumab

In December 2007 the European Medicines Agency (EMEA) approved panitumumab (Vectibix®) for the treatment of metastatic colorectal cancer. Panitumumab has a conditional approval as monotherapy for the treatment of patients with EGFR-expressing tumours with non-mutated (wild-type) K-ras genes after failure of standard chemotherapy regimens. This specific subgroup of patients showed a more favourable outcome in a controlled, open-label, randomized phase III study. Patients treated with panitumumab plus best supportive care had a significantly prolonged progression-free survival compared to patients receiving best supportive care alone.

Keywords: Panitumumab, metastatic colorectal carcinoma, EGFR, K-ras

ÜbersichtIngo Stock, Brühl bei Köln

Hantavirus-Infektionen

Hantaviren sind umhüllte einsträngige Ribonucleinsäure-Viren, die vorwiegend durch Ausscheidungen asymptomatisch infizierter Nagetiere auf den Menschen übertragen werden. Man unterscheidet verschiedene Virustypen, die in Abhängigkeit von der Verbreitung des Nagetierwirts in unterschiedlichen geographischen Regionen vorkommen und beim Menschen verschiedenartige Krankheitsbilder hervorrufen. In Deutschland erworbene Hantavirus-Erkrankungen manifestieren sich zumeist als Nephropathia epidemica. Diese Unterform des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (HFRS) zeigt einen grippeähnlichen Verlauf und ist durch hohes Fieber, Myalgien, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden sowie Nierenfunktionsstörungen gekennzeichnet. Die Nephropathia epidemica ist in Deutschland vor allem auf das Puumalavirus zurückzuführen, dessen natürlicher Wirt die Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) ist. 2005 und insbesondere 2007 kam es in weiten Teilen Süd- und Westdeutschlands zu einer starken Häufung von Hantavirus-Erkrankungen. Mit 1 687 gemeldeten Krankheitsfällen wurde im letzten Jahr eine höhere Anzahl von Erkrankten als in den sechs vorhergehenden Jahren zusammen dokumentiert. Erkrankungen durch Hantaviren werden in erster Linie symptomatisch therapiert, wobei eine intensivmedizinische Betreuung im Vordergrund steht. Eine antivirale Chemotherapie mit Ribavirin war bei HFRS-Patienten im frühen Erkrankungsstadium erfolgreich, kann aber nicht generell empfohlen werden. Da ein zugelassener Impfstoff bislang nicht zur Verfügung steht, ist die Expositionsprophylaxe die wichtigste präventive Maßnahme.

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Hantavirus infections

Hantaviruses are enveloped single-stranded ribonucleic acid (RNA) viruses that belong to the family Bunyaviridae. They are widely distributed and maintained in populations of specific insectivores or rodent host species (mice or rats). In their natural host, hantaviruses develop persistent and asymptomatic infections with lifelong virus shedding in excreta. Transmission to humans occurs via direct contact with faeces, urine and saliva of infected rodents, in particular by inhaling virus contaminated aerosol. There are a variety of virus types that occur in different geographic areas, dependent on the natural distribution of the host. Unlike asymptomatic infection in rodents, several types of hantaviruses cause acute febrile diseases in humans, known as haemorrhagic fever with renal syndrome (HFRS) and hantavirus pulmonary syndrome (HPS). In Germany, human hantavirus infections frequently represent as nephropathia epidemica (NE), a generally mild HFRS form with influenza-like symptoms such as fever, myalgia, headache and gastrointestinal disorders. Kidney failure, a characteristic sign of hantavirus infections, is also common. German NE cases are primarily caused by Puumala viruses (PUUV) which naturally persist in the bank vole, a mouse species that is widely distributed in the whole area of Germany. During 2005 and 2007, in several regions of Southern and Western Germany there was an unexpected increase in PUUV-associated NE cases. Currently, 1 687 symptomatic hantavirus infections have been reported until the end of 2007, which is the highest number of hantavirus diseases in Germany since the introduction of the German infection protective law (Deutsches Infektionsschutzgesetz) in 2001. Treatment of hantavirus infections is mainly supportive and involves intensive medical care. A specific antiviral therapy with ribavirin has been shown to be successful for treatment of HFRS patients in the early stage of disease. In Germany, there is no licensed vaccine applicable for the prevention of hantavirus diseases. Anti-infectious measures are, therefore, regarded to be the most effective strategy to prevent illnesses due to these emerging RNA viruses.

ÜbersichtRolf Daniels, Tübingen

Externagrundlagen – Einfluss der Galenik bei der Therapie des atopischen Ekzems

Die Eigenschaften von Dermatika werden größtenteils durch die verwendeten Vehikel bestimmt. Die Grundlage eines Dermatikums sollte sich deshalb nach der Hauterkrankung und dem Applikationsort richten. Für die Basistherapie des atopischen Ekzems stehen viele Produkte mit unterschiedlichem Wasser-, Lipid- und Emulgatorgehalt zur Verfügung, bei denen sich die Permeabilität der Wirkstoffe in die Haut gravierend unterscheiden kann. Für eine individualisierte Therapie bieten beispielsweise magistrale Rezepturen des NRF mit einer gesichterten Qualität die idealen Voraussetzungen.

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Topical drug vehicles – influence of galenics in the therapy of atopic eczema

Properties of a drug for cutaneous application strongly depend on its vehicle. The appropriate excipient should be chosen according to the skin disease and site of application. There are several products for the treatment of atopic dermatitis, which differ in their content of water, lipids and emulsifiers, thus affecting the penetration into the skin. Therefore, individually produced drugs according to the NRF exhibit the optimal features for an individual drug therapy.

Fragen aus der Praxis

Wie prüft man den Erfolg einer Hyposensibilisierung?

Gibt es Methoden, den Erfolg einer Hyposensibilisierung, zum Beispiel bei Bienen- oder Wespengiftallergie, labordiagnostisch nachzuweisen? Reicht hier der Nachweis eines Titerabfalls des spezifischen IgE aus? Wann kann nach durchgeführter Hyposensibilisierung auf das Mitführen eines Notfallsets verzichtet werden?

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Anti-Aging-Medizin

Präventive Therapieoption für das 21. Jahrhundert?

Altern ist ein multifaktorieller Prozess, dessen molekularbiologische Grundlagen inzwischen teilweise aufgeklärt sind. Therapeutische Maßnahmen, die beim Menschen lebensverlängernd wirken, gibt es derzeit noch nicht. Ziel einer sinnvollen Anti-Aging-Medizin sollte es sein, altersassoziierten Erkrankungen möglichst frühzeitig und individuell vorzubeugen, um ein gesundes Altern zu unterstützen.

Referiert & kommentiertBettina Schmitt-Hönl, Furtwangen

Metformin

Kontraindikation Herzinsuffizienz überdenken

Bei einer Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit Metformin ist eine Reihe von Kontraindikationen zu beachten. Aktuelle Ergebnisse zweier Metaanalysen zeigen, dass Typ-2-Diabetiker mit einer Herzinsuffizienz von einer Metformin-Gabe profitieren und sich ihr Risiko für eine Laktazidose nicht erhöht.

Referiert & kommentiertBettina Schmitt-Hönl, Furtwangen

Typ-2-Diabetes

Routinemäßig ACE-Hemmer?

Typ-2-Diabetiker profitieren unabhängig von den ursprünglichen Blutdruckwerten von der routinemäßigen Gabe des ACE-Hemmers Perindopril als Fixkombination mit dem Diuretikum Indapamid (Preterax®). Das konnte durch die Auswertung der Daten zu Blutdruck und kardiovaskulären Erkrankungen in der ADVANCE-Studie (Action in diabetes and vascular disease: Preterax and diamicron MR controlled evaluation) gezeigt werden. Durch die Behandlung kam es zu einer 18%igen Reduktion der durch kardiovaskuläre Erkrankungen bedingten Todesfälle.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Arteriosklerose

Triglyceride nicht nüchtern messen

In zwei großen Kohortenstudien wurde der Zusammenhang zwischen Triglyceridwerten, die im nicht nüchternen Zustand gemessen wurden, und kardiovaskulären Ereignissen untersucht. Nach den Ergebnissen dieser Studien scheinen postprandial gemessene Triglyceridwerte zur Abschätzung des Risikos für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung besser geeignet zu sein als im nüchternen Zustand gemessene Werte.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Entzündung

Catecholamin-produzierende Phagozyten steigern die Immunantwort

In experimentellen Studien fanden Forscher jetzt heraus, dass Phagozyten nach Kontakt mit immunstimulatorisch wirksamen Substanzen eigenständig Catecholamine wie Adrenalin und Noradenalin produzieren, freisetzen und wieder abbauen können. Dadurch sind die Phagozyten in der Lage, inflammatorische Effekte zu verstärken.

Referiert & kommentiertDr. B. Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Vorhofflimmern

Pulsdruck als wichtiger Risikofaktor

Bei Probanden der Framingham-Studie erwies sich der Pulsdruck – die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck – als wichtiger prognostischer Faktor für Vorhofflimmern. Ein erhöhter Pulsdruck ist indirekt auch ein Maß für die Arteriensteifigkeit. Sie könnte einen Angriffspunkt für Maßnahmen zur Prävention des Vorhofflimmerns bieten.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

FSME

Korrektes Impfmangement entscheidend für wirksamen Schutz

In Deutschland sind die Infektionsraten der Zecken mit dem FSME-Virus seit den 1980er Jahren um etwa das 10fache gestiegen. Im Frühjahr 2007 galten in Deutschland 129 Landkreise als FSME-Risikogebiet. Gegen FSME gibt es keine kausale Behandlungsmethode, die Impfung stellt somit die beste Möglichkeit dar, sich gegen die Erkrankung zu schützen. Dabei sind eine vollständige Grundimmunisierung und der Aufbau eines Langzeitschutzes anzustreben.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Pharmakovigilanz mithilfe von Datenbanken verbessern

Das wichtigste Frühwarnsystem für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die bei breiter Anwendung eines Präparats nach der Marktzulassung erstmals auftreten, beruht in Deutschland auf der Spontanmeldung von Ärzten und Apothekern. Zur Verbesserung der Pharmakovigilanz wird darüber hinaus die Etablierung pharmakoepidemiologischer Datenbanken gefordert.

Referiert & kommentiertBettina Martini, Memmingen

Makrolid-Antibiotika

Schnelle Entstehung resistenter Streptokokken

Wenige Tage nach Beginn einer Makrolid-Einnahme wurde im Rachenabstrich bei gesunden Freiwilligen ein um bis zu 60 % erhöhter Anteil resistenter Streptokokken nachgewiesen. Der randomisiert und doppelblind mitgeführte Plazebo-Vergleich lässt keine Zweifel am kausalen Zusammenhang zu.

Referiert & kommentiertDr. B. Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Digitalisglykoside

Wie können Nebenwirkungen vermieden werden?

Um unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu vermeiden, sollten Digitalisglykoside in einer körpergewichtsadaptierten Dosis verschrieben werden, insbesondere bei älteren Frauen mit geringem Körpergewicht. Wegen einer möglicherweise verlängerten Halbwertszeit sollten bei älteren Patienten die Serumspiegel regelmäßig kontrolliert und pharmakodynamische und pharmakokinetische Interaktionen beachtet werden.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Diarrhö

Durchfall und Gewichtsverlust durch Kaugummi-Genuss