Kein Schutz für kognitive Funktion im Alter

Die kognitive Leistungsfähigkeit nimmt statistisch mit zunehmendem Lebensalter ab, wobei ein Zusammenhang mit einer Arteriosklerose besteht. Möglicherweise sind mit der Arteriosklerose einhergehende Mikroinfarkte in den Hirngefäßen für den kognitiven Abbau verantwortlich. Ob niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS), die mit Erfolg zur Sekundärprävention von Herzinfarkten eingesetzt wird, auch die kognitive Funktion bei Risikopatienten günstig beeinflusst, wurde in einer schottischen Studie untersucht. An der randomisierten Doppelblindstudie nahmen 3 350 50- bis 75-jährige Probanden teil, deren Knöchel-Arm-Index (≤ 0,95) auf eine beginnende Gefäßverschlusskrankheit deutete, die aber noch keine entsprechenden Symptome aufwiesen. 

Die Probanden nahmen randomisiert täglich 100 mg ASS oder Plazebo ein. Nach fünf Jahren wurde eine Reihe von Tests zur kognitiven Leistungsgfähigkeit durchgeführt, unter anderem der Mini-Mental-State-Test als globaler Test, der Wortflüssigkeitstest zur Erfassung der Exekutivfunktion, Tests für das unmittelbare und verzögerte Gedächtnis, für die geistige Beweglichkeit und für die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Bei keinem der Tests waren Unterschiede zwischen ASS- und Plazebo-behandelter Gruppe erkennbar. Jeweils eine Teilgruppe absolvierte die Tests auch bei Beginn der Studie. In der ASS- wie auch in der Plazebo-Gruppe zeigte sich über fünf Jahre eine signifikante Abnahme der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und eine allerdings nicht signifikante Abnahme der geistigen Beweglichkeit. Ein Behandlungseffekt war nicht erkennbar. 

Bei über 50-Jährigen mit mäßig erhöhtem kardiovaskulärem Risiko hat niedrig dosierte ASS demnach über einen Zeitraum von fünf Jahren keinen Einfluss auf die kognitive Funktion.

Price JF, et al. Low dose aspirin and cognitive function in middle aged to elderly adults: randomised controlled trial. BMJ 2008;337:a1198 ho