EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Da war doch mal was …?

Pharmakologie aktuell

Lacosamid

Ein neues Antiepileptikum zur zusätzlichen Therapie bei fokalen Anfällen

Lacosamid (Vimpat®) ist ein Antiepileptikum mit einem neuen, dualen Wirkungsmechanismus. Es erhöht die langsame Inaktivierung spannungsabhängiger Natriumkanäle und bindet an Collapsin-response-mediator-Protein-2 (CRMP-2), ein Protein, das Bestandteil der neuronalen Signaltransduktionskaskade ist und dem neuroprotektive Effekte zugeschrieben werden. In mehreren klinischen Studien konnte bei Patienten mit fokaler Epilepsie, die bereits andere Antiepileptika einnahmen, die Anfallshäufigkeit durch Lacosamid signifikant reduziert werden.

FlaggeEnglish abstract

Lacosamide. A new antiepileptic drug as adjunctive therapy in patients with partial-onset seizures

Lacosamide (Vimpat®) is an aniepileptic drug with a new, dual mode of action. Lacosamide enhances slow inactivation of voltage-gated sodium channels and modulates the collapsin response mediator protein-2 (CRMP-2), a protein, which is part of neuronal signal transduction pathways and which is attributed to neuroprotection. Reduction of seizure frequency could be demonstrated in several clinical studies in patients with partial-onset seizures who received lacosamide in addition to other antiepileptic drugs.

ÜbersichtUta Heinemann, Stefan Weiss und Inga Zerr, Göttingen

Therapeutische Ansätze zur Behandlung der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung

Eine Vielzahl unterschiedlichster Wirkstoffe zeigen positive In-vivo-Effekte bei der Therapie von Prionerkrankungen. Allerdings weisen einige von ihnen Eigenschaften auf, die die Anwendung in klinischen Studien erschweren, beispielsweise toxische Effekte oder eine fehlende Penetration der Blut-Hirn-Schranke. Weitere Arbeiten konzentrieren sich daher auf die Entwicklung von Derivaten mit einer Antiprion-Aktivität mit geringer Toxizität und einer guten Penetration durch die Blut-Hirn-Schranke. Klinische Studien zeigen zum Teil günstige Wirkungen, zum Teil scheinen die Testsubstanzen wirkungslos beim Zielparameter Überlebenszeit zu sein. Schwierig scheint die Beurteilung eines möglichen Effekts insbesondere bei Agenzien, die nur bei einzelnen Patienten untersucht worden sind. Vielversprechende Ansätze deuten sich bei der Therapie mit Doxycyclin an.

FlaggeEnglish abstract

Therapeutic approaches for treatment of Creutzfeldt-Jakob disease

A multiplicity of different chemical agents have shown positive effects in vivo in the treatment of prion diseases. However, some properties make implementation in clinical studies difficult, such as toxic effects or missing penetration of the blood-brain barrier. Thus, further studies are concentrating on the development of derivatives with less toxicity and good penetration of the blood-brain barrier. In part some clinical studies have shown positive effects, whereas other agents had no effect on survival time as the major aim of treatment. Difficulties in assessment of possible effects turn up especially in agents which were tested only in single patients. Promising preliminary results are indicated for the treatment with doxycycline.

ÜbersichtFlorian M. E. Wagenlehner, Gießen, Kurt G. Naber, Straubing, und Wolfgang Weidner, Gießen

Rationale Antibiotikatherapie von Harnwegsinfektionen

Harnwegsinfektionen sind häufige Infektionen sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich. Im Allgemeinen können Harnwegsinfektionenen therapieorientiert in unkomplizierte und komplizierte Harnwegsinfektionenen unterteilt werden. Während unkomplizierte Harnwegsinfektionenen hauptsächlich durch E. coli verursacht werden, findet sich bei komplizierten Harnwegsinfektionenen ein wesentlich breiteres bakterielles Spektrum mit häufiger multiresistenten Uropathogenen. Allerdings finden sich auch bei den unkomplizierten Harnwegsinfektionenen heutzutage zunehmende Resistenzraten, beispielsweise gegenüber Aminopenicillinen, Co-trimoxazol und auch teilweise Fluorchinolonen. Dies muss bei der empirischen Therapie berücksichtigt werden. Rezidivierende Harnwegsinfektionenen finden sich gehäuft bei jungen, geschlechtsaktiven Frauen sowie postmenopausalen Frauen. Bei den komplizierten Harnwegsinfektionenen muss neben der Antibiotika-Therapie auch immer der komplizierende Faktor diagnostiziert und behandelt werden. Unbehandelt kann sich eine schwere Harnwegsinfektion und Urosepsis entwickeln.

FlaggeEnglish abstract

Rational antibiotic therapy of urinary tract infections

Urinary tract infections (UTI) are frequent infections in the outpatient and nosocomial setting. Generally UTI can be stratified into uncomplicated and complicated infections with respect to treatment options. Uncomplicated UTI are mainly caused by E. coli, whereas complicated UTI exhibit a broader bacterial spectrum with a higher rate of multiresistant uropathogens. On the other hand increasing resistance rates are also found in uncomplicated UTI, e.g. against aminopenicillins, Co-trimoxazol and increasingly also fluoroquinolones. This fact has to be considered in the empirical therapy. Recurrent UTI are frequently found in young, sexually active women, and postmenopausal women.

In complicated UTI the complicating factors have to be diagnosed and treated additionally to the antibiotic treatment. If not treated, a severe UTI and urosepsis can develop.

Fragen aus der Praxis

Nutzen von Haaranalysen?

Ist es möglich, von einer (Kopf-)Haaranalyse Rückschlüsse auf Nahrungsmittelallergien (-intoleranzen) und Nährstoffmangel des menschlichen Körpers zu ziehen? Derartige Analysen werden von privaten Labors vermehrt auch über die Apotheken angeboten. Die diätetischen Konsequenzen, die sich aus solchen Analysen ergeben, sind häufig als gesundheitsgefährdend anzusehen, was um so gravierender wäre, wenn es sich um eine wissenschaftlich nicht fundierte Analysenmethode handeln sollte.

Fragen aus der Praxis

Bestimmungen der individuellen Nierenfunktion?

Es gibt verschiedene Methoden zur Bestimmung der Nierenfunktion. Von welcher Methode sind die zuverlässigsten Ergebnisse zu erwarten?

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Mammakarzinom

Zoledronsäure senkt Rezidivrate bei prämenopausalen Frauen

Das Bisphosphonat Zoledronsäure (Zometa®) verringerte bei prämenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem frühem Mammakarzinom bei zusätzlicher Gabe zur postoperativen Hormontherapie das relative Risiko von Rezidiven und Todesfällen um 36 %. Dies ergab die Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group Trial 12 (ABCSG-12), deren Ergebnisse bei der 44. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago am 1. Juni 2008 vorgestellt wurden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Zervixkarzinom

Diagnose und Therapie

Das Zervixkarzinom tritt überproportional häufig bei Frauen in Entwicklungsländern auf, die kein effektives Vorsorgesystem haben. Dagegen haben Frauen in den industrialisierten Ländern in den letzten Jahren von verbesserten bildgebenden Verfahren, neuen Behandlungsmöglichkeiten (einschließlich Chemo-Radiotherapie) sowie weiterentwickelten operativen Methoden profitiert.

Referiert & kommentiertBettina Martini, Legau

Sucht

Baclofen bei Alkoholabhängigen mit Leberzirrhose

Die orale Gabe des GABAB-Rezeptoragonisten Baclofen (z. B. Lioresal®) besserte in einer Studie die Alkoholabstinenzrate bei Alkoholkranken mit einer Leberzirrhose im Vergleich zu Plazebo signifikant. Baclofen hatte keine hepatischen Nebenwirkungen.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Frauen sind anders

Warum Männer früher sterben

Die Hormone sind schuld: Männer leiden unter aggressiveren Herzerkrankungen, die trotz besserer Diagnostik und Therapie schlechter verlaufen als bei Frauen. Welche Faktoren sind für die Überlebensvorteile der Frauen ausschlaggebend? Diese Frage müsste sehr viel intensiver analysiert werden, um die Erkenntnisse dann systematisch nutzen zu können.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Endocannabinoid-Antagonisten

Rimonabant: ein Antidiabetikum für Adipöse?

Für den Endocannabinoid-Rezeptorantagonisten Rimonabant (Acomplia®) existieren bislang zahlreiche Studien, die nicht nur die Wirksamkeit für die Gewichtsreduktion, sondern unter anderem auch die Reduktion des HbA1c-Werts bei prädiabetischen Patienten oder Patienten mit bereits manifestem Diabetes mellitus zeigen konnten.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Hemmkörper-Hämophilie

Einzelgabe von rekombinantem Faktor VIIa zur Behandlung von Blutungen

Eptacog alfa (rekombinanter aktivierter Faktor VII, NovoSeven®) ist seit einem Jahr als Einzelgaberegime zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Blutungen bei Hämophilie-Patienten mit Hemmkörpern zugelassen. In klinischen Studien wurde nun belegt, dass diese Einzelgabe gleiche Wirksamkeit und Sicherheit wie das Mehrfachdosisregime bietet.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

COPD

Lang anhaltende Sprühwolke durch neues Inhalationssystem

Bei den Lungenerkrankungen Asthma bronchiale und COPD erfolgt die Behandlung zu einem großen Teil mit inhalierbaren Arzneistoffen. Gelingt deren suffiziente Deposition, auch aufgrund schwerer Bedienbarkeit des Geräts, nur unzureichend, führt dies zu mangelnder Effizienz der Behandlung und in der Folge sinkt die Compliance. Auf dem Pneumologenkongress in Lübeck wurden von Experten die Vorzüge eines innovativen Inhaler-Systems vorgestellt.

Referiert & kommentiertAndrea Warpakowski, Itzstedt

Akute Bronchitis

Pflanzliches Mukopharmakon Myrtol standardisiert wirkt rasch

Mit Myrtol standardisiert (GeloMyrtol® forte) sprechen nach einer Woche nur rund 5 % der Patienten mit einer bakteriellen und viralen Mischinfektion als Ursache einer akuten Bronchitis nicht an. Im Vergleich zu Plazebo ist das pflanzliche Mukopharmakon signifikant wirksamer und im Vergleich zu Cefuroxim und Ambroxol mindestens genauso wirksam.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Akute Nasennebenhöhlenentzündung

Antibiotika und nasal applizierbare Glucocorticoide ohne große Wirksamkeit

Bei Patienten aus Allgemeinarztpraxen mit akuter Sinusitis war weder ein Antibiotikum noch ein topisch applizierbares Glucocorticoid allein oder in Kombination wirksam.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Lichen ruber mucosae

Neue Aspekte bei der Therapie

Zur Behandlung des oralen Lichen ruber planus (Lichen ruber mucosae) stehen zwar – wie bei vielen anderen dermatologischen Krankheitsbildern – eine ganze Reihe medikamentöser Therapieoptionen zur Verfügung, deren Wirksamkeit bei Lichen ruber mucosae wurde allerdings noch nicht in großen, randomisierten und kontrollierten Studien nachgewiesen. Eine Fallserie und eine kleine randomisierte Studie sollen nun dazu beitragen, den Nutzen der verschiedenen medikamentösen Therapien bei oralem Lichen ruber mucosae besser einschätzen zu können.

Referiert & kommentiert

Thrombozytenfunktionshemmer

Kein Schutz für kognitive Funktion im Alter