EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Kleine Teilchen, große Wirkung

Pharmakologie aktuellSusanne Heinzl, Reutlingen

Tocilizumab bei rheumatoider Arthritis

Interleukin 6 als neues Target

Mit Tocilizumab wird voraussichtlich ab Februar 2009 als RoActemra® ein neues Therapieprinzip für die Behandlung von Patienten mit rheumatoider Arthritis zur Verfügung stehen. Der Interleukin-6-Hemmer greift ähnlich wie Tumornekrosefaktor(TNF)-alpha-Hemmer in grundlegende Vorgänge bei den entzündlichen Reaktionen der Erkrankung ein. In einem groß angelegten Studienprogramm konnte eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit gezeigt werden.

ÜbersichtAndreas S. Ziegler, Großhabersdorf

Nanopartikel – pharmazeutische „Zwerge“ mit Know-how

Selbstreinigende Oberflächenversiegelung zum Aufsprühen, Zahnpasta mit Reparatureffekt, Mini-Brennstoffzellen und Datenspeicher im Kleinstformat, die das Wissen ganzer Bibliotheken enthalten: Nach „micro“ in den 1980er- und „electronic“ in den 1990er-Jahren ist „nano“ das Technologie- Schlagwort dieses Jahrzehnts. Die neuen Nanomaterialien faszinieren Laien und Experten gleichermaßen. Auch in der Pharmazie bahnte der Vorstoß in bisher nicht erreichbare Dimensionen neue Wege bei der Arzneistoffformulierung. Die Nanotechnologie bietet innovative Antworten auf bislang ungelöste galenische und biopharmazeutische Fragestellungen und eröffnet ungeahnte Möglichkeiten bei der zielgenauen Arzneimitteltherapie, dem sogenannten Drug-Targeting.

FlaggeEnglish abstract

Nano-particles – pharmaceutical "dwarves" with know-how

Self-cleaning surface coatings, tooth paste with repair effect, mini fuel cells and extremely small data memories, which contain the knowledge of whole libraries: After "micro" in the 1980s and "electronic" in the 1990s, "nano" is the technological keyword of this decade. The new nano-materials fascinate laymen and experts alike. Also in pharmacy the advance into dimensions unattainable so far, paved the way for the formulation of new pharmaceutical preparations. The nanotechnology offers innovative answers to previously unresolved galenic and/or biopharmaceutical questions and offers unexpected possibilities for drug targeting.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Folsäure plus Vitamin B6 und B12 senkt nicht das kardiovaskuläre Risiko

In einer über 7,3 Jahre laufenden, Plazebo-kontrollierten US-amerikanischen Studie bekamen 5442 Frauen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen täglich Folsäure und die Vitamine B6 und B12 verabreicht. In der Verum-Gruppe wurden zwar deutlich niedrigere Homocysteinspiegel als in der Plazebo-Gruppe gemessen, aber weder eine Minderung der Gesamtsterblichkeit noch des Vorkommens kardiovaskulärer Ereignisse festgestellt.

Übersicht

Folsäuresupplementierung vor und während der Schwangerschaft

Seit 1995 wird von der deutschen Gesellschaft für Ernährung die Supplementierung mit 400 µg Folsäure pro Tag für Schwangere sowie perikonzeptionell zur Vermeidung von Neuralrohrdefekten empfohlen. Derzeit ist in Deutschland trotzdem die Mehrzahl der Frauen im gebärfähigen Alter, aber auch der übrigen Bevölkerung, mit Folsäure unterversorgt. Genetische Polymorphismen im Methylentetrahydrofolat-Reductase(MTHFR)-Gen können das Risiko für kongenitale Fehlbildungen, besonders bei niedrigen Folsäurespiegeln, erhöhen. Um auch eine ausreichende Folsäureversorgung für Personen mit verringerter Enzymaktivität der Methylentetrahydrofolat-Reductase zu gewährleisten, kann eine Supplementierung mit einer Kombination aus Folsäure und 5-Methyltetrahydrofolsäure (Metafolin®) erfolgen.

FlaggeEnglish abstract

Supplementation with folic acid before and during pregnancy

Since 1995, supplementation of folic acid (400 µg/d) for prevention of neural tube defects is recommended for women during or before pregnancy by the German Society of Nutrition. Nevertheless, most women in childbearing age and also other people in the German population have no adequate supply with folic acid. Furthermore, genetic polymorphisms of the methylene-tetrahydrofolate reductase gene can elevate the risk of congenital defects, particularly in children of mothers with low levels of folic acid. To allow a sufficient supply with folic acid for persons with reduced enzymatic activity of the methylenetetrahydrofolate reductase, a supplementation with a combination of folic acid and 5-methyltetrahydrofolate can be performed.

Referiert & kommentiertBettina Martini, Legau

Anästhesie

Xenon: gute Eigenschaften, aber teuer

Das Edelgas Xenon hat physikalisch-chemische und pharmakologische Eigenschaften, die für ein Narkotikum nahezu ideal sind, allerdings ist die Herstellung teuer und es fehlen Studien, die zeigen, dass tatsächlich ein besseres Behandlungsergebnis erreicht werden kann. Daher wird Xenon, trotz guter Eigenschaften, derzeit nicht breit eingesetzt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Fettleibigkeit und Übergewicht

Wirkungen verschiedener Antiadiposita

Die Arzneistoffe Orlistat, Sibutramin und Rimonabant, die zur Behandlung von Fettleibigkeit und Übergewicht eingesetzt werden, erzielten in randomisierten, kontrollierten Studien über ein bis vier Jahre eine Gewichtsreduktion von weniger als fünf Kilogramm. Die Wirkstoffe zeigten unterschiedliche Effekte auf das kardiovaskuläre Risikoprofil und spezifische Nebenwirkungen.

Referiert & kommentiertRalf Schlenger, München

Akne vulgaris

Antibiotika-freie Fixkombination für die Akut- und Dauertherapie

Die neue topische Fixkombination aus dem Retinoid Adapalen und Benzoylperoxid (Epiduo®) zeigte in der Zulassungsstudie eine höhere Wirksamkeit gegen Papeln, Pusteln und Komedonen als die einzelnen Wirkstoffe. Wirksamkeit und Sicherheit sind für die Dauertherapie bis zu einem Jahr belegt. Darüber hinaus hoben Experten im Rahmen der 21. Dermatologischen Fortbildungswoche in München hervor, dass die Resistenzentwicklung bei der Antibiotika-freien Kombination keine Rolle spielt.

ÜbersichtBericht von Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Spezifische Immuntherapie in der Allergietherapie

Evidenz für subkutane und sublinguale Applikation

In der Behandlung von Allergien hat die spezifische Immuntherapie neben symptomatisch wirksamen Medikamenten ihren festen Stellenwert. Die Allergenpräparate können subkutan gespritzt oder als Tropfen oder Tabletten sublingual eingenommen werden. Status quo und Zukunftsperspektiven waren Themenschwerpunkte auf dem diesjährigen gemeinsamen Allergiekongress der allergologischen Fachverbände.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Hyperurikämie

Fructose erhöht das Risiko für Gichtanfälle

Häufiger Konsum fructosegesüßter Softdrinks, aber auch fructosereicher Fruchtsäfte und Obst, ist mit einem signifikant erhöhten Gichtrisiko verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Kohortenstudie, in der über zwölf Jahre gesammelte Daten von fast 50000 Männern ausgewertet wurden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Diabetes mellitus Typ 2

Rauchen erhöht das Risiko

Aktives Rauchen steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. Die künftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, mögliche kausale Mechanismen oder einflussnehmende Faktoren zu identifizieren.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Adipositas

Vermehrung brauner Fettzellen durch BMP-7

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Periphere Gefäßerkrankung

Thrombozytenfunktionshemmer allein besser als kombiniert mit oralen Antikoagulanzien

Bei Patienten mit peripherer Gefäßerkrankung konnte eine Kombination aus einem oralen Antikoagulans und einem Thrombozytenfunktionshemmer größeren kardiovaskulären Komplikationen nicht wirksamer vorbeugen als Thrombozytenfunktionshemmer allein. Starke Nebenwirkungen wie lebensbedrohliche Blutungen wurden unter der Kombinationstherapie häufiger beobachtet als unter der Monotherapie.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Koronare Bypass-Transplantat-Chirurgie

Erwartungen an Pyridoxal-5‘-phosphat erfüllen sich nicht

Bei Hochrisikopatienten, die sich einer Bypass-Operation am Herzen unterzogen, konnte Pyridoxal-5‘-phosphat (MC-1) das Auftreten von kardiovaskulären Todesfällen oder nicht tödlich verlaufenden Herzinfarkten nicht verringern.