EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Auf den Punkt gebracht

ÜbersichtHorst Wunderer, München, Konrad Morgenroth, Bochum, und Günter Weis, Ingelheim

Das Reinigungssystem der Atemwege

Physiologie, Pathophysiologie und Wirkungen von Ambroxol

Unsere Atemwege sind mit einer spezialisierten Schleimhaut ausgekleidet, die diese feucht hält und schützt. Ein wesentlicher Schutzfaktor ist die Schleimschicht, die sich auf der Schleimhaut befindet. Wie auf einer Rolltreppe werden mithilfe dieses Schleims unablässig Krankheitserreger und Fremdpartikel aus den Atemwegen transportiert. Der Gesunde nimmt den Tag und Nacht laufenden Transport nicht wahr. Bei Infekten mit Husten ist der Transport gestört. Bei der Therapie kommt es nicht darauf an, die Schleimbildung ungezielt zu unterbinden, Ziel ist vielmehr die Wiederherstellung des funktionierenden Transportsystems. Dies erfordert eine geeignete Rheologie des Schleims und ein Gleichgewicht der Schleimkomponenten. Ambroxol greift an verschiedenen Stellen in dieses Transportsystem ein.

FlaggeEnglish abstract

The cleaning system of the airways: physiology, pathophysiology and effects of ambroxol

The human airways are faced by a mucous membrane that keeps the airways humid and protects them. One of the main factors of this protection system is the secretion that covers the surface of the membrane. Like an escalator, secretion is moved steadily, day and night in order to eliminate germs and pollutants from the airways. Healthy people normally do not notice this transport. Infection of the airways accompanied by cough disturbs the transport. The aim of the therapy should be the reconstitution of the transport, not the unsighted suppression of mucus production. Therefore adequate rheological properties of the secretion are needed as well as the balance of its components. Ambroxol affects this system at several sites.

ÜbersichtAlexander Ströhle und Andreas Hahn, Hannover

Vitamin C und Immunfunktion

Die Funktion des Immunsystems wird wesentlich durch die Nährstoffzufuhr beeinflusst. In diesem Kontext stößt Vitamin C auf besonderes Interesse. Kontrovers beurteilt wird dabei, ob und in welchem Umfang Vitamin C zur Prävention und Behandlung von Erkältungskrankheiten beitragen kann. Tatsächlich sind immunkompetente Zellen in der Lage, Vitamin C zu akkumulieren. Auch funktionell zeigt sich eine Abhängigkeit der Immunfunktion von der Versorgung mit dem Vitamin. Dies betrifft vor allem die Phagozytoseaktivität sowie die T-Zell-Funktion. Ein Vitamin-C-Defizit zeigt sich entsprechend auch in einer verminderten Resistenz gegenüber verschiedenen Erregern, während eine verbesserte Versorgung die Antikörper-Aktivität und Infektionsresistenz steigert. Umgekehrt führt eine verstärkte immunologische Reaktion zu einem erhöhten Verbrauch an Vitamin C. Im Hinblick auf Erkältungskrankheiten zeigen die vorliegenden Humanstudien sowie die entsprechenden Metaanalysen, dass die prophylaktische Gabe von Vitamin C bei normal ernährten Gesunden ohne besondere Belastungen zwar die Krankheitsdauer in einem geringen Ausmaß reduzieren kann, nicht aber die Häufigkeit und Schwere der Erkrankungen. Von einer Supplementierung profitieren können insbesondere Personen mit besonderen körperlichen Belastungen oder einer unzureichenden Vitamin-C-Zufuhr. Liegen bereits Erkältungskrankheiten vor, geht nach den vorliegenden Untersuchungen von der Einnahme eines Vitamin-C-Monopräparats kein klinischer Nutzen aus.

FlaggeEnglish abstract

Vitamin C and immune function

The immune system is strongly influenced by the intake of nutrients. For a long time there has been a controversy whether vitamin C can contribute to the prevention and therapy of the common cold. Several cells of the immune system can indeed accumulate vitamin C and need the vitamin to perform their task, especially phagocytes and t-cells. Thus a vitamin C deficiency results in a reduced resistance against certain pathogens whilst a higher supply enhances several immune system parameters. With regard to the common cold different studies including meta-analyses underline that the prophylactic intake of vitamin C may slightly reduce the duration of the illness in healthy persons but does not affect its incidence and severity. Supplementation of vitamin C is most effective in cases of physical strain or insufficient intake of the vitamin. With regard to the therapy of the common cold the application of vitamin C alone is without clinical effects.

ÜbersichtOliver Miltner, Berlin, Lars Hagemann, Steven Ristan und Christian H. Siebert, Hannover

Therapiemöglichkeiten bei traumatischen Knorpelschäden

Bei Sportverletzungen steht das Kniegelenk im Mittelpunkt des Interesses. Während dort viel über Kapsel-Band-Verletzungen und Meniskusschäden diskutiert wird, ist der traumatische Knorpelschaden nicht weniger interessant. Aufgrund der komplexen anatomischen und biomechanischen Eigenschaften dieses Gewebes stellen traumatische Knorpelschäden den behandelnden Arzt trotz erheblicher medizinischerFortschritte
vor weiterhin nahezu unlösbare Probleme. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von einer Hilfsmittelversorgung und physikalischen Therapie über eine systemische und intraartikuläre Medikation bis hin zu einer Vielzahl von operativen Maßnahmen, insbesondere im Zusammenhang mit der Rekonstruktion der „Begleitverletzungen“. Bei der operativen Knorpeltherapie muss man im Wesentlichen zwischen den reparativen und den rekonstruktiven Knorpeltherapien unterscheiden. Für eine Wiederherstellung der originären hyalinen Gelenkfläche kommt nur die letzte Gruppe in Frage, wobei nur der Transfer eines körpereigenen Knorpel-Knochen-Zylinders in der Lage ist, einen solchen Knorpeldefekt einzeitig zu rekonstruieren.
In dieser Übersicht werden die Therapiemöglichkeiten bei traumatischen Knorpelschäden kritisch beleuchtet. Trotz aller Diskussion zum Thema Knorpel dürfen eine bandstabile Gelenkführung, eine korrekte Gelenkachse und eine gute Muskelführung selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden.

FlaggeEnglish abstract

Therapeutic algorithm for traumatic cartilage injuries

Reports regarding sport injuries frequently pertain to the knee. Although ligament and meniscus damage are the most common, cartilage injuries are of great interest. Even with the great variety of treatment modalities available, the healing of these cartilage injuries remains problematic. Due to the complex structure of hyaline cartilage joint surface, repair has proven to be very difficult. The conservative treatment options range from orthotic devices and physical therapy to systemic and intraarticular medication. In case of failure, a wide variety of surgical interventions exist. Among these surgical treatment forms, one must differentiate between the repair and the reconstruction of hyaline joint surfaces. In the latter group only the osteochondral autologous transplantation procedures allow for the reconstruction of a cartilaginous lesion with hyaline cartilage as part of a single procedure.

This paper will provide an overview of most common therapeutic approaches to cartilage injuries available today. Even with the ongoing discussions with regard to cartilage healing, the basics such as the ligamentous stability of the affected joint, the mechanical axis of the extremity and good neuromuscular control must always be part of the algorithm.

Fragen aus der Praxis

Welche Antihistaminika während der Schwangerschaft?

Viele Patienten nehmen regelmäßig Antihistaminika ein. So auch eine junge Frau, die an einer Kälteagglutinin-Erkrankung leidet, wegen der sie bisher symptomatisch mit dem Antihistaminikum Levocetirizin behandelt wird. Wie sollte sie nach Eintritt einer Schwangerschaft weiter therapiert werden?

Fragen aus der Praxis

Ist die Inhalationstherapie bei bakterieller Bronchitis obsolet?

Sind Inhalationen bei einer bakteriellen Bronchitis obsolet? Zu welchen Stoffen (z.B. Menthol, Kamille) gibt es Studien, die eine Wirksamkeit belegen?

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Lungenfunktion

Saubere Luft verbessert die Werte

Durch eine Reduktion der Luftverschmutzung kann die Lungenfunktion von Erwachsenen verbessert werden. Diese Effekte machen sich insbesondere bei Tests bemerkbar, die die Funktion der kleinen Atemwege untersuchen.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Pulmonal-arterielle Hypertonie

Frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend für die Prognose

Vor ungefähr 15 Jahren betrug die 1-Jahres-Mortalität der Patienten mit einer pulmonal-arteriellen Hypertonie etwa 50%. Durch neue Therpieoptionen, die in die pathophysiologischen Veränderungen der Erkrankung eingreifen, konnte die Überlebensrate und Lebensqualität der Patienten entscheidend verbessert werden. Dazu gehört neben dem Einsatz von Prostacyclin-Derivaten die Medikation mit Phosphodiesterase-5-Hemmern und Endothelin-Rezeptorantagonisten. Wichtig ist jedoch, dass die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wird und die Progression der Erkrankung somit durch eine wirksame Therapie gestoppt werden kann.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Leukozytose

Ursachen und Differenzialdiagnostik

Eine Leukozytose kann eine physiologische Reaktion darstellen, reaktiver Genese sein oder im Rahmen einer autonomen Proliferation bei einer hämatologischen Neoplasie auftreten. Anhand des großen Blutbilds lässt sich unterscheiden, welche der Zell-Untergruppen oder unreifen Zellelemente für die Erhöhung des Leukozytenwerts verantwortlich ist.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Multiple Sklerose

B-Zell-gerichtete Therapie mit Rituximab

Bei der multiplen Sklerose existieren bereits gegen T-Zellen gerichtete Therapien. In Zukunft könnte der B-Zell-gerichtete monoklonale Antikörper Rituximab möglicherweise auch eine Therapieoption bei schubförmig remittierender multipler Sklerose sein. Rituximab reduzierte in einer Phase-II-Studie die Anzahl entzündlicher Läsionen über einen Zeitraum von 48 Wochen im Vergleich mit Plazebo signifikant.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Multiple Sklerose

Reduktion der Entzündungsherde durch oralen Fumarsäureester BG-12

Fumarsäureester werden bereits seit fast 15 Jahren in der Therapie der Psoriasis eingesetzt. Nun wurde die Wirksamkeit des Fumarsäuredimethylesters BG-12 bei MS-Patienten mit einem schubförmig remittierenden Verlauf in einer Phase-II-Studie gezeigt. Zwei Phase-III-Studien mit jeweils über 1000 Patienten sollen nun die Wirksamkeit, auch im Vergleich zu einer Standardtherapie mit Glatirameracetat, aufzeigen.

Referiert & kommentiertDr. Luise Mansel, Haimhausen

Chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen

Langfristig günstiger Krankheitsverlauf bei früher Anti-TNF-α-Therapie

Eine Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der ankylosierenden Spondylitis und der Psoriasis-Arthritis mit dem TNF-α-Antagonisten Infliximab (Remicade®) mindert die Beschwerden, hält die fortschreitenden Gelenkzerstörungen auf und verbessert langfristig den Verlauf der Erkrankungen. Für einen neuartigen TNF-α-Antagonisten Golimumab, der nur einmal monatlich subkutan injiziert werden muss, wurden aufgrund erfolgreicher Phase-III-Studien gleichzeitig Zulassungsanträge für die drei Indikationen rheumatoide Arthritis, ankylosierende Spondylitis und Psoriasis-Arthritis eingereicht.

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Diabetische Nephropathie

Aliskiren kombiniert mit Losartan bei Diabetes mellitus Typ 2 und Nephropathie

Ob der neue direkte Renin-Inhibitor Aliskiren (Rasilez®) zusätzlich zu einer als nephroprotektiv geltenden Losartan-Therapie die nephroprotektiven Wirkungen der Behandlung erhöht, wurde nun in einer Plazebo-kontrollierten Studie untersucht. Der primäre Studienendpunkt (Albumin-Creatinin-Quotient) war in der Aliskiren-Gruppe signifikant besser. Wirksamkeit und Unbedenklichkeit solcher Kombinationen sollten aber in Studien mit längerer Therapiedauer noch bestätigt werden.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Phytopharmaka

Johanniskrautextrakt bei ADHS wirksam?

In einer kleinen kontrollierten Studie bei Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung war Plazebo wirksamer als ein Johanniskraut-Extrakt. Dieses Ergebnis ermittelten Mediziner der auf Naturheilkunde spezialisierten Bastyr-Universität in Kenmore, Washington.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Hypertonie

Antihypertensive Therapie bei Patienten ab 80 Jahren

Die HYVET-Studie (Hypertension in the very elderly trial) zeigt, dass eine Behandlung mit dem Diuretikum Indapamid mit oder ohne Perindopril bei Hypertonikern ab 80 Jahre das Risiko für tödlichen Schlaganfall und vaskuläre Todesfälle signifikant reduziert. Der primäre Endpunkt einer statistisch signifikanten Senkung der Gesamt-Schlaganfallrate wurde knapp verfehlt.