Agomelatin


Antidepressivum mit innovativem Wirkungsmechanismus zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen

Dr. med. Mirjam Tessmer, Stuttgart

Seit Februar 2009 ist Agomelatin (Valdoxan®), ein Antidepressivum mit schlafmodulierender Wirkung, zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen zugelassen. Entscheidend für die Wirkung von Agomelatin ist offenbar das gemeinsame Vorliegen Melatonin(MT)1- und MT2-Rezeptor-agonistischer und Serotonin(5-HT)2C-Rezeptor-antagonistischer Eigenschaften. Über die MT1- und MT2-Rezeptorwirkung können biologische Rhythmen resynchronisiert, verstärkt und stabilisiert werden. Durch die antagonistische Wirkung am 5-HT2C-Rezeptor erhöht Agomelatin die Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin im frontalen Kortex und kann dadurch positive Effekte auf Stimmung, Antrieb und Angst haben. Durch den Antagonismus am 5-HT2C-Rezeptor wird außerdem der Tiefschlaf gefördert. In den bisher veröffentlichten klinischen Studien zeigte Agomelatin einen schnellen Wirkungseintritt, eine mit gängigen Antidepressiva vergleichbare Wirkung sowie ein geringes Nebenwirkungspotenzial.

Depressionen gehören heute zu den weltweit häufigsten Erkrankungen und gehen mit einer erheblichen Krankheitsbelastung einher. Indikator für die Krankheitslast sind die sogenannten Disability Adjusted Life Years (DALYs), also die Anzahl der Jahre, die ein Mensch verliert, weil er an einer Krankheit verfrüht stirbt oder durch die Erkrankung gesundheitlich stark beeinträchtigt ist. Nach Schätzungen der WHO werden im Jahr 2020 nur durch die koronare Herzkrankheit mehr potenzielle Lebensjahre verloren gehen als durch Depressionen [22]. 

Die Ätiologie der depressiven Erkrankungen ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch von einer multifaktoriellen Genese aus, wobei neben psychosozialen und psychologischen Aspekten insbesondere neurobiologische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Als ein möglicher pathophysiologischer Faktor bei depressiven Erkrankungen werden Störungen der zirkadianen Rhythmik angesehen. In diesem Zusammenhang sind vor allem die bei Depressiven häufig vorkommenden Schlafstörungen (75% leiden unter Insomnie, 40% unter Hypersomnie; [19]) relevant. Außerdem liegen bei depressiven Patienten häufig eine Störung der Sekretion des bei Dunkelheit in der Epiphyse produzierten Hormons Melatonin (fehlender Melatonin-Peak während des Schlafes), ein erhöhter Cortisol-Spiegel und eine abgeflachte Körpertemperatur-Kurve vor. 

Zu den Symptomen einer Major Depression nach DSM-IV (Diagnostic and statistical manual of mental diseases) gehören

  • an fast allen Tagen und die meiste Zeit des Tages bestehende depressive Verstimmung (Traurigkeit, Leere) und/oder
  • vermindertes Interesse und eingeschränkte Freude an (fast) allen Aktivitäten

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