EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Antibiotika-Resistenz: eine Erfolgsgeschichte?

Pharmakologie aktuellDr. med. Mirjam Tessmer, Stuttgart

Agomelatin

Antidepressivum mit innovativem Wirkungsmechanismus zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen

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Agomelatine

In February 2009 the European Medicines Agency (EMEA) approved agomelatine (Valdoxan®), a sleep modulating antidepressant, for the treatment of major depressive disorders in adults. Agomelatine is an agonist of melatonergic MT1 and MT2 receptors and a serotonin 5-HT2C receptor antagonist. Thereby it can normalize altered circadian rhythms, improve slow wave sleep and enhance the release of dopamine and noradrenaline in the prefrontal cortex which has positive effects on mood, impulse and anxiety. Clinical trials have shown superior efficacy compared to placebo and equal efficacy compared to standard antidepressants, rapid onset of action and low extent of adverse events.

ÜbersichtIngo Stock, Brühl bei Köln

Antimykotische Therapie der Tinea unguium und anderer Onychomykosen

Pilzerkrankungen des Nagelorgans (Onychomykosen) sind nach den Fußmykosen die häufigsten Hautpilzerkrankungen in den Industrienationen. Nach aktuellen Schätzungen leiden in Deutschland 10 bis 17% aller Erwachsenen und annähernd jeder Zweite ab dem 65. Lebensjahr an einer Onychomykose, die, sofern die Fußnägel betroffen sind, meist auf einer Infektion mit Dermatophyten (Tinea unguium) beruht. Die häufigsten Erreger der Tinea unguium sind Trichophyton rubrum und T. mentagrophytes. Onychomykosen der Fingernägel werden häufig durch Candida-Hefen wie C. albicans hervorgerufen. Darüber hinaus sind Schimmelpilze als Erreger von Onychomykosen weit verbreitet. Für die erfolgreiche Therapie des Nagelpilzes sind vor allem die Kenntnis des Erregers sowie die Form und Schwere der Mykose bedeutsam. Eine antimykotische Lokalbehandlung kann bei der häufigsten Form des Nagelpilzes, der distolateralen subungualen Onychomykose, sowie bei der sogenannten Leukonychia trichophytica durchgeführt werden, sofern ein Mitbefall der Nagelmatrix ausgeschlossen ist. Eine systemische Therapie ist bei allen anderen Onychomykose-Formen sowie generell bei Befall der Nagelmatrix indiziert. Die Erfolgsaussichten einer lokalen und systemischen Behandlung lassen sich durch mechanische oder chemische Entfernung des erkrankten Nagelplattenbereichs erhöhen. Eine verbesserte Wirksamkeit der systemischen Therapie ist auch bei gleichzeitiger Anwendung eines lokal wirksamen Antimykotikums zu erzielen.

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Antimycotic therapy of Tinea unguium and other onychomycoses

Mycosis of foot or finger nails (onychomycosis) is the second most common fungal skin infection in industrialized countries. In Germany, estimated 10 to 17% of the total adult population and almost one half of all people beyond the age of 65 are suffering from an onychomycosis. In most cases, mycoses of toe nails are caused by a dermatophyte species (Tinea unguium), especially Trichophyton rubrum and T. mentagrophytes. Onychomycosis of finger nails are frequently due to Candida yeasts such as C. albicans, C. parapsilosis and C. tropicalis. In addition, non-dermatophyte moulds, alone or in combination with other fungi, are associated with onychomycoses. For successful antimycotic treatment, generally referred as mycological and clinical cure, the aetiological agent, principal form of mycosis and severity of disease should be considered. In some cases, distal/ lateral subungual onychomycosis, the most prevalent form of nail mycosis, and superficial white onychomycosis (leukonychia trichophytica) can be successfully treated with topical antimycotics, provided that there is no severe course and infection of the nail matrix can be excluded. Systemic antifungals should be used for treatment of all remaining forms of onychomycosis, i. e., proximal subungual onychomycosis, onychia et paronychia candidosa and total dystrophic onychomycosis. If nail matrix is infected, a systemic treatment approach is generally recommended (independent of onychomycosis form). The prospects of success of local and systemic therapy can be enlarged applying nail abrasion and chemical avulsion of the diseased part of the nail. An improved effectiveness of systematic treatment is also achieved by concomitant application of topical antifungals.

ÜbersichtKaren Nieber, Leipzig, und Walter Lehmacher, Köln

Anwendungsbeobachtungen in der Apotheke

Möglichkeiten und Grenzen

Die Selbstmedikation hat in den vergangenen Jahren im deutschen Gesundheitswesen stark an Bedeutung gewonnen. Seit Einführung der Praxisgebühr gehen 22% der über 55-Jährigen zunächst in die Apotheke, bevor sie einen Arzt aufsuchen [1]. Damit wächst die Verantwortung der Apotheker bei der Beratung und Empfehlung rezeptfreier, apothekenpflichtiger Arzneimittel (OTC-Präparate). In den letzen Jahren wurden mehrere Anwendungsbeobachtungen (AWBs) in Apotheken durchgeführt. In dieser Übersicht werden Pro und Kontra von apothekenbasierten AWBs diskutiert und diese Publikationen bewertet. Entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung verbergen sich hinter AWBs jedoch oftmals Marketinginteressen mit geringem wissenschaftlichem Anspruch.

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Postmarketing surveillance studies in the community of pharmacies

Postmarketing surveillance of prescription medicines is a routine practice, yet similar evaluation of non-prescription medicines is uncommon. In order to get insights into the validity of pharmacy-based observational studies 22 postmarketing surveillance studies in the German community of pharmacies involving non-prescription medications have been investigated. The objective was to evaluate their contribution to the knowledge about drug use in self-medication. The results of the comparative evolution show that postmarketing surveillance studies with non-prescription medications deliver valid and meaningful findings about the usage, effectiveness and safety. Statements to the efficacy of the drug often serve marketing interests.

BerichtAnnette Schlegel, Versmold

Doping am Arbeitsplatz – längst kein Tabuthema mehr

DAK-Gesundheitsreport 2009

Doping findet nicht nur im Sport statt. Auch am Arbeitsplatz ist der Pillenkonsum längst keine Randerscheinung mehr. Rund zwei Millionen Beschäftigte, das heißt knapp 5% der Deutschen haben schon einmal Psychopharmaka konsumiert, um ihre Leistungsfähigkeit im Job zu steigern. Knapp 800000 von ihnen greifen im Alltagsstress und gegen Probleme im Büro sogar regelmäßig zu Medikamenten. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten repräsentativen Befragung der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) von rund 3000 Arbeitnehmern im Alter von 20 bis 50 Jahren.

Fragen aus der Praxis

Kann eine durch Lithium verursachte Polyurie mit einer Amilorid/Hydrochlorothiazid-Kombination …

Ein Arzt hat bezüglich einer Nebenwirkung bei der Gabe eines Lithium-Präparats recherchiert, dass die auftretende Polyurie durch die Einnahme von Amilorid zu behandeln sei. Nun ist in Deutschland kein Amilorid-Monopräparat mehr auf dem Markt. Ist es sinnvoll, eine Kombination mit Hydrochlorothiazid zu geben, oder ist ein anderer Wirkstoff sinnvoll?

Referiert & kommentiertDr. Annette Schlegel, Versmold

Adipositas

Zusammenhang zwischen Körpergewicht, Fettverteilung und Sterblichkeit

Die im Rahmen der EPIC-Studie (European prospective investigation into cancer and nutrition) ermittelten Daten von fast 360000 Personen zeigen, dass sowohl die generalisierte als auch die abdominale Adipositas mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko einhergeht. Der positive Zusammenhang zwischen abdominaler Fettverteilung und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko scheint bei Personen mit niedrigerem Body-Mass-Index (BMI) noch stärker ausgeprägt zu sein als bei denjenigen mit einem höheren BMI. Da eine abdominale Adipositas auch bei einem normalen BMI bestehen kann, sollte zur Abschätzung des Sterblichkeitsrisikos neben dem BMI auch der Taillenumfang oder der Taillen-Hüft-Index herangezogen werden.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Schwangerschaft

Coffein reduziert Geburtsgewicht

Eine prospektive Beobachtungsstudie an 2 635 schwangeren Frauen kommt zu dem Ergebnis, dass bereits geringe Mengen Coffein das Risiko für eine Wachstumsstörung beim ungeborenen Kind erhöhen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Rauchen

Wie beeinflusst es die Sterblichkeit von Frauen?

Ein Großteil des erhöhten Sterblichkeitsrisikos von Raucherinnen kann durch Einstellen des Tabakkonsums beseitigt werden, bei vaskulären Erkrankungen sehr schnell, bei Lungenerkrankungen innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren. Ein späteres Eintrittsalter beim Rauchen reduziert das Sterblichkeitsrisiko infolge von Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs und weiteren mit dem Rauchen in Verbindung stehenden Krebserkrankungen. Rauchen scheint bei Frauen mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko für Darmkrebs, nicht aber für Ovarialkrebs verbunden zu sein.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Gichtarthritis

Prednisolon ebenso wirksam wie Naproxen

Bei der Initialbehandlung der Gichtarthritis erwies sich oral verabreichtes Prednisolon über vier Tage als ebenso wirksam wie Naproxen. Die Nebenwirkungen waren mit beiden Therapien vergleichbar, gering und nach drei Wochen nicht mehr vorhanden.

Referiert & kommentiertDr. B. Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Rheumatoide Arthritis

Methotrexat plus Etanercept wirksamer als Monotherapie

Bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis konnte eine Kombinationstherapie, bestehend aus Methotrexat und Etanercept, bessere Resultate bei der klinischen Remission sowie beim Aufhalten der Gelenkschäden im Röntgenbild erzielen als eine Methotrexat-Monotherapie. Ein vermehrtes Auftreten schwerwiegender unerwünschter Arzneimittelwirkungen wurde mit der kombinierten Gabe nicht beobachtet.

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

HIV-Therapie

Erhöhtes Herzinfarktrisiko durch nucleosidische Reverse-Transcriptase-Hemmer?

Bisher standen vor allem Proteasehemmer im Verdacht, das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen. Inzwischen deuten die Daten einer prospektiven Beobachtungsstudie mit über 33000 Patienten auf eine Erhöhung des Herzinfarktrisikos auch unter den nucleosidischen Reverse-Transcriptase-Hemmern (NRTI) Abacavir und – schwächer ausgeprägt – Didanosin hin. Voreilige Schlüsse sollten aber nicht gezogen werden.

Referiert & kommentiertKatja Noack, Schwieberdingen

Blutzuckerkontrolle auf der Intensivstation

Die Sterblichkeit auf Intensivstationen steigt bei zu starker Blutzuckerregulation

Eine kürzlich veröffentlichte multizentrische Studie bringt neue Erkenntnisse für die optimale Blutzuckerkontrolle auf Intensivstationen: Patienten profitieren deutlich von einer lediglich leichten Senkung der pathophysiologisch erhöhten Blutglucose gegenüber der strengen Einstellung auf Normwerte.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, M. A., München

Selektive interne Radiotherapie

Punktgenau gegen den Krebs

Tumoren und Metastasen ohne größere Operation zu zerstören ist Ziel der modernen Radiologie. Per selektiver interner Radiotherapie (SIRT), einer speziellen Form der Strahlenbehandlung, können minimal invasiv primäre Lebertumoren sowie Lebermetastasen verschiedener Tumoren wirksam behandelt werden, wenn eine Operation nicht in Frage kommt oder/und sich eine Chemotherapie als unwirksam erwiesen hat.

Referiert & kommentiertDr. Beate Fessler, München

Supportivtherapie in der Onkologie

Strategien gegen Chemotherapie-induzierte Anämie und Tumorlysesyndrom

Mit einer ausgefeilten Supportivtherapie lassen sich bei Tumorpatienten Komplikationen, teilweise bedingt durch die notwendige aggressive Therapie, erfolgreich reduzieren und die Lebensqualität verbessern. So hat sich bei Chemotherapie-induzierter Anämie zusätzlich zu den Erythropoese-stimulierenden Agenzien die parenterale Eisensubstitution etabliert. Gefährlich hohe Harnsäurespiegel infolge eines Tumorlysesyndroms lassen sich durch die rekombinante Uratoxidase Rasburicase schnell senken. Daten zu diesen Supportivmaßnahmen wurden im Rahmen des 12. Münchner Fachpresse-Workshops „Supportivtherapie in der Onkologie“ vorgestellt [1].

Referiert & kommentiertDr. Beate Fessler, München

Selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer

Kurzwirksamer SSRI für die Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox

Für Männer mit Ejaculatio praecox steht seit Anfang Juni erstmals ein offiziell zugelassenes Medikament für die Bedarfstherapie zur Verfügung. Der kurz wirksame SSRI Dapoxetin (Priligy®) verbessert alle drei Kernvariablen des vorzeitigen Samenergusses: die Zeit bis zur Ejakulation, die subjektive Kontrolle der Ejakulation und den Leidensdruck des Mannes und seiner Partnerin.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Herzinfarkt und Schlaganfall

Vitamin E und C in der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Männern

Eine große randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Studie mit männlichen Ärzten ≥50 Jahre ergab, dass weder Vitamin E noch Vitamin C in der Lage sind, kardiovaskuläre Ereignisse zu verhindern.