Phantomschmerz – Pathogenese und Therapie


Uwe Junker, Remscheid, und Stefan Wirz, Bad Honnef

Phantomschmerz ist definiert als Schmerz, der in einem fehlenden (amputierten) Körperteil empfunden wird. Im angelsächsischen Sprachgebrauch wird etwas genauer von „phantom limb pain“ gesprochen. Er wird zu den neuropathischen Schmerzen gerechnet und steht in Zusammenhang mit Schädigungen zentraler und peripherer Neurone. Er tritt am häufigsten nach einer Amputation an Armen oder Beinen auf, kann aber auch andere amputierte Körperteile wie Augen, Hoden, Mammae, Penis, Rektum, Zähne oder Zunge betreffen. Mit dem akuten Auslösen des Phantomschmerzes in Zusammenhang stehen physikalische Faktoren, wie bestimmte Haltungen oder Bewegungen des Phantomgliedes, Änderungen der Witterungsverhältnisse oder Druck auf den Amputationsstumpf, sowie psychologische Faktoren, beispielsweise emotionaler Stress. Schmerzqualität und Schmerzintensität sind sehr variabel.
Positiv korreliert mit dem Phantomschmerz ist der Stumpfschmerz, also Schmerz im zurückbleibenden Gliedmaßenstumpf. Akute postoperative Schmerzen im Bereich der Amputationswunde sowie akute postoperative Schmerzen im Gliedmaßenstumpf und im Phantom müssen differenziert werden vom eigentlichen Phantomschmerz, der erst später einsetzt und oft jahrelang anhält. Auch akute und chronische Schmerzen vor einer Amputation spielen eine Rolle bei der Inzidenz, Art und Schwere des Phantomschmerzes in der Phase nach der Amputation.
Das Auftreten von Phantomschmerzen ist korreliert mit maladaptiven plastischen Veränderungen in der kortikalen Repräsentation der betroffenen Gliedmaßen, die im Zusammenhang stehen mit einem Verlust GABAerger Hemmung, Glutamat-vermittelten Änderungen, die Langzeitpotenzierungen ähneln, sowie strukturellen Änderungen in Form axonaler Sprossung. Solche Veränderungen scheinen stärker ausgeprägt zu sein, wenn vor einer Amputation chronische Schmerzen aufgetreten waren.
Mit zunehmendem Verständnis für die neurophysiologischen Grundlagen des Phantomschmerzes wird die Entwicklung von Verfahren zur Vorbeugung der Entstehung oder zur Beseitigung maladaptiver Gedächtnisspuren möglich werden.

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