EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Wenn das Gehirn „zerfällt“

ÜbersichtMagnus Heier, Castrop-Rauxel

Schwindel – eine Übersicht

Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten

Schwindel ist eine sehr häufige Erkrankung, deren Ursachen vielfältig sind und in die Gebiete verschiedener Fachärzte reichen. Auf der Suche nach einer wirksamen Therapie wenden sich Patienten an Hausärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Neurologen, Internisten, Orthopäden sowie an Psychiater. Auch Apotheken sind eine Anlaufstelle für die Patienten, weil die verordneten Therapien häufig erfolglos bleiben. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Diagnose nicht korrekt gestellt wird. Durch wenige Fragen zur Symtomatik (Art, Dauer, Auslöser, Begleitsymptome des Schwindels) und eine gewisse Grundkenntnis der verschiedenen Erkrankungsformen kann die Ursache und damit der ärztliche Fachbereich jedoch grob eingegrenzt werden. In der vorliegenden Arbeit werden die häufigsten Schwindelformen vorgestellt, so dass Apotheker den Patienten sowohl bei der Auswahl geeigneter (Fach-)Ärzte als auch bei der Beurteilung verschiedener Therapien beratend zur Seite stehen können.

ÜbersichtLutz M. Drach, Schwerin

Pharmakotherapie bei Demenz mit Lewy-Körperchen und Parkinson-Demenz

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Unter Berücksichtigung der teilweise sehr unsicheren Datenlage werden vorläufige Empfehlungen für die Pharmakotherapie der kognitiven und psychotischen Symptome sowie der motorischen Parkinson-Symptome bei Demenz mit Lewy-Körperchen gegeben.

FlaggeEnglish abstract

Drug treatment of dementia with Lewy bodies and Parkinson's disease dementia – common features and differences

Dementia with Lewy-bodies (DLB) and Parkinson's disease dementia (PDD) are no rare causes of dementia. Both have neuropathologically, clinically, and neurochemically much in common. In the course of both conditions frequently psychotic symptoms occur, often induced by antiparkinsonian medication. Treatment of psychotic features with conventional antipsychotics is not tolerated in many cases. Therefore low-dose clozapine treatment is acknowledged usual practise for psychosis in Parkinson's disease and a case report indicates efficacy for psychosis in DLB, too. All other atypical antipsychotics except risperidone are not licensed for dementia in Germany, but risperidone is contraindicated in DLB due to manufacturer's notice and usually not well tolerated in DLB and Parkinson's disease. Open trials indicate safety for treatment of psychosis in DLB and PDD with quetiapine. Randomized controlled trials indicate, that quetiapine is less effective than clozapine against psychotic symptoms in both conditions, although comparatively safe. Cholinesterase inhibitors, especially rivastigmine, are a therapeutic alternative for treating both psychotic and cognitive symptoms in both conditions. Parkinsonism in DLB-patients responds worse to levodopa compared to patient with Parkinson's disease. Anticholinergic drugs often induce delirium in demented patients and therefore should be avoided. The same problem is associated with dopamine agonists in PDD and DLB. Amantadine, a NMDA-receptor antagonist like memantine, potentially bears the same risk of worsening psychotic symptoms. The following preliminary recommendation for drug treatment of PDD and DLB can be given: Stop all anticholinergic medication and reduce levodopa and other antiparkinsonian medication to the tolerated minimum. Levodopa alone is preferred. Treat with cholinesterase inhibitors to the maximum tolerated dose. If there is no adequate response regarding psychotic symptoms, add quetiapine. If this approach fails, replace quetiapine by low-dose clozapine. If behavioural disturbances are due to depression, anxiety, or irritability, treatment with an antidepressant, preferably citalopram, is an option.

Key words: Lewy-bodies, Parkinson, dementia, antiparkinsonian drugs, antipsychotics, cholinesterase inhibitors, memantine, benzodiazepines, antidepressants

Der klinisch-pharmazeutische FallDenise Kaufmann, Katharina Walkenbach, Nele Döhler, Georg Wagemann, Markus Menzen, Jürgen Homann und Ulrich Jaehde, Bonn

Pharmazeutische Betreuung eines Patienten mit akutem diabetischem Fußsyndrom

Das diabetische Fußsyndrom ist eine der häufigsten Komplikationen des Diabetes mellitus Typ 2. Betroffen sind von diesem Krankheitsbild vor allem multimorbide, ältere Menschen, die eine komplexe Medikation erhalten, weshalb es häufig zu arzneimittelbezogenen Problemen kommt. Im Folgenden wird die Arzneimitteltherapie eines 81-jährigen Patienten mit einem akuten diabetischen Fußsyndrom und weiteren Erkrankungen mithilfe des SOAP-Schemas analysiert. Die vorliegende Arbeit entstand im Sommersemester 2010 im Rahmen des Wahlpflichtfachs Pharmazeutische Betreuung an der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit den Evangelischen Kliniken Bonn gGmbH, Betriebsstätte Waldkrankenhaus.

BerichtClaudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Biomarker der Alzheimer-Erkrankung

Die Alzheimer-Demenz ist eine chronisch progrediente Erkrankung, von der in Deutschland mehr als eine Million Menschen betroffen sind. Die Diagnose basiert zurzeit vorwiegend auf klinischen und neuropsychologischen Untersuchungen sowie auf der Beobachtung der Symptomatik. Von besonderer Bedeutung ist daher die Forschung über neue, genauere Diagnoseverfahren. Spezielle Laboruntersuchungen in Kombination mit bildgebenden Verfahren ermöglichen nicht nur eine frühzeitige Diagnosestellung, sondern liefern auch wichtige Einblicke in den zeitlichen Verlauf der Erkrankung.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Bisphosphonate

Doch ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs?

Personen, die über mehrere Jahre orale Bisphosphonate einnehmen, haben gegenüber Personen ohne diese Medikation ein signifikant erhöhtes Risiko für ein Ösophaguskarzinom. Das ergab eine jüngst publizierte Analyse eines britischen Patientenregisters.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

NSAR, Coxibe und Opioide

Verträglichkeit von Analgetika bei Älteren

Die Anwendung von Opioiden bei älteren Arthrosepatienten erhöht das Risiko für unerwünschte Wirkungen im Vergleich zu einer Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Eine Therapie mit nichtselektiv wirkenden NSAR birgt zwar einige Risiken, dennoch ist sie nach den Ergebnissen einer amerikanischen Analyse als relativ sicher anzusehen.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. H.-C. Diener, Essen

Migräneprophylaxe

Kombination von medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapie am besten wirksam

Die Kombination einer medikamentösen Prophylaxe mit Betablockern und einer Verhaltenstherapie ist in der Prophylaxe der Migräne besser wirksam als die beiden Therapien alleine. Das zeigte eine Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie in den USA.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Hormonersatztherapie nach der Menopause

Schlaganfallrisiko abhängig von Dosis und Applikationsform

Frauen, die nach der Menopause eine Hormonersatztherapie mit niedrig dosierten Estrogenen in Form von transdermalen Systemen erhielten, hatten kein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Frauen, die höher dosierte Pflaster erhielten oder die Hormone oral eingenommen hatten, war das Risiko für einen Schlaganfall dagegen erhöht. Das Risiko korrelierte außerdem mit der Dauer der Einnahme.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Gerontopsychiatrie

Verhaltensstörungen bei Demenz

Verhaltensstörungen treten bei Patienten mit Demenzerkrankungen häufig auf und erschweren die Pflege. Die Therapie dieser neuropsychiatrischen Störungen ist eine besondere Herausforderung. Die Wirksamkeit verschiedener Substanzklassen bei dieser Symptomatik wurde bei einem von der Firma Janssen-Cilag veranstalteten Satellitensymposium diskutiert. Dabei stellten die Referenten Ergebnisse eigener Untersuchungen vor.

Referiert & kommentiertDr. med. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Primäre Hypothyreose

Einnahme von Levothyroxin zur Nacht besser als am Morgen

Die Einnahme von Levothyroxin am Abend führt verglichen mit der morgendlichen Einnahme zu signifikant höheren Serumspiegeln der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin und zu signifikant niedrigeren Thyreotropinspiegeln. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer niederländischen, randomisierten Doppelblindstudie mit 105 Patienten, die an einer primären Hypothyreose litten.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Echinacea-Wurzelextrakt

Wenig Einfluss auf Schwere und Dauer von Erkältungen

Echinacea-Wurzelextrakt in Tablettenform hat keine signifikanten Auswirkungen auf Schwere und Dauer von Erkältungskrankheiten. Dies ergab eine randomisierte, kontrollierte Studie mit über 700 Patienten.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Otitis media

Kinder profitieren von rascher Antibiotika- Therapie

Bei einer sicher diagnostizierten akuten Mittelohrentzündung profitieren Kleinkinder von einer sofortigen Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure (Coamoxiclav), wie in zwei randomisierten Studien in Finnland und in den USA gezeigt werden konnte.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

HIV-1-Infektion

Vaginalgel PRO2000 schützt nicht vor AIDS

In einer randomisierten, multinationalen Phase-III-Studie wurde an über 9000 Frauen in Schwarzafrika das Vaginalgel PRO2000 getestet. Das Mikrobizid erwies sich zwar als gut verträglich, war aber wirkungslos und eignet sich daher nicht zur HIV-Prävention.