Facetten der klinischen Pharmazie


Birgit Hecht

Das Stichwort „klinische Pharmazie“ verbanden in Deutschland, anders als in den USA und Großbritannien, noch vor wenigen Jahren viele unmittelbar mit Tätigkeiten eines Krankenhausapothekers, etwa als Apotheker auf Station. Doch inzwischen ist die klinische Pharmazie auch hierzulande in den öffentlichen Apotheken angekommen.

Unter klinischer Pharmazie versteht man die Disziplin der Pharmazie, die auf der Basis von pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Kenntnissen die Optimierung der Arzneimittelanwendung am und durch den Patienten zum Ziel hat [1]. Bei der klinischen Pharmazie geht es also darum, die Anwendung von Arzneimitteln zu verbessern, um etwa deren Wirksamkeit zu erhöhen und Nebenwirkungen zu vermeiden. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Patient – egal, ob er sich in einem Krankenhaus befindet oder nicht. Wie vielseitig klinische Pharmazie ist, wurde jüngst bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Pharmazie (DGKPha) deutlich [2].

In der öffentlichen Apotheke beginnt klinische Pharmazie bereits dann, wenn einem unbekannten Patienten bei der Abgabe eines Arzneimittels Hinweise zur richtigen und sicheren Anwendung desselben gegeben werden. Das klingt banal. Aber selbst auf dieser niedrigen Stufe können sich Apotheker engagieren, beispielsweise indem sie die Anwendung eines Pulverinhalators mithilfe eines Demo-Geräts veranschaulichen oder den Patienten über mögliche Nebenwirkungen aufklären.

Auf einer zweiten Stufe kann die Verordnung eines Arzneimittels bei einem bekannten Patienten auf Basis einer Kundenkarte mit der bestehenden Medikation abgeglichen werden. Dabei tauchen vermehrt Meldungen zu Interaktionen auf. Ganz wichtig ist es hier, dass der Apotheker die Meldungen beurteilt und filtriert: Viele Interaktionen sind klinisch nicht relevant und können ignoriert werden. Manche werden vom Arzt bewusst ausgenutzt, um die Wirksamkeit einer Therapie zu erhöhen. Wieder andere können für den einzelnen Patienten gefährlich werden. In diesem letzten Fall sollte der Apotheker Kontakt zu dem verordnenden Arzt bzw. den beteiligten ärztlichen Kollegen aufnehmen und dabei möglichst gleich eine besser geeignete Alternative vorschlagen.

Die höchste Stufe ist ein Medikationsmanagement nach amerikanischem Vorbild. Dabei wird die gesamte Medikation eines Patienten wiederholt analysiert – mit dem Ziel, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Therapietreue zu verbessern, indem arzneimittelbezogene Probleme erkannt und gelöst werden. Diese anspruchsvolle und zeitintensive Form einer pharmazeutischen Dienstleistung klingt für deutsche Ohren allerdings noch sehr nach Zukunftsmusik, solange die dafür notwendigen Rahmenbedingungen fehlen.

Einig waren sich die Referenten und Diskussionsteilnehmer bei der Tagung darin, dass ein Apotheker umso mehr Verantwortung übernehmen muss, je stärker er sich in die Therapie einbringt. Fest steht auch, dass Apotheker hierfür ein spezielles Fachwissen benötigen, das über das hinausgeht, was derzeit in Deutschland im Pharmazie-Studium vermittelt wird. Sobald ein Apotheker in die von einem Arzt verordnete Medikation eingreifen möchte, sollte dies in jedem Fall nur in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit geschehen.

Als Redaktion der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten bemühen wir uns jeden Monat aufs Neue, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Hintergrundinformationen und medizinisches Fachwissen zu vermitteln, das Sie bei der Beratung von Patienten und in Gesprächen mit Ärzten einsetzen können. In dieser Ausgabe der MMP lernen Sie bisher wenig bekannte Nebenwirkungen von Arzneimitteln näher kennen und erfahren, wie man diese vermeiden kann.

Quellen

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