EditorialTanja Saußele

Prüfe, was drinsteckt

ÜbersichtIngo Stock, Bonn

Fosfomycin

Stellenwert bei Erkrankungen durch multiresistente Bakterien

Fosfomycin ist ein bakterizid wirkendes Phosphonsäure-Derivat, das durch Hemmung der Pyruvyltransferase in die Peptidoglykansynthese eingreift. Es besitzt ein breites Wirkungsspektrum, das viele gramnegative und grampositive Bakterien umfasst. Multiresistente gramnegative Problemkeime wie Pseudomonas aeruginosa und Enterobacteriaceae-Stämme, die Beta-Lactamasen mit einem erweiterten Spektrum oder Carbapenemasen bilden, werden meist ebenfalls erfasst. Fosfomycin ist auch gegen die meisten Methicillin-resistenten Staphylokokken und gegen Enterokokken mit und ohne Vancomycin-Resistenz aktiv. In den letzten Jahren durchgeführte Studien zeigen, dass Fosfomycin nicht nur bei unkomplizierten Erkrankungen der Harnwege, sondern auch bei vielen anderen Erkrankungen durch multiresistente Bakterien wirksam ist.

FlaggeEnglish abstract

Fosfomycin – its significance for treatment of diseases due to multidrug-resistant bacteria

Fosfomycin is a bactericidal phosphonic acid derivative, which engages by inhibiting pyruvyltransferase at an early stage in the peptidoglycan synthesis. It shows a broad spectrum of activity that includes many multidrug-resistant gram-negative and gram-positive bacteria. Fosfomycin is active against most strains of Pseudomonas aeruginosa and several multidrug-resistant Enterobacteriaceae, e.g., Escherichia coli strains expressing extended spectrum beta-lactamases (ESBL) and Klebsiella pneumoniae strains with decreased susceptibilities to carbapenems. Most methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) strains as well as enterococci with and without vancomycin resistance are also sensitive to fosfomycin. During the last decade, a variety of studies showed that fosfomycin is not only suitable for treating uncomplicated urinary tract diseases, but also for the treatment of many other diseases caused by bacterial pathogens with and without multidrug resistance. However, large controlled studies demonstrating the efficacy of the drug to treat diseases caused by multidrug-resistant bacteria are still missing. Considering the low number of antibacterial agents with good activity against multidrug-resistant bacteria, fosfomycin should be evaluated as an important antibiotic for the treatment of several severe illnesses due to these pathogens. However, because some multidrug-resistant bacteria are also resistant to fosfomycin, this agent should only be applied if the pathogen is sensitive to this drug. In addition, because rapid development of resistance cannot be excluded if fosfomycin will be applied alone, this drug should only be given in combination with other effective drugs for the treatment of serious systemic diseases due to multidrug-resistant bacterial pathogens.

Fortbildung WissensbasierungKatja Suter, Matthias Briel, Basel, und Judith Günther, Freiburg

Vier Zahlen und ein bisschen Mathe

Das Einmaleins zum Berechnen von Effektmaßen

Ergebnisse von klinischen Studien werden in unterschiedlichen Risiken (Effektmaßen) ausgedrückt. Ereignisraten, relatives Risiko (RR), relative Risikoreduktion (RRR) oder absolute Risikoreduktion (ARR). In diesem Teil unserer Artikelserie über die Grundlagen der evidenzbasierten Medizin zeigen wir, wie die Ergebnisse von klinischen Studien aus deren Rohdaten (Vier-Felder-Tafel) berechnet werden. Dabei dient die Vier-Felder-Tafel als Ausgangspunkt für die Berechnungen der verschiedenen Effektmaße. Die korrekte Interpretation der durch die verglichenen Therapieoptionen erreichbaren Effekte ist die Grundlage der evidenzbasierten Beratung in der pharmazeutischen Praxis.

FlaggeEnglish abstract

Four numbers and basic knowledge of mathematics

Results of clinical trials are presented in different expressions of risks: baseline risk, relative risk (RR), relative risk reduction (RRR), absolute risk reduction (ARR), or risk difference (RD). In this article of our series about the basics of evidence-based medicine we show how results of clinical trials are calculated based on the 2×2-table. The 2×2-table usually contains all information needed to calculate the main study results. Adequate interpretation of the results/treatment effects is the basis for evidence-based advices in pharmaceutical practice.

BerichtRika Rausch, Stuttgart

Medikationsmanagement als multidisziplinäre Aufgabe

Nicht übereinander, sondern miteinander reden

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Pharmazie (DGKPha) ist ein Zusammenschluss von Apothekern und Pharmazeuten sowie Ärzten und Menschen aus anderen Berufsgruppen, die sich für Klinische Pharmazie als patientenorientierte Leistung rund ums Arzneimittel interessieren und diese in Praxis, Forschung und Lehre fördern möchten. Vom 8. bis 9. November 2014 tagten die Mitglieder im Klinikum Konstanz, um sich im Dialog mit Referenten und Interessierten über das „Medikationsmanagement als neue Dienstleistung: Herausforderungen, Barrieren, Perspektiven“ auszutauschen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Schlüssel zum Gelingen derartiger Konzepte in einer guten Kommunikation liegt.

InterviewInterview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Klinische Pharmazie Prof. Dr. Thilo Bertsche

Zur Zukunft der Klinischen Pharmazie

Verzahnung des ambulanten und stationären Sektors erforderlich

Prof. Dr. Thilo Bertsche ist Hochschullehrer für Klinische Pharmazie an der Universität Leipzig und seit November 2013 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Klinische Pharmazie (DGKPha). Wir befragten ihn zur Arbeit der Fachgesellschaft, zum Medikationsmanagement als zentralem Punkt der jüngsten Jahrestagung sowie zu Möglichkeiten für Apotheker und Apothekerinnen, sich auf die neuen Aufgaben im Rahmen einer patientenorientierten Pharmazie vorzubereiten.

Referiert & kommentiertDr. Katharina Arnheim, Freiburg

Therapie der Hepatitis C im Wandel

Interferonfreie Kombinationen im Kommen

Mit der neuesten Generation direkt antiviral wirkender Medikamente ist die Therapie der Hepatitis C wieder einmal in Bewegung geraten. Die Entwicklung dieser neuen Substanzen aus verschiedenen Wirkstoffklassen ermöglicht von nun an Interferon-freie Kombinationstherapien mit hoher Effektivität, guter Verträglichkeit und von kurzer Therapiedauer für alle Genotypen des Hepatitis-C-Virus (HCV).

Referiert & kommentiertDr. Ingo Stock, Bonn

Rifampicin-Einsatz gegen Escherichia coli

„Allein lebende“ E. coli mutieren häufiger

Kürzlich zeigten Wissenschaftler der Universität Manchester, dass Escherichia-coli-Zellen in vitro umso häufiger Resistenzmutationen gegen Rifampicin aufweisen, je kleiner ihre Zelldichte ist. Die Ergebnisse der Studie wurden in Nature Communications publiziert.

Referiert & kommentiertDr. Iris Hinneburg, Halle (Saale)

Chronische Obstipation im Alter

Häufig sind Arzneimittel die Ursache

Chronische Verstopfung ist im fortgeschrittenen Lebensalter keine Seltenheit. Dazu trägt einerseits der Alterungsprozess bei, andererseits aber auch Erkrankungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln.

Referiert & kommentiertDr. Alexander Ströhle, Hannover

Vitamin D und Sterblichkeit

Personenbezogene Metaanalyse bestätigt etablierte Referenzwerte

Wissenschaftler und Ärzte gehen schon länger davon aus, dass eine schlechte Vitamin-D-Versorgung die kardiovaskuläre Sterblichkeit erhöht. Auch die Gesamtsterblichkeit scheint bei unzureichender Versorgung gesteigert zu sein. In einer Metaanalyse von acht europäischen und US-amerikanischen Kohorten konnten diese Zusammenhänge nun bestätigt werden. Darüber hinaus hat sich die Serum-25(OH)D-Konzentration (Calcidiol) bei Personen mit einer Krebserkrankung in der Vorgeschichte als prognostischer Parameter erwiesen.

Referiert & kommentiertDr. Iris Hinneburg, Halle (Saale)

Frailty-Syndrom

Mit Ernährung und Bewegung gegen die Gebrechlichkeit

Frailty gilt bei älteren Menschen als wichtiger Risikofaktor, dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert und die Betroffenen ihre Selbstständigkeit verlieren. Ernährungs- und Bewegungsprogramme können helfen, der Gebrechlichkeit entgegenzuwirken.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, M. A., München

Ästhetische Dermatologie

Großflächige Anwendung von Hyaluronsäure

Hyaluronsäure gilt als „Wunderwaffe“ gegen Hautalterung. Nachdem man lange Zeit Hyaluronsäure ausschließlich zur Unterspritzung von Falten im Gesicht einsetzte, sollen sich mit neu strukturierten Hyaluronpräparaten die Zeichen von Hautalterung großflächig auch an Hals, Dekolleté, Oberarmen und Handrücken korrigieren lassen.

Referiert & kommentiertClaudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Alzheimer-Demenz

Zusammenhang mit Benzodiazepinen?

Eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie mit 1796 an Alzheimer-Demenz Erkrankten und 7184 Kontrollprobanden kommt zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Benzodiazepinen mit einem erhöhten Risiko für eine Alzheimer-Demenz einhergeht.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Parkinson-Krankheit

Mehr Vigilanz – höhere Lebensqualität

Patienten mit Morbus Parkinson ist der Erhalt der Vigilanz (Tagesfrische) besonders wichtig. Sie möchten in den Aktivitäten des täglichen Lebens so wenig wie möglich beeinträchtigt sein. Mit Piribedil steht ein Dopaminagonist zur Verfügung, der sich nicht nur positiv auf die Motorik, sondern auch auf die Tagesfrische auswirken kann, wie auf einer Pressekonferenz von Desitin am Rande der Neurowoche im September 2014 in München berichtet wurde.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf Holzgerlingen

Rheumatoide Arthritis

Tofacitinib wirksamer als Methotrexat

Der Januskinase(JAK)-Hemmer Tofacitinib konnte bei Patienten, die zuvor noch nicht mit Methotrexat behandelt wurden, Anzeichen und Symptome der rheumatoiden Arthritis deutlich besser lindern und das Fortschreiten der strukturellen Gelenkschäden stärker verhindern als eine Therapie mit Methotrexat. Allerdings gingen diese Fortschritte mit einer höheren Nebenwirkungsrate einher.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Schweres Asthma bronchiale

Inhalierbares Tiotropium als Zusatztherapie

Nahezu jeder zweite Asthma-Patient hat trotz Anwendung derzeitiger Therapieoptionen weiterhin Symptome und ein erhöhtes Risiko für schwere Exazerbationen. Im Rahmen des internationalen Expertenmeetings „Asthma global media event“ im September 2014 in München wurde dargelegt, dass eine Zusatztherapie mit inhalativem Tiotropium (Spiriva® Respimat®) Asthmasymptome signifikant verbessert und das Risiko für schwere Exazerbationen deutlich senkt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Bruton-Tyrosinkinasehemmer gegen B-Zell-Lymphome

Ibrutinib hemmt die B-Zell-Rezeptor-Signalwege

Ibrutinib gehört zu der neuen Klasse der Bruton-Tyrosinkinasehemmer und zeigt Therapieerfolge bei Patienten mit therapierefraktären beziehungsweise rezidivierten B-Zell-Lymphomen wie der chronisch lymphatischen Leukämie und dem Mantelzell-Lymphom. Die Substanz ist vergleichsweise gut verträglich, häufigste Nebenwirkung ist eine Diarrhö. Die Daten wurden auf einem Satellitensymposium der Firma Janssen-Cilag im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) im Oktober 2014 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Tumorbedingte Durchbruchschmerzen

Rasche Analgesie durch Fentanyl-Buccaltablette

Akute Durchbruchschmerzen bei Krebspatienten können trotz guter analgetischer Basismedikation auftreten. Orale, nicht retardierte Opioide sind aufgrund ihres langsamen Wirkeintritts und der langen Wirkdauer nicht mehr Mittel der ersten Wahl bei diesen Schmerzattacken. Es stehen Optionen wie eine rasch wirksame Fentanyl-Buccaltablette zur Verfügung, die bereits nach zehn Minuten die Schmerzen deutlich lindert.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Schmölln

1. Welt-Thrombose-Tag 2014

Thrombosen und ihre Folgen

Thrombosen der tiefen Bein- oder Beckenvenen können tödliche Folgen haben oder für die Betroffenen lebenslang belastend sein. Daher engagieren sich nationale und internationale Fachgesellschaften dafür, Fachleute und Laien über deren Risikofaktoren, Entstehung, Anzeichen und Komplikationen aufzuklären und die Diagnostik und Therapie zu verbessern. Dies wurde auf einer Pressekonferenz anlässlich des 1. Welt-Thrombose-Tages in Berlin 2014 deutlich.