Kann Menthol während der Schwangerschaft z.B. als Tee, Inhalation oder zum Einreiben angewendet werden?


Dr. phil. Andreas U. Schmid, Apotheker, pharmaSuisse

Menthol kommt in verschiedenen Pflanzen vor, ist aber in Minzengewächsen in hohen Konzentrationen (Anteil im Öl 35–70%) enthalten [1, 4, 8]. Die Pflanzen werden seit Jahrhunderten [2], bzw. seit Jahrtausenden [10] in der Medizin eingesetzt (symptomatische Beschwerden von Verdauungsstörungen; symptomatische Behandlung von Husten und Erkältung; symptomatische Linderung von Juckreiz und Schmerzen [3]). Wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von Minzenblättern, Minzenöl oder Menthol in der Schwangerschaft und Stillzeit sind aber nur relativ wenige gemacht worden [1, 2].

Registerdaten von gut 8500 Schwangerschaften aus Quebec sind retrospektiv analysiert worden [6, 7]. Zum einen interessierte, ob die Verwendung von Pfefferminze während dem zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt darstellt [6]. Eine andere Analyse derselben Daten ging der Frage nach, ob das Risiko für ein tiefes Geburtsgewicht durch die Anwendung von Pfefferminze gesteigert wird [7]. Für beide untersuchten Risiken wurde kein erhöhtes Auftreten gefunden [6, 7].

Eine Schale mit einigen Tropfen Pfefferminzöl in Wasser, welche während der Nacht unter das Bett der Schwangeren gestellt wurde (eigentlich eine Raumbeduftung), zeigte einen schwach positiven Trend bei der Reduktion von Übelkeit während der Frühschwangerschaft [5, 9].

Generalisierter Pruritus ist bei 1–8% der Schwangeren ein Problem [1]. Eine 0,5% Lösung von Pfefferminzöl in Sesamöl kann den Juckreiz wirkungsvoll lindern. In der Studie wurden keine Nebenwirkungen auf die Schwangerschaft beschrieben [1].

Die einschlägige Literatur zu pfefferminzhaltigen Medikamenten während der Schwangerschaft [2, 12] interpretiert die fehlenden Daten eher zu Gunsten der Anwendung, mahnt aber wohl aus juristischen Gründen, eine Therapie mit medizinischen Fachpersonen zu besprechen. Eine Nebenwirkung von Minze kann ein verstärkter Reflux sein. Dies ist in der Schwangerschaft nicht erwünscht, weswegen eine innerliche Anwendung nur kurzfristig erfolgen sollte [11]. In der Literatur zu Medizinalpflanzen [8] wird Minze in normalen Dosierungen als „üblicherweise sicher“ eingestuft. Da jedoch keine hinreichenden Studien zur Anwendung bei Schwangeren vorliegen, wird jeweils sicherheitshalber empfohlen, während der Schwangerschaft auf Minze zu verzichten [8, 13].

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