EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Medizinischer Wissenszuwachs durch und für die MMP

ÜbersichtMirna Golos und Gerhard Buchbauer, Wien

Ätherische Öle und ihr Einfluss auf Arzneimittelwirkungen

Einige Beispiele

Generell herrscht bei Verbrauchern die Ansicht, dass pflanzliche Zubereitungen und somit auch ätherische Öle in jeder Hinsicht sicher und unbedenklich sind, da es sich dabei ja um natürlich vorkommende Stoffe handelt. Mit zunehmender Häufigkeit einer Selbstmedikation mit pflanzlichen Produkten steigt auch die Notwendigkeit, mögliche Wechselwirkungen mit herkömmlichen Arzneistoffen zu kennen und zu verstehen. Da ätherische Öle Multikomponentenmischungen von flüchtigen Verbindungen sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass entweder jeder Inhaltsstoff für sich oder mehrere zusammen mit Arzneimitteln in Wechselwirkung treten können. In diesem Sinn werden in der folgenden kurzen Übersicht die ätherischen Öle des Anis, der Bitterorange, der Kamille, Pfefferminze und des Rosmarins, ihre Inhaltsstoffe und die Wege, auf welchen diese mit verschiedenen Arzneimitteln interagieren, besprochen.

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Essential oils and their influence on the actions of drugs: some examples

There is a general belief that herbal products, thus essential oils too, are safe because they are natural. Together with the increased appearance of common and self-initiative usage of herbal preparations there is also an increased need of knowing and understanding possible interactions with concomitantly taken drugs. Since essential oils are mixtures of multiple active volatile compounds it is very likely for essential oils and especially their constituents also to interact with drugs. The presented treatise will reveal some of such interactions. Most of them are pharmacokinetic ones, while pharmacodynamic interactions seem to be less studied. While some of these interactions may have a negligible impact on the effect of drugs – and it was the aim of this paper to demonstrate the impact of volatile oils on the effect of drugs when applied together – other mutual effects may be rather harmful. Under certain circumstances it could be possible to use the effects of these interactions also for the benefit of the patients, but further clinical investigations are needed.

ÜbersichtAlexander Ströhle, Hannover, Maike Wolters, Bremen, und Andreas Hahn, Hannover

Sicherheit von Folsäure

Fakten und Fiktionen

Die Verbesserung der Folatversorgung in der Bevölkerung ist ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel. Jedoch wächst die Zahl kritischer Stimmen, die vor den negativen Wirkungen einer (zu) hohen Folsäure-Aufnahme warnen. Sicherheitsbedenken bei einer hohen Folatexposition beschränken sich meist auf die synthetische Folsäure (Pteroylmonoglutaminsäure), wie sie in Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist. Vor diesem Hintergrund befasst sich der vorliegende Beitrag mit zwei Fragen: Inwieweit unterscheiden sich die Absorption und der postabsorptive Stoffwechsel der synthetischen Folsäure von anderen Folatformen? Und wie ist die langfristige Sicherheit von Folsäure zu beurteilen, insbesondere mit Blick auf das Risiko für Dickdarmkrebs, Autismus, Asthma bronchiale, Störungen der Immunabwehr, Maskierung eines Vitamin-B12-Mangels und Interaktionen mit Methotrexat?

FlaggeEnglish abstract

Safety of folic acid

Improving dietary folate intake is a central public health goal. However, critical voices have become louder warning of too high intake of folic acid. Safety concerns of a high folic acid exposure are usually limited to synthetic folic acid contained in drugs and food supplements. Against this background, the present article focuses on two matters: (a) How do the absorption and metabolism of synthetic folic acid differ from that of other folates? (b) How has the longterm safety of folic acid to be judged, especially regarding the risk of colorectal cancer, autism, asthma, impaired immune defence, masking vitamin B12 deficiency and interactions with the methotrexate metabolism?

Fortbildung WissensbasierungIris Hinneburg, Halle (Saale)

Leitlinien unter der Lupe

Hilfreiche Handlungsempfehlungen oder verzerrtes Werturteil?

Medizinische Leitlinien gewinnen auch für die Beratung in der Apotheke zunehmend an Bedeutung. Im besten Fall sind Leitlinien hilfreiche Dokumente, die den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammenfassen und die Orientierung erleichtern. Das muss der Apotheker allerdings im Einzelfall immer kritisch prüfen. Bei der Anwendung auf eine konkrete Fragestellung sollte er auch immer die Grenzen solcher Handlungsempfehlungen im Blick behalten.

FlaggeEnglish abstract

Clinical guidelines – helpful recommendations or biased documents?

Pharmacists have to know the recommendations of clinical guidelines. In a best case scenario, clinical guidelines are helpful documents which summarise the current knowledge for the diagnosis and treatment of a defined disease. But pharmacists have to make sure that the recommendations are not biased. Therefore, critical appraisal of clinical guidelines is necessary.

BerichtEugen J. Verspohl, Münster

Leitlinien aus juristischer Sicht

Wie verbindlich sind sie im Rahmen von Therapiefreiheit und Behandlungsfehlern? (BGH-Bewertung)

Leitlinien wurden für die Therapie eingeführt und sind ohne Zweifel ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung. Ziel der Erstellung von Leitlinien ist die Festschreibung neuer Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. Leitlinien müssen nachweislich die Qualität der Therapie sichern, verbessern und daher formal eine hohe methodische und fachliche Qualität besitzen, auch hinsichtlich ihrer Empfehlungen transparent sein und die zugrunde liegenden Entwicklungsprozesse müssen rational nachvollziehbar sein. Bedeutsam sind natürlich nur die von Fachleuten erstellten Leitlinien (Anmerkung: Jeder Laie kann Leitlinien ins Netz stellen).

Fragen aus der PraxisDr. phil. Andreas U. Schmid, Apotheker, pharmaSuisse

Kann Menthol während der Schwangerschaft z.B. als Tee, Inhalation oder zum Einreiben angewendet …

Referiert & kommentiertChristine Vetter, Köln

Hyperhidrose

Krankhaftes Schwitzen und der häufig unterschätzte Leidensdruck

Übermäßiges und unangepasstes Schwitzen ist häufig mit einem erheblichen Leidensdruck der Betroffenen verbunden. Für die systemische Therapie der generalisierten Hyperhidrose stellen Anticholinergika eine effektive Therapiemöglichkeit dar, wobei gute Erfolge mit Methantheliniumbromid zu erwirken sind. Der Wirkstoff passiert kaum die Blut-Hirn-Schranke und ist entsprechend gut verträglich.

Referiert & kommentiertMichael Koczorek, Bremen

Multiples Myelom

Anti-CD38-Antikörper mit ersten Studiendaten

Durch die Entwicklung der neuen Substanzen hat die Therapie des multiplen Myeloms in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Weitere Verbesserungen der Behandlung werden jetzt von monoklonalen Antikörpern erwartet, die in unterschiedlichen klinischen Stadien untersucht werden. Fortgeschritten in der Entwicklung ist Daratumumab: Der Anti-CD38-Antikörper hat sich in bisherigen Studien als effektive, dabei wenig toxische Substanz sowohl bei vorbehandelten als auch neu diagnostizierten Patienten erwiesen. Aktuelle Daten von der Jahrestagung 2014 der American Society of Hematology (ASH) wurden im Januar bei einem Presseworkshop von Janssen in Frankfurt vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Prostatakarzinom

Rauchen beeinträchtigt Therapieerfolg

Bei Patienten mit Prostatakarzinom, die unter der Strahlentherapie weiter rauchen, steigen das Risiko für ein Rezidiv, für Spätfolgen einer externen Strahlentherapie sowie die Karzinom-bedingte Sterblichkeit. Dies ergab eine retrospektive Studie mit den Daten von über 2300 Patienten.

Referiert & kommentiertRegine Schulte Strathaus, Wiesbaden

Schmerz-Management

Neues Erfassungssystem ermöglicht Ärzten schnelleres Reagieren

Verschlimmern sich bei chronischen Schmerzpatienten die Beschwerden, ist eine zeitnahe Umstellung der Therapie angezeigt. Durch ein neues Erfassungssystem in Schmerzpraxen stehen dem Arzt die dafür notwendigen Informationen über die Beschwerden nun rascher und umfassender zur Verfügung. Das System ist aber nicht nur Grundlage für die Modifikation der individuellen Therapie, sondern soll im Rahmen eines Schmerzregisters auch Aufschluss über Verbesserungsmöglichkeiten der schmerzmedizinischen Versorgung geben.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Antibiotika-Resistenz

Teixobactin gegen grampositive Pathogene

Angesichts der Zunahme bedrohlicher bakterieller (Mehrfach-)Resistenzen braucht es verstärkte Anstrengungen, neue Wirkstoffe mit geeigneten Wirkungsmechanismen zu finden. Die Mehrzahl der heute in der Klinik eingesetzten Antibiotika sind Derivate von Naturstoffen, gewonnen aus Umweltmikroben. Teixobactin ist ein Produkt des neu entdeckten gramnegativen Proteobakteriums Eleftheria terrae und wurde kürzlich im Rahmen eines Screenings von zehntausend bislang noch nicht kultivierten Bodenbakterien-Spezies entdeckt. Auf dem diesjährigen Bad Honnef-Symposium der Paul-Ehrlich-Gesellschaft wurde der Wirkstoff mit einer ausgeprägten In-vitro-Aktivität gegen viele grampositive Infektionserreger vorgestellt.