Auf eine gute Zusammenarbeit


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Eine Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V. (BPhD) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) zum Pharmaziestudium aus dem Jahr 2011 ergab, dass bei 86,2% der Befragten (Apotheker und Studenten) das Interesse an mehreren naturwissenschaftlichen Fächern der Hauptgrund für das Pharmaziestudium war [1]. Als interdisziplinärer Studiengang mit den Grundlagen der Chemie, Biologie, Physik und Physiologie bis hin zu Fächern wie Molekularbiologie, Pharmazeutischer Technologie, Pharmakologie und Klinischer Pharmazie bietet das Pharmaziestudium uns Apothekern eine breite naturwissenschaftliche Ausbildung, um uns zu Fachleuten rund um das Arzneimittel zu machen. Um genau diese Interdisziplinarität geht es aber auch über das Studium hinaus.

In der Forschung ist die Zusammenarbeit über einzelne Disziplinen unabdingbar und auch sehr erfolgreich. Einer aktuellen Nature-Publikation zufolge weist der Gesundheitssektor mit den Gebieten öffentliches Gesundheitswesen, soziale Aspekte und Medizin derzeit den höchsten Grad an Interdisziplinarität auf, gemessen anhand zitierter Publikationen inner- und außerhalb der einzelnen Disziplinen [3]. Entgegen dem Stigma, Interdisziplinarität sei nur für Leute, die nicht gut genug sind, um Dinge allein zu bewältigen, sollten Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen zusammengebracht werden.

Wie sieht diese Zusammenarbeit in der pharmazeutischen Praxis aus? Hier spielt die erfolgreiche Kommunikation und Kooperation von Apothekern und Ärzten eine wichtige Rolle – nicht nur im Krankenhaus oder bei der Erstellung neuer Empfehlungen und Leitlinien, sondern auch in der Offizin. Es geht hierbei nicht allein um die Optimierung von Arbeitsabläufen oder eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit, sondern auch um Patientenzufriedenheit und -sicherheit: Denn im Zentrum des Geschehens steht der Patient. Leider missglückt diese Zusammenarbeit häufig mit gegenseitigen Vorwürfen des Überschreitens von Zuständigkeitsgrenzen, Überheblichkeit oder Infragestellen der Kompetenz.

Mit der Erweiterung Ihres Medizinwissens möchten wir Sie unterstützen, dem Arzt auf Augenhöhe zu begegnen. Es geht nicht um das Überschreiten von Zuständigkeitsbereichen, zum Beispiel das Erstellen einer Diagnose durch den Apotheker, sondern darum, einen besseren Einblick in ärztliches Handeln zu erhalten. Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Arzt zu erleichtern und auch manchem Patienten die Vorgehensweise des Arztes besser erklären zu können oder den Gang zum Arzt nahezulegen.

In unserer neuen Rubrik Medizin meets Pharmazie, die in diesem Heft zum ersten Mal erscheint, informieren wir Sie neben den epidemiologischen und pathophysiologischen Grundlagen eines Krankheitsbilds und der Darstellung der Arzneimitteltherapie auch zu Diagnostik und klinischer Praxis. Komplexe Erkrankungen werden in einzelnen Schritten (Basiswissen – Diagnostik – Therapie – Fallbeispiel) erläutert. Am Ende der Rubrik erhalten Sie die Antworten auf wichtige Fragen in einer Zusammenfassung.

Medizin meets Pharmazie startet mit dem Thema Kopfschmerzen, der am häufigsten bagatellisierten Erkrankung. Ab Seite 428 erhalten Sie umfangreiche Informationen, z.B. zum Unterschied zwischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Migräne und zur Migräneprophylaxe. Oder lesen Sie noch einmal nach, wann Sie dem Patienten lieber den Gang zum Arzt empfehlen sollten und welche Arzneistoffe für eine evidenzbasierte Behandlung der unterschiedlichen Kopfschmerzarten infrage kommen.

Anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses, der vom 14. bis 17. Oktober 2015 in Mannheim stattfand, wurde auf die Bedeutung multimodaler Therapiekonzepte für eine adäquate Behandlung von Schmerzpatienten hingewiesen [2]. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollten alle Disziplinen ins Boot geholt werden. Prof. Andreas Straube, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG), betonte die Rolle des Apothekers, der bei der Selbstmedikation und Beratung von Kopfschmerzpatienten oft die erste Anlaufstelle ist. Er begrüßte die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern. Der Plan, Apotheker künftig beim Deutschen Schmerzkongress einzubeziehen und apothekenspezifische Fortbildungsinhalte anzubieten, ist hier ein entscheidender Schritt für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

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